Verschleiß ist das, was, wie hier in unseren Motoren, geschieht, wenn die (vor allem Gleit-)Lager der Kurbelwelle, der Pleuel, der Nockenwelle(n) abgetragen werden oder einlaufen, wenn die Zylinderlaufbahnen durch die Kolbenringe und das seitliche Abstützen durch das Kolbenhemd die Honspuren verlieren oder gar Riefen bekommen oder unrund werden, wenn die gehärteten Nockenwellen sich in das Aluminium der Köpfe einarbeiten, wenn der Ventiltrieb sich einarbeitet und wenn die Ventilschäfte in ihren Führungen hin und her rasen.
Neben den anderen Stellen in Motor und Antrieb sind das die Bereiche, in denen wir mit unserem Fahrverhalten maßgeblich Einfluss auf den Verlauf des Verschleißes nehmen können.
Neben regelmäßigem Wechsel der Öle und Filter, der Qualität der zugelassenen Öle und Kraftstoffe, der korrekten Einstellungen und Maße, der Fahrweise, ist der Kaltstart ein wesentlicher verschleißrelevanter Faktor.
Stand der Motor z.B. nachts, ist morgens das ganze Öl aus den (Gleit-)Lagern herausgelaufen und hat sich mit allem weiteren herausgetropften Öl in der Ölwanne gesammelt (beim Trockensumpf ist es ähnlich).
Es ist zwar noch ein dünner Ölfilm in den Lagern und Gleitflächen sowie Restöl in Bohrungen und Leitungen vorhanden, aber jetzt nach Dauer des Stillstands und je nach Temperatur ist der Film wenig belastbar bzw. die Restölmenge ist sehr gering. Würde man jetzt den Motor ohne sofort einsetzende Druckölzufuhr starten, würde er innerhalb kürzester Zeit festgehen und wäre damit zerstört.
Diese Situation - Öl aus Lagern und Schmierstellen in Ölwanne weitestgehend abgetropft - finden wir beim Kaltstart regelmäßig vor.
Auch sind die Lagerspiele im kalten Zustand in aller Regel etwas größer als bei Betriebstemperatur (daher klappern unsere Schätzchen am Anfang auch ganz hübsch und viel mehr als nachher auf Betriebstemperatur).
Mit der ersten Drehung des Motors, zuerst mit dem Anlasser, drehen sich die Ölpumpen und saugen das meist noch zähe Öl aus der Ölwanne und pressen es durch das Labyrinth der Ölkanäle zu den Schmier- und Lagerstellen. Zuerst erreicht es die Kurbelwellen- und Pleuellager und baut dort drinnen den lebenswichtigen Druck(keil) auf, Spritzöl von den Pleuel schmiert die Zylinderwände, endlich gelangt das erste Öl nach einigem Weg und einigen Sekunden die Zylinderköpfe und versorgt dort alle Teile.
In dieser sensiblen Phase der Kalstarts, in der die Lagerspiele auch noch groß sind, noch kaum Öldruck in den (Gleit-)Lagern und kaum Spritzöl an den Zylinderwänden und Kolbenbolzen angekommen ist, das Öl zudem noch zäh, ist der Verschleiß in dieser Kaltstartphase um einiges höher als nachher im Betrieb.
Wer JETZT und bei Kaltstarts regelmäßig "Gummi" gibt, verursacht hohen Verschleiß und reduziert damit zwangsläufig die Lebensdauer seines Schätzchens.
Also auch hier spielt wieder einmal die Kette Gasdrehgriff - rechte Hand - Hirn des Fahrers eine wesentliche Rolle...