Das ist das was in an anderer Stelle als Halbwahrheit bezeichne. Natürlich regelt der Speicher Leistungsschwankungen im Netz aus. In Australien, mit einer Struktur der Stromversorgung die mit der in Deutschland oder allgemein von Europa nicht vergleichbar ist. Die Schwankungen dort haben ganz andere Gründe und andere Folgen als bei uns. Zudem ist der Bedarf an der Höhe der Regelleistung ein ganz anderer.
Zur Erläuterung:
Unser derzeitiger Regelleistungsbedarf liegt bei etwa 3000 - 5000 MW, nicht zu verwechseln mit gesicherter Kraftwerksleistung. Die lag mal bei ca. 20000 MW (20 GW). Die aktuellen Werte habe ich leider nicht.
Wir unterscheiden zwischen Primär- (sofort), Sekundär (< 1 Min) und Tertiärregelung (5 Min). Alles was darüber hinaus geht muß durch Kraftwerkseinsatzplanung geregelt werden, wozu dan auch die gesicherten Leistungen herangezogen werden. Oder auch Kraftwerke runtergefahren werden.
Die meisten Grunlastkraftwerke sind als Primärregler geeignet (Schippe Kohle mehr oder weniger), Senkundärr- und Tertiärrregler sind dann beispielsweise Gasturbinen- und Pumpspeicherkraftwerke, die angefahren oder auch abgeschaltet werden. Die Last kann sich ja auch verringern. Hierbei sind leistungsmäßig ganz andere Größenordnungen erforderlich.
Mittlerweile können nun auch BHKWs und Biogasanlagen an der Regelleistungsbereitstellung teilnehmen, allerdings in geringem Umfang und soweit überhaupt verfügbar. Der lokale Netzbetreiber vor Ort kann deren Einsatz einschränken, wenn der Einsatz im lokalen Netz zum aktuellen Zeitpunkt der Leistungsanforderung zu Problemen führen kann. Wurde zur "guten alten zeit" die Regelleistungsbereitsstellung in erster Linie nach technischen Gesichtspunkten durchgeführt, so erfolgt die heute durch Ausschreibungen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. M. E. ein Fehler im System, der dazu führen kann, daß entweder zuviel oder zuwenig Leistung bereit steht, die durch Alternativen gedeckt werden muß (z. B. Stromim-/exporte). Der Aufwand ist mittlerweile erheblich und die Anzahl der notwendigen Netzeingriffe hoch. Davon bekommt aber der normale Stromkunde nichts mit, weil der Strom nahezu immer verfügbar ist und sowieso aus der Steckdose kommt.
WEA und PVA sind nicht regelleistungsgeeignet.Die speisen halt ein, wenn gerade die notwendige Primärenergie zu Verfügung steht. Theoretisch können die Anlagen zwar abgeregelt werden, aufgrund ihres in der EEG festgeschriebenen vorangigen Charakters kostet das allerdings. Diese Kosten zahlt der Stromkunde.
Speicher sind tatsächlich eine Lösung des Problems. Zentrale (z. B. Pumpspeicher oder Gasdruckspeicher) oder auch dezentrale an den Anlagen. Nach dem derzeitigen Stand der Batterieforschung und den derzeitigen herstellungsverfahren und Kosten sehe ich
derzeit keinen praktischen Nutzen bei Batteriespeicher, außer man will dynamisch schnell ausregeln, weil die Netze zu schwach sind bzw. die Netze aufgrund der Entfernungen einfach nicht dynamisch stabil sind. Aktuell sehe ich eine Nutzung Power2Gas an den Anlagen oder parkweise als sinnvoll an. Das ist beherrschbare und bezahlbare Technik, die wir mit eigenen Ressourcen stemmen können. Der oft zitierte schlechte Wirkungsgrad spielt dabei keine Rolle, wenn man die Gesamtbilanz betrachtet (eine von mir unbewiesene Behauptung). Allerdings die Dunkelflaute ist damit auch nicht beherrschbar, dafür brauche ich gesicherte Reserven. Nach dem derzeitigen kenntnisstand Gasturbinenkraftwerke.
Zukünftig könnten auch Batteriespeicher sinnvoll sein, inbesondere dann, wenn man in die Fläche geht und vor Ort speichert. Ich habe beispielsweise einen Speicher im Keller mit effektiv 4,8 kWh (6,2 kWh nom.), der im Zeitraum von etwa März bis Oktober den Strom für die Abend- und Nachtstunden puffert. In dieser Zeit bin ich bezüglich Strom energieautark. Allerdings mit erheblichen Investitionskosten. Es ist halt mein Hobby, deswegen bezahle ich das und auch weil ich es kann. Ich würde deswegen auch von niemandem anderen verlangen das gleiche zu. Die derzeit vorgesehene Senkung des Strompreise ist für mich nicht interessant, eher kontraproduktiv was meine Kosten anbelangt.
Bei dem derzeitigen Sonnenangebot wird mein Speicher nicht mehr voll, teilweise sogar nur noch Standby-Betrieb mit Erhaltungsladung über das Netz.
Das auch zum Thema Theorie und Praxis.
Als letztes noch:
in den 80igern gab es Berlin auch einen Batteriespeicher der AEG. Das Stromnetz in Berlin war damals Inselnetz. Durch den Speicher sollten kurzfistige Schwankungen ausgeglichen werden, die sich aus dem Dynakiverhalten des schwachen Inselnetzes von Berlin ergaben. Nach der Wende wurde auch das Netz wiedervereint und der Speicher verschrottet (recycelt).
Grüße Thomas