Am Morgen wollte ich nur mal zur Tenere und schauen, ob es ihr gut geht. Die Luft ist klar, es ist nicht zu warm, ich habe gefrühstückt... Mein Plan, heute eine Pause einzulegen, ist sofort dahin.
Ich denke, es wäre doch gut, wenigstens ein paar Kilometer hier in der Gegen zu fahren. Einfach mal ohne die Koffer, die ich ja im Hotel lassen kann. Einer der Hotelangestellten hatte mir am Vorabend eine besondere Route, südöstlich von Tafraout empfohlen. Es ginge durch die Berge, eine Oase und dann mit viel Offroad zurück. Nicht lang, aber ich würde bestimmt viel Spass haben. Wie könnte ich die Empfehlung eines Locals ignorieren?
Kurz später sitze ich also wieder auf der Tenere und fahre durch kleinste Wege des Antiatlas.
Zunächst geht es in die Höhen und die Temperaturen sind mal wieder Marokko-untypisch niedrig. Dann fahre ich durch eine langgezogene Schlucht durch die Oase Ait Mansour, die sich wirklich lohnt.
Am Ende fährt man dann noch durch ein fast verlassenes Bergdorf.
Als ich da durch bin, sehe ich ein Schild "Akka Goldmining". Ich bin ein Fan des Edelmetalls und die Mine würde ich mir gerne ansehen. Also fahre ich von der empfohlenen Route ab und komme bis zum Eingang des Minengeländes.
Blöd ist, dass das streng bewacht wird. Ich darf nicht mal Fotos am Zaun des Geländes machen.
Etwas enttäuscht drehe ich um und fahre wieder zurück zur empfohlenen Route, die ab der Stelle, an der ich zur Mine abgebogen bin "abenteuerlich" werden soll. Ich bin schon gespannt. Wenn die Tenere bisher mit Koffern funktioniert hat, sollte es hier mit weniger Gewicht allemal klappen.
Ich bleibe dann auch nur ein Mal an einer Stelle stecken, wo feiner Sand und eine Steigung ins Nichts ohnehin das Ende der Route markieren. Das Motorrad kriege ich diesmal sogar ohne Umschmeissen umgedreht.
Zurück geht es aber weiter über Stock und Stein, wobei die Tenere mit jedem Kilogramm weniger mehr Freude macht. Ich fürchte nur, morgen muss ich die Alukoffer wieder anbauen.
Irgendwann am Nachmittag komme ich wieder in die Nähe von Tafraoute. Südlich der Stadt soll es noch eine Stelle geben, die einen Besuch wert ist: Bemalte Felsen. Ich hatte bei der Recherche Fotos gesehen und dachte mir, wenn die Zeit es zulässt, schaue ich mir das an. Die Felsen erreicht man wieder nur über eine staubige Schotterstrecke.
Die Felsen - vornehmlich hellblau bemalt - sind wirklich skurril. Das sind auch nicht nur drei Steinchen, die angemalt wurden. Hier erstrahlen ganze Felsformationen in blau, gelb und rot. Ich überlege lange, ob ich das nun schön oder kitschig finden soll und entscheide mich für "künstlerisch".
Als ich am Nachmittag wieder im Hotel bin, steht neben mir im Hof eine Husqvarna Norden 901 mit marokkanischem Kennzeichen. Ein deutsches Paar hat sich die Maschine in Agadir geliehen und ist nun hier in der Gegend unterwegs. Sie sind beide begeistert von der 901 und meinen, die wäre auch im Zwei-Personen-Betrieb viel besser und handlicher als sie ausschaut. Jedenfalls sind die beiden die ersten Motorradreisenden seit Foum-Zguid.
Ich fühle mich jetzt nicht mehr ganz so einsam...