Marokko und Westsahara (extrem)

Diskutiere Marokko und Westsahara (extrem) im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Bist du von Demnate nach Quarzazate auf der R 307 gefahren?
peterxx

peterxx

Dabei seit
28.02.2008
Beiträge
409
Ort
München
Modell
Honda 750 Transalp, Yamahe Ténéré 700
Bist du von Demnate nach Quarzazate auf der R 307 gefahren?
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Ja, R307. Aber die war noch vom Winter im desolaten Zustand, wirklich eine Dreckspiste aus Schlamm und Schotter. Sie haben recht viel daran gearbeitet als ich da lang bin und ich wünsche dir, dass es deutlich besser ist, wenn du da lang fährst.
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
So, ich hatte genug "Entspannung" und kann mich wieder der "Arbeit" widmen. Mittlerweile bin ich im Süden Marokkos, in Foum-Zguid angekommen.

1286.JPG


Es ist warm geworden, wobei die hier gerade herrschenden 28 Grad für marokkanische Verhältnisse eher frühlingshaft sind. Selbst auf dem Asphalt trifft man kaum noch ein Fahrzeug, dafür aber bemerkenswerte Strassenschilder.

1290.JPG


In Foum-Zguid halte ich mitten im Ort an einem Kreisverkehr, weil ein Lokal da gut aussieht. Als ich gerade sitze, halten vor meinem Tisch weitere Motorräder. Es sind zwei Franzosen (Tenere 700 und Africa Twin) und sie haben drei Wochen in Marokko, wobei zwei davon schon vorbei sind. Sie kommen aus Südfrankreich und sind die Fähre von Sete gefahren. Für die nächsten Tage werden das hier die letzten Motorradfahrer sein, die ich treffe, aber das weiss ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Jetzt kann ich meine Konzentration wieder hochschrauben, denn es steht die Wüste auf dem Programm. Südlich von Foum-Zguid gibt es abseits der N12 nur noch Einsamkeit und eben die Wüste. Sprit, Spritreserve und Wasser habe ich aufgefüllt. Meine "Auffanglinien" sind der Wadi-Draa und die algerische Grenze, die ich tunlichst nicht überqueren will (soll, darf...). Das mögen weder die Marokkaner, noch die Algerier. Soweit ich weiss, gibt es aber Militärposten, die mich stoppen, wenn ich zu weit abdrifte. Es geht nun offroad bzw. auf Dirt-Tracks weiter, weil hier alte Paris-Dakar-Routen verlaufen. Ich will das mal gefahren sein...

1291.JPG


Die Navigation ist ab jetzt rudimentär, denn es gibt eben keine Route. Ich orientiere mich am Nord-Pfeil auf den beiden Navis. Die Pisten sind meistens noch ganz gut zu erkennen. Das Problem ist nur, dass es recht viele davon gibt. Keine Ahnung, welche nun die richtige ist. Ich fahre einfach nach Gefühl und geniesse die totale Einsamkeit in unglaublichen Landschaften.

1289.JPG


Wilde Kamele sind die einzigen Lebenwesen, die ich in den nächsten Stunden treffe.

1292.jpg


Ich versuche immer, dem feinen gelben Sand fernzubleiben, weil meine TKC70 dafür nicht so gut geeignet sind und ich hier nicht stecken bleiben will. Moped ausbuddeln im Wüstensand ist anstrengend. Also bevorzuge ich die Piste, die jeweils fester aussieht, eher nach Schotter. Das klappt eigentlich ganz gut, dafür ist mein Trinkwasserverbrauch heute enorm.

Am Nachmittag erhöhe ich den Kurs notgedrungen auf ca. 300 Grad, also in Nordwest-Richtung. Erstens will ich wieder zurück auf eine Strasse um schneller voranzukommen, zweitens möchte ich mir noch den Tissint-Canyon ansehen. Ok, ich gebe es zu: Drittens erhalte ich an einem Armeeposten die Ansage, es wäre nun weit genug nach Süden und ich möge bitte verschwinden. Ansonsten waren die beiden Soldaten in ihrem runden Sandkasten aber ganz freundlich. Ich werde bei ihnen lediglich mein erstes selbst erstelltes "Fiche" los. (Details dazu später im Ontrip-Reisebericht. Sowas spart sehr, sehr viel Zeit!!)

Falls meine Navigation jetzt stimmt, treffe ich kurz vor Tissint wieder auf die N12. Ich erreiche das Asphaltband am Nachmittag, etwa zwanzig Minuten vor Tissint und freue mich, dass es nun wieder schneller voran geht, als mit 30 oder 40 Kilometer pro Stunde im Dreck. Fahrtwind ist schon was feines!

Tissint ist ein kleiner Ort im Nirgendwo und nicht weiter erwähnenswert, aber westlich davon kann man wieder von der Strasse abfahren und den Canyon bestaunen, den der Fluss hier geschaffen hat.

1293.JPG


Der Canyon erstreckt sich über etwa 7 Kilometer und ich fahre die Tenere so weit an den Rand, dass sie gerade eben nicht reinplumpst. Meine Frau kann sowas überhaupt nicht leiden und hätte fürchterlich geschimpft. Ich bin aber zuversichtlich, dass sie hier nicht mitliest.

1294.JPG


Der nächste nennenswerte Ort ist Akka und hier gibt es sogar ein ansprechendes Hotel.

1296.JPG


Ich brauche wirklich keinen Luxus, aber wenn es sowas gibt und dann auch noch ein Pool vorhanden ist, lehne ich es nicht ab. Ausserdem will ich morgen wieder Dreckspisten bügeln und deshalb muss ich gut schlafen. Also nur deshalb. Geht das als Ausrede durch?
 
_viajero

_viajero

Dabei seit
22.04.2020
Beiträge
2.143
Ort
Oberlausitz
Modell
R1150 GS
aus der Hand fällt und pack es deshalb nur noch selten aus. Auf der Passhöhe muss es aber sein, denn mit 3.005 Metern dürfte das den marokkanischen Rekord darstellen.

Anhang anzeigen 594928

Meines Wissens gibt es in Marokko keine höhere befahrbare Route als diese hier. (Falls du eine kennst, sag mir bitte Bescheid) Sie wird in meinem Navi übrigens als "Route Terciaire" angezeigt. Vielleicht hat der Name etwas mit den drei Pässen zu tun?!
Meines Wissens soll die höchstbefahrende Möglichkeit die Spange zwischen der Dades- und Todhraschlucht sein (auch über 3000 m), aber eben unbefestigt.

KIMG0252 (FILEminimizer).jpg

Was ja bei deinen gefahrenen Strecken eh kaum einen Unterschied macht. :wink:

Toller Bericht von dir. Lese gerne mit und will wieder los!
 
Zuletzt bearbeitet:
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Meines Wissens soll die höchstbefahrende Möglichkeit die Spange zwischen der Dades- und Todhraschlucht sein (auch über 3000 m), aber eben unbefestigt.
Ich weiss, was du meinst. Die Route war in der engeren Wahl, aber sie passte nicht mehr in meinen Plan, weil ich diesmal viel weiter in den Süden wollte und andere Pässe priorisiert waren. Wenn ich richtig informiert bin, geht die aber "nur" bis 2.600 Meter, was nichts bedeutet. Die ist bestimmt trotzdem toll!

Randbemerkung:
Zwischenzeitlich überlege ich Marokko Tour #4, denn was mir immer noch fehlt ist/sind

1. Sidi Abd el Hakem (soll sehr einsam sein)
2. Ksar Meski (Musste ich wg. diverser technischer Probleme auslassen)
3. Immer! noch! Merzouga Dünenfahrt (Unglaublich, dabei hat das wohl jeder ausser mir schon gemacht...) und Ghost-Town
4. Eben genau diese Strecke (Traverse Dades-Todra) wobei ich beide Schluchten selbst schon gefahren bin.
5. Zagora/Mhamid (Desert!) mit Westroute via El Gouera
6. Oase Aguinane

Den Rest habe ich eigentlich durch, bin aber immer offen für weitere Tipps. Vielleicht finde ich mal jemanden der nicht kneift, wenn es nach Marokko geht...
 
_viajero

_viajero

Dabei seit
22.04.2020
Beiträge
2.143
Ort
Oberlausitz
Modell
R1150 GS
Tatsache du hast recht, lt. Track 2618 m. Dann habe ich wohl übertrieben. :rolleyes:
Ich meinte es mal gelesen zu haben, daher wollte ich ihn unbedingt fahren.
Punkt 3 kneife ich lieber mit meiner Dicken. :biggrin:
5. habe ich auch bleiben lassen, da ich wie du, alleine unterwegs war und bei 120 km Desert (El Gouera sagt mir nichts, aber Foum Zguid) muss man sein Glück nicht herausfordern.
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Ja, kein Problem. Und wenn es noch 200 Meter weniger wären, möchte ich den trotzdem noch fahren!
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Von Tata (Sorry, Akka gestern war ein Fehler. Das Hotel war in Tata) geht es über Akka (jetzt stimmt es) weiter in den Südwesten Marokkos. In Akka ist Markt. Alleine das Treiben im Vorbeifahren ist schon sehenswert.

1297b.jpg


Hinter Akka wird mir die Fahrt auf der N12 zu langweilig. Es geht immer nur durch die Ebene, während sich rechts und links die schönen Bergkämme entlangstrecken.

1298.JPG


Da es gestern so gut mit den "Dreckspisten" geklappt hat, biege ich schon kurz später wieder Richtung Süden ab. Ich werde wahrscheinlich einen Tag länger brauchen bis ans Meer, aber das ist mir egal.

Sprit und Wasser ist auch heute genug dabei und ich bin zuversichtlich. Ich weiss, wenn ich mich verirre, liegt auf 300 Grad wieder die N12. Ich muss dann nur eine Passage durch die langgestreckten Berge finden. Ansonsten fahre ich oberhalb des Wadi Draa. Hier ist es sogar etwas einfacher als gestern, denn ich finde einen gut erkennbaren Track. Ausserdem ist es vom Kopf her angenehmer, weil jetzt weniger Zweifel mitfahren. Im Reisebericht später kann ich vielleicht besser erklären was ich meine, hier führt das zu weit.

1301b.jpg


1300b.jpg


Die Idee mit der Piste war gut, weil man die Landschaft so viel besser erlebt als auf der asphaltierten Strasse.

1302.JPG


Ich mache jetzt einen Sprung, sonst wird das hier zu lang. Ich brauche für den Track viel Zeit, das ist der "Nachteil". Später komme ich natürlich wieder auf die N12 und suche mir wie üblich am Nachmittag eine Unterkunft. Die nächsten Navigationspunkte sind die Orte Guelmim, Tan-Tan und El Ouatia (Die Einheimischen sagen dazu auch Tan-Tan-Plage wegen dem Strand).

Ich bin jetzt schon recht weit im Süden von Marokko, wobei das - je nach Perspektive - nicht korrekt ist. Marokko beansprucht die Westsahara für sich und da gibt es wie so häufig Menschen, die sind anderer Meinung. Also das, was (###).

Marokko sagt, die Westsahara gehört Marokko. Die Frente Polisario sagt, das Gebiet gehört ihr. Mauretanien sagt "Egal, aber geht uns nicht auf die Nerven". (###)

1304c.jpg


Naja, in El Ouatia gefällt es mir, weil das Meer einen schönen Kontrast zu Wüste bietet. Ich quartiere mich in einer sehr preiswerten Pension ohne Essen, ohne Frühstück, aber mit einem Innenhof für die Tenere ein. Man muss Prioritäten setzen.

1313.JPG


Während die Tenere also sicher im Innenhof steht, fällt mir im Zimmer der Putz von der Decke ins Bett. Ich muss darüber lachen.

1317.JPG


Bis hierher hat das also gut geklappt. Entgegen der Meinung einiger Freunde und Bekannter bin ich immer noch am Leben. Zum Beweis schicke ich noch zwei Grüsse vom Strand nach Hause.

1316.JPG


1314.JPG


Gleichzeitig bin ich gespannt, denn morgen will ich die "Grenze" zur Westsahara überqueren. Ausserdem steht für mich dann ein weiteres Highlight auf dem Programm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Juescho

Juescho

Dabei seit
14.07.2019
Beiträge
3.086
Ort
75395
Modell
1200 GS - ADV - 04/17 1250 GS Trophy 09/23
Sehr ansprechende Schreibe Elmar und schöne Bilder ... wie immer :wink: ... bitte weiter, immer weiter ...
 
E

Enbemokel

Dabei seit
08.05.2023
Beiträge
166
Super Bericht und schöne Bilder. Weiter so und gute Fahrt!
Viele Grüße
Nico
 
T

Tower75

Dabei seit
06.05.2022
Beiträge
525
Modell
R1250 GS Adventure
Hallo Elmar,

Wir waren Mitte Mai ebenfalls in Marokko und ich kann vielem beipflichten was du schreibst. Das Land ist abseits der Touristenzentren wunderschön und die Leute sind sehr nett und hilfsbereit.
Wir sind im Gegensatz zu dir mit unseren GS'en recht wenig Schotter gefahren und ich sag wie es ist, für mich ist das nichts. Ich werde einfach kein Freund dieser instabilen Fahrzustände. Möglicherweise bin ich zu lange nur Straße gefahren. Die GS ist mein erstes "geländetaugliches" Mopped. Vorher hatte ich nur Sporttourer. Schotter bin ich nur gefahren weil es in Marokko nicht anders geht. Wir hatten auf den 3 GS den Metzler Karo 4 draufgezogen der einen guten Job gemacht hat. Ein Kollege war mit nem ADV Roller dabei. Der hatte den Pirelli STR drauf. Meine Wingman wollten vom Merzuga aus dann auch unterhalb in südwestlicher Richtung durch die Einöde fahren. Nachdem wir dann in Merzuga mal etwas Sand unter die Räder genommen haben war der Plan dann ganz schnell verworfen. Dort unten hatte es 38 Grad und keiner von uns hätte es sich zugetraut die Moppeds unterwegs alle paar Kilometer aus dem Sand aus zu graben. Vielleicht ist die GS dafür auch einfach zu schwer oder man muß höherer Geschw. fahren bei denen man sich auf lose, Untergrund noch unwohler fühlt. Daher auch von mir mein aller höchster Respekt das du dass ganz alleine so durch ziehst.
 
Klausmong

Klausmong

X-Moderator
Dabei seit
30.10.2015
Beiträge
10.698
Ort
Wien
Modell
R 1150 GS ADV 2003, Transalp 600 Umbau, Yamaha TDM 850 4TX, BMW F 650 Dakar
Ich habe gerade Einiges an OT über die Art des Berichtes gelöscht.

Bitte tauscht das per PN aus wenn ihr der Meinung seid es passt was nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4179

Gast
@ ebee

Kannst du etwas auf den Reifen eingehen? Wie ist der im Sand? Damals (2012) hatte der Anakee 2 keine Führung, versank im Sand, ich stürzte 2 mal - dann der Heidenau K 60, der gräbt sich ein - wie verhält sich der TKC70 - den fahre ich auch oft auf meiner AfricaTwin.

1687866325588.png
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
So, ich musste mich erst wieder "sammeln"...

@Tower75
Ein "Freund dieser Fahrzustände" bin ich auch nicht so wirklich. Lieber fahre ich aufrecht, als die Maschine mal wieder irgendwo abzulegen. Und mangels Talent passiert mir sowas auch immer wieder, ich gebe das gerne zu. Speziell Sand ist echt übel, was mich gleich zur Frage von Kardanfan bringt.

@Kardanfan
Die kurze Antwort auf deine Frage: Besch...

Die lange Antwort: Ja, besch... aber dafür kann der Reifen nichts. Mit dem Profil kannst du im Sand keinen Blumentopf gewinnen. Da spielt das keine Rolle, welcher Hersteller das entwickelt. Selbst mit kaugummiweichen Laufflächen würde der im Tiefsand versagen. Aber auf Schotter, Steinen, festem Sand, Mischverhältnissen, Piste fühle ich mich pudelwohl mit dem Pneu. Und er ist immer noch mein Lieblingsreifen, weil er überall die (für mich) beste Gesamtperformance liefert. Den K60 Scout mag ich aber auch gerne, vor allem wegen der Laufleistung, die vielleicht noch einen Tick besser ist als beim Conti.

Zurück zum TKC70: Insgesamt hat er wieder sehr gut gearbeitet, wobei diesmal der Offroad-Anteil so hoch war, dass man den TKC80 (oder ähnliche Konstruktionen) durchaus hätte überlegen können. Wegen der geplanten Kilometer schied der aber aus und Wechseln in Marokko wollte ich nicht.
 
T

Tower75

Dabei seit
06.05.2022
Beiträge
525
Modell
R1250 GS Adventure
Hier kann ich den Karoo 4 wärmstens empfehlen. Für einen 50/50 Reifen kann der auch auf der Straße richtig was. Laufleistung um die 6500km sollten kein Problem sein.
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Da ich in meiner Unterkunft kein Frühstück erhalte, muss ich im Ort suchen. Ich finde das "Cafe Chbika" in der Nähe des Hafens, wo mich Jawad versorgt, der hervorragend Englisch spricht. In Marokko wird meistens Französisch gesprochen, was mir nicht so liegt und bei mir nur für die ganz grobe Kommunikation reicht.

1318.JPG


Das (hervorragende) Frühstück dauert deshalb sehr viel länger als geplant, weil wir uns völlig verquatschen. Jawal war auch schon etwas unterwegs in seinem Leben und hat einen interessanten, respektive weiten Horizont ohne Illusionen. (Ich hoffe, das ist jetzt neutral genug)

Zurück zur Lage: Ab Guelmim kannst du eigentlich nur noch eine Strasse - die N1 - in den Süden fahren und alle Overlander müssen auf der Westafrika-Route hier lang, denn die Route nach Guelta Zemmur ist eine 250 Kilometer lange Sackgasse...

Mein nächster Navigationspunkt ist daher Tarfaya. Allerdings nicht nur Navigationspunkt, sondern auch Reise-Minimalziel. Bis dahin wollte ich mindestens kommen.

Tarfaya ist für mich deshalb wichtig, weil dort ein gewisser "Antoine de Saint-Exupery" stationiert war. Die meisten kennen ihn als Autor des kleinen Prinzen, aber Antoine war vor allem auch ein grosser Luftfahrt-Pionier und vor knapp 100 Jahren 18 Monate lang in Tarfaya stationiert, um die Luftpost-Route von Paris nach Dakar zu betreiben. Da ich in den 90ern meine Pilotenlizenz erworben habe und leidenschaftlich gerne fliege, muss ich da also hin, zumal es in Tarfaya noch die alte Landepiste und ein kleines Museum von Saint-Exupery geben soll. (Sorry, ich soll mich kurz fassen)

Ich verlasse El Ouatia um auf der küstennahen Strasse zu fahren. Ab jetzt ist rechts von mir immer das Meer, links die Sandwüste. Dieser Kontrast ist zunächst noch ganz interessant, aber wenn man das Bild dann stunden- oder tagelang hat...

1320.JPG


Später passiere ich noch den Nationalpark Khenifiss, der landschaftlich ebenfalls sehr schön ist.

1321.JPG


Weiterhin laufen hier überall wilde Kamele rum. Das sind so viele, dass ich sie dann nicht mehr richtig registriere. Bei meiner ersten Marokko-Reise war ich total aus dem Häuschen, als ich freie Kamele gesehen habe, hier sind die völlig normal. Es sind so viele, dass du aufpassen musst, keins umzufahren.

1322.JPG


Was hier ebenfalls erheblich zunimmt, ist die Militärdichte. (Die Erwähnung direkt nach den Kamelen ist reiner Zufall, ehrlich!)

Die Anzahl an Checkpoints ist schon seit Guelmim angestiegen, aber je weiter ich nun in den Süden komme und je näher die "Grenze" zur Westsahara heranrückt, desto mehr Präsenz von Fahrzeugen mit Tarnbemalung ist vorhanden. Meistens wird man durchgewunken, aber die Posten, an denen Männer in grauer Uniform mit Mütze oder - offenbar noch wichtiger - Männer in Zivil (ohne Mütze) kontrollieren, verlangen eine Identifikation, Personal- und Fahrzeugdaten und die Reiseroute. Alles sehr förmlich-freundlich, aber bestimmt.

Das alles dient weniger der Überwachung, sondern eher dem eigenen Schutz. Wie schon erwähnt ist die Lage hier unten, sagen wir mal "etwas angespannt". Jedenfalls versuchen UN-Posten die beiden Lager (Marokkaner und Frente Polisario) zu trennen. Zum echten Problem wird das aber erst im Osten dieser Region oder ganz im Süden, an der Grenze nach Mauretanien.

Hmm, ich schweife schon wieder ab?! Entschuldige. Ich habe vor Tarfaya noch weitere Aufgaben auf meiner Todo-Liste: Tiefsand, Offroad, Dreckpisten. (Habe das "s" entfernt, so passt der Begriff besser). Naja, und Sand gibts hier genug.

1331b.jpg


1332.JPG


Bevor ich wieder die Zeit verliere, erreiche ich Tarfaya. Zu meiner grossen Enttäuschung ist das Museum geschlossen. An der Tür hängt ein Zettel mit einer Telefonnummer und ich rufe da an. Leider wird mir erklärt, dass heute Freitag ist. Da geht in Marokko nichts, denn Freitags wird gebetet. Das Museum bleibt also heute geschlossen.

1333.JPG


Ich ärgere mich zunächst über mich selbst, denn das habe ich nicht berücksichtigt. Andererseits muss ich auf dem Rückweg mangels Alternativen wieder hier lang, erhalte im Idealfall also eine weitere Chance. Ich nutze dann noch die Gelegenheit, Antoines Denkmal zu fotografieren.

1334.JPG


Im Hintergrund siehst du ein verfallenes Gebäude, das heute dem Militär gehört. Links daneben, fast am Strand ist der Posten, der die Zufahrt zur Landepiste bewacht. Ich konnte ihn nicht überreden, da mit dem Motorrad reinfahren zu dürfen.

Ansonsten gibt es in Tarfaya nicht viel und selbst das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten ist "überschaubar". Der Ort ist eher trostlos und wenn ich hier eineinhalb Jahre verbringen müsste, würde ich mir auch eine Beschäftigung suchen, die zeitintensiv ist. Ich kann Antoine gut verstehen und der hatte nicht mal Instagram...

1335.JPG
 
ebee

ebee

Themenstarter
Dabei seit
29.07.2014
Beiträge
611
Ort
Andalusien & Münsterland
Modell
2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Mein Pech mit dem Museum in Tarfaya habe ich verarbeitet und suche akribisch nach Alternativen am Ort. Ich finde zwei:

Erstens die Ruine der alten "Casa Mar", das etwas seltsam am Strand liegende Fort, das 1882 von den Engländern gebaut wurde.

1336b.jpg


Zweitens die 2008 gestrandete "Assalama", die bis zum Missgeschick des Kapitäns zwischen den Kanaren und Tarfaya verkehrte, vor der Küste auf Grund gesetzt wurde und hier jetzt vor sich hinrostet.

1339.JPG


Jetzt muss ich mich entscheiden, ob ich weiter nach Süden fahre. Mir ist bewusst, dass jeder Kilometer weiter auch bedeutet, ich muss das wieder zurück. In meiner Planung hatte ich Nouadhibou in Mauretanien als südlichsten Punkt, aber im Moment kommen mir Zweifel, angesichts der Entfernungen und dem, was mich erwartet: Sand, Sand, Wüste und Sand. Das Auswärtige Amt sagt "Von Reisen in das Gebiet der Westsahara wird dringend abgeraten". Cool, da will ich hin.

1340.JPG


Zeitsprung. Ich fahre weiter und will nach Laayoune bzw. nach Foum el-Oued oder Laayoune Plage. Der Ort ist ernüchternd, eigentlich eher ein hässliches, künstliches Industriegelände mit dem Verladehafen für den Phosphatabbau in Bou Craa.

1342.JPG


Wer mal gigantischen Tagebau sehen will, ist in Bou Craa richtig. Dagegen ist Garzweiler ein Sandkasten. Ich fotografiere noch das längste Förderband der Welt (100 Kilometer von Bou Craa bis Port Laayoune. Die Fotos später im Bericht) dann muss ich mir eine Übernachtung suchen und wähle das "Beauport", das mit "Beau" - wie der ganze Ort - nicht wirklich etwas zu tun hat.

Einziger Lichtblick: Der subventionierte Westsahara-Spritpreis von umgerechnet 1,05 Euro für den Liter Super.

1356.JPG


Ich bin ernüchtert und etwas deprimiert. Der nächste erwähnenswerte Ort Ad-Dakhla liegt 530 Kilometer noch weiter südlich, Nouadhibou fast 900 Kilometer. One-way! Und das muss ich dann wieder zurück, also 1800 Kilometer Sand, Sand, Sand. Irre. Ich entscheide mich an diesem Abend dazu, ab hier wieder in Richtung Norden zu fahren. Die 1000 Kilometer reine Wüste seit Guelmim reichen mir dann. Glaub mir: Irgendwann kannst du keine Sanddünen mehr sehen.

Um jetzt nicht den Verstand zu verlieren, krame ich wieder meinen Spieltrieb hervor: Also Dreckpiste fahren. Zuerst versuche ich nochmal den Sand zu bezwingen, was mit meinen Reifen eine blöde Idee ist. Das nächste Mal wenn ich so einen dummen Einfall habe, nehme ich einen Klappspaten mit. Ich stelle das Moped noch vor einer der Sanddünen ab um ein Foto zu machen, dann reicht es wirklich.

1346.JPG


Viel mehr Spass macht fester Sand. Zwischen El-Aaiun und Tarfaya kannst du die A1 fahren (ist langweilig) oder näher am Meer die alte Sahararoute (etwas weniger langweilig). In Tarfaya hatte ich jemanden gefragt, ob die alte Strecke befahrbar ist und als Antwort erhalten, das hinge von der Anzahl der Sandverwehungen ab. Wie gesagt, irgendwann kannst du das Wort Sand nicht mehr hören.

1349.JPG


Mein Tipp deshalb: Unbedingt auf die Pisten, die zwischen den Sanddünen entlangführen abbiegen. Verirren ist hier unmöglich, denn spätestens in 25 Kilometern Entfernung hast du westlich die Küste und östlich die N1. Dazwischen soll es angeblich keine Rebellen geben. Und die Himmelsrichtungen dürfte wohl jeder finden?!

1350.JPG


1347.JPG


1351.JPG


Fazit:
Feiner Sand ist schlechter Sand. Fester Sand ist guter Sand. Schotter ist auch gut, aber nicht ganz so gut, weil es überall klappert. Aber fester Sand, da kann man richtig fliegen lassen. Und man zieht so eine tolle Staubwolke hinter sich her, die ich selber nicht fotografieren kann, weil ich mich dabei auf die Fres... legen würde. Du siehst, hier unten bist du kurz vorm Wahnsinn :smiley:
 
Thema:

Marokko und Westsahara (extrem)

Marokko und Westsahara (extrem) - Ähnliche Themen

  • 🏍️ Unterkunftstipps für Marokko gesucht: Chefchaouen & Fès 🌍

    🏍️ Unterkunftstipps für Marokko gesucht: Chefchaouen & Fès 🌍: 🏍️ Hey zusammen! Für meine bevorstehende Reise nach Marokko suche ich Tipps für Unterkünfte in Chefchaouen und Fès. 🌍 Wichtig ist mir vor...
  • Beste Fährverbindung nach Marokko: Algeciras–Ceuta oder Tarifa–Tanger? 🚢

    Beste Fährverbindung nach Marokko: Algeciras–Ceuta oder Tarifa–Tanger? 🚢: Hey Leute! 🌍🏍️ Ich plane gerade eine Motorradreise nach Marokko und frage mich, welche Fährverbindung besser ist: Algeciras nach Ceuta 🚢 Tarifa...
  • Marokko is calling 2024

    Marokko is calling 2024: Schon wieder 2. Wochen zurück, aber die Hitze und die geile Stimmung dort brennen nach. Demnächst gibt es die Filme dazu + mit den schönsten On...
  • Marokko 2024 - Erfahrungen und Tipps zur Anreise

    Marokko 2024 - Erfahrungen und Tipps zur Anreise: Hallo in die Gemeinde! Ich bin vor 3 Wochen von meiner Marokko-Rundfahrt zurückgekehrt und möchte hier nicht von meinen Urlaubserlebnissen...
  • Marokko/Westsahara Tour, ein Mitfahrer kann sich noch bewerben

    Marokko/Westsahara Tour, ein Mitfahrer kann sich noch bewerben: Wir, der BMW GS Club München, fahren vom 6.4. - 1.5. 2014 in die Westsahara. Alle Infos dazu gibt es auf : BMW GS CLUB München Diese Reise dient...
  • Marokko/Westsahara Tour, ein Mitfahrer kann sich noch bewerben - Ähnliche Themen

  • 🏍️ Unterkunftstipps für Marokko gesucht: Chefchaouen & Fès 🌍

    🏍️ Unterkunftstipps für Marokko gesucht: Chefchaouen & Fès 🌍: 🏍️ Hey zusammen! Für meine bevorstehende Reise nach Marokko suche ich Tipps für Unterkünfte in Chefchaouen und Fès. 🌍 Wichtig ist mir vor...
  • Beste Fährverbindung nach Marokko: Algeciras–Ceuta oder Tarifa–Tanger? 🚢

    Beste Fährverbindung nach Marokko: Algeciras–Ceuta oder Tarifa–Tanger? 🚢: Hey Leute! 🌍🏍️ Ich plane gerade eine Motorradreise nach Marokko und frage mich, welche Fährverbindung besser ist: Algeciras nach Ceuta 🚢 Tarifa...
  • Marokko is calling 2024

    Marokko is calling 2024: Schon wieder 2. Wochen zurück, aber die Hitze und die geile Stimmung dort brennen nach. Demnächst gibt es die Filme dazu + mit den schönsten On...
  • Marokko 2024 - Erfahrungen und Tipps zur Anreise

    Marokko 2024 - Erfahrungen und Tipps zur Anreise: Hallo in die Gemeinde! Ich bin vor 3 Wochen von meiner Marokko-Rundfahrt zurückgekehrt und möchte hier nicht von meinen Urlaubserlebnissen...
  • Marokko/Westsahara Tour, ein Mitfahrer kann sich noch bewerben

    Marokko/Westsahara Tour, ein Mitfahrer kann sich noch bewerben: Wir, der BMW GS Club München, fahren vom 6.4. - 1.5. 2014 in die Westsahara. Alle Infos dazu gibt es auf : BMW GS CLUB München Diese Reise dient...
  • Oben