Ich habe auf dem amerikanischen Diskussionsforum Quora eine interessante Analyse gelesen, die beschreibt, warum VW in dieses Schlamassel geraten ist:
http://qr.ae/Ro5US3
Der Autor schreibt, dass VW der einzige Hersteller ist, der einen aktuellen, leistungsfähigen TDI-Motor am Start hat, der ohne Harnstoffeinspritzung auskommt. Die AdBlue-Technik ist teuer, wiegt viel, außerdem muss man regelmäßig das AdBlue-Zeug nachkippen. Das sei zwar kein Problem und werde üblicherweise beim Ölwechsel gleich mitgemacht, aber man müsse sich eben kümmern. Die Forderung der Entwicklungsleitung lautete: Baut einen Euro-6- bzw. EPA-tauglichen TDI ohne Harnstoffeinspritzung. Die Lösung ist eine Technik, die der Mann als "NOx Trap" beschreibt, also quasi ein NOx-Filter. Den haben die VW-Leute jedoch nie richtig ans Laufen bekommen. Und so wie er das beschreibt, war VW dann zu irgendeinem Zeitpunkt in der Sackgasse: Die Emissionstechnik, die sie benutzen wollten, funktionierte nicht, eine andere war nicht kurzfristig verfügbar, also beschloss man zu tricksen. Die Alternative wäre, den Verkauf von Zweiliter TDI-Motoren weltweit einzustellen, was jetzt angesichts der Wichtigkeit dieses Motors für die VW-Modellpalette eher nur so mittelschwer eine Option gewesen wäre. Man stelle sich vor, BMW müsste von heute auf morgen ohne Boxermotor auskommen...
Natürlich ist das Grande Caq de Malheur, aber es ist nicht hundertprozentig von der Hand zu weisen, dass auch die EPA und vor allem die kalifornischen Umweltbehörden eine merkwürdige Rolle einnehmen. Angeblich will Kalifornien ab 2030 nur noch völlig emissionsfreie Autos zulassen, und rein zufällig sitzt der größte reine Hersteller von emissionsfreien Autos in Kalifornien. Die US-Autoindustrie treffen die scharfen Dieselgrenzwerte nicht, denn die verkaufen ohnehin keine Diesel. Es kann sich also die EPA auf Kosten eines ausländischen Autoherstellers profilieren.
Neu ist das ganze ja nicht. Die Buell 1125CR, die bei Anliegen bestimmter Parameter in den Euro3-Prüfstandmodus fiel und dabei die Leistung halbierte, habe ich ja schon erwähnt. Allerdings hat damals niemand Milliarden von HD haben wollen, und man hat auch nicht irgendwelche HD-Mitarbeiter verklagt.
An irgendwelche Milliardenstrafen im zweistelligen Bereich glaube ich auch noch nicht. Im Moment verhandelt die EU mit den USA über das Freihandelsabkommen TTIP, da käme so ein Wirtschaftskrieg nicht so gut. Frau Merkel hat ja bereits den besseren Zugang der deutschen Autoindustrie zum US-Markt als Argument für TTIP genannt, da käme ein 18-Milliarden-Ticket von einer US-Behörde jetzt nicht so gut, schon gar nicht gegen einen Autohersteller, an dem die öffentliche Hand mit 25% beteiligt ist.
Ich bin gespannt, wie die Geschichte ausgeht. Erinnert ihr euch noch, wie Audi vor 15 Jahren 20.000 TTs mit ESP nachrüstete?
Volkswagen: 20.000 Audi TT werden nachgerüstet - manager magazin
Ich fürchte, ganz so glimpflich wird es bei VW nicht abgehen.