Ich finde die Diskussion hierzu echt merkwürdig.... oder vielleicht bringt sie einfach die Denkweise und Gesinnung des einen oder anderen ans Licht...
Solche Diskussionen kenne ich seit Jahrzehnten. Als ich noch im Nutzfahrzeug-Journalismus unterwegs war, habe ich mal eine ganze Nacht mit dem hoch erregten Leiter Fahrversuch eines großen Nutzfahrzeugherstellers mit Sitz in BaWü diskutiert, der die Autobahn für alle sperren wollte, die es wagen, ihm vor der Nase herumzufahren. Der Mann bekam echt cholerische Anfälle, ich hatte Sorge, der überlebt das nicht.
Ich glaube, im Kern geht es darum, dass die meisten Autofahrer nichts weiter wollen als möglichst ungestört in der Geschwindigkeit zu fahren, die ihnen genehm ist, und das ist eben bei vielen Leuten 120, und bei vielen anderen Leuten 170, und bei Brummifahrern 89 (mehr gibt der Limiter nicht her). Es ist ganz klar, dass ein ungestörtes Nebeneinander solch unterschiedlicher Geschwindigkeiten auf einer halbwegs belebten Autobahn nicht umzusetzen ist. Irgendeiner muss immer von dem tempo runter, das er eigentlich gern fahren würde.
Hier kam ja schon die Formulierung auf: "Aber deshalb ist sein Interesse zu überholen nicht vorrangig. " Das ist ja der Knackpunkt. Wenn ich auf der mittleren Spur fahre und eigentlich gern 130 fahren würde, und vor mir rennt ein Elefant mit 88 km/h, und links von mir kommt einer mit 180 an - wessen Interesse, seine Geschwindigkeit ungestört beizubehalten wiegt jetzt höher? Also: Ziehe ich nach links und zwinge ihn, abzubremsen, oder bleibe ich auf meiner Spur und werde gezwungen, abzubremsen? Also, ich denke ja immer: "130 ist die Richtgeschwindigkeit, wenn man die fahren will, ist man auf der sicheren Seite". Die Vollgasfraktion sieht das gaaanz anders, zur Not auch eine ganze Nacht lang. Das würde sich vermutlich deutlich ändern, wenn aus der Richtgeschwindigkeit ein Tempolimit würde, wobei es Deppen gibt, die einen auch dann noch andrängeln, selbst wenn man schon zehn drüber fährt.