Um nochmal auf die 'Aussendienstmitarbeiter' mit den S-Klassen zurück zu kommen. M.E. ist es immer einfach den moralischen Zeigefinger zu erheben wenn man selbst nicht betroffen ist und sich dann als besseren Menschen darzustellen ohne vor der eigenen Haustüre zu kehren.
Du machst genau so weiter, obwohl du gesagt hast, du wolltest mich nicht blöd anmachen.
Nochmal für die Langsammerker: Wenn der Staat sein Ziel erreichen will, dass weniger CO2 rausgepustet wird, dann wird er alle Hebel in Bewegung setzen, dass weniger CO2 rausgepustet wird. Und auf dem Verkehrssektor ist er ja schon lustig dabei.
Das hat nichts mit meinem moralischen Zeigefinger zu tun.
Weshalb ich dafür bin, bei der steuerlichen Bewertung von Dienstwagen anzusetzen, das ist eine praktische Erfahrung: Der Mercedes E300d. Das ist ein Plugin-Hybrid, der sich angeblich gerade zum Star unter den gehobenen Dienstwagen entwickelt. Grund: Wer den fährt, muss für den Privatnutzungsanteil statt der sonst üblichen 1% vom Neupreis nur noch 0,5% vom Neupreis als geldwerten Vorteil versteuern. Diese Eigenschaft macht das Auto attraktiv, deshalb wird es beschafft (Leasing oder Kauf) - und deshalb hat Mercedes es überhaupt auf den Markt gebracht.
Das zeigt für mich: Durch das richtige Setzen von steuerlichen Anreizen kann die Industrie sehr wirkungsvoll dazu bewegt werden, Produkte zu bringen, die sie sonst nicht gebracht hätte. Ich halte den bei Plugin-Hybriden eingeschlagenen Weg aber noch nicht für konsequent genug: Da nur die Anschaffung des Wagens betrachtet wird und nicht seine Nutzung, kann man den vom Gesetzgeber intendierten Grund für die Steuersubvention einfach umgehen: Man kauft sich einen Plugin-Hybriden, fährt ihn aber dennoch ausschließlich mit Sprit. Eventuelle Mehrkosten werden durch die Halbierung der Privatpauschale locker ausgeglichen. Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders, deshalb muss der Saat hier nachsteuern, wenn er sein Ziel erreichen will.
Und genau eine solche Denke erwarte ich vom Staat. Steuern sollen steuern. Jetzt steht pi mal Daumen eine zehnprozentige Steigerung der Spritpreise für alle im Raum (für die Gewerbetreibenden nicht ganz, denn die setzen den Sprit ja von der Steuer ab). Ich habe das für mich mal grob durchgerechnet, das bedeutet, dass ich in Zukunft im Jahr 275 Euro mehr für Sprit ausgeben werde (ohne Mopped). Wird das bei mir irgendwas ändern? Werde ich deswegen signifikant weniger Auto fahren? Wird das der Schubs sein, den ich brauche, um mir endlich ein 40.000-Euro-Elektroauto zu kaufen? Sicher nicht. Ich werde einfach nur 275 Euro mehr Steuern zahlen, das Geld geht bei mir vom Netto weg und schmälert meine Kaufkraft. Vielleicht werde ich mir deshalb ein Produkt nicht kaufen können, wegen dem du morgen zum Kunden fährst.
Das ist einfach schlechte Politik.
Ein Wort zu den SUVs: Ich stimme dir zu, dass da viel Unsinn drumrum erzählt wird. Vor allem tun viele so, dass jeder SUV ein Brabus G-Modell mit 500 PS ist. Noch schlimmer: Viele glauben, dass die, die heute fette SUVs fahren, auf VW Up! umsteigen würden, wenn man die SUVs verbieten würde. Würden die natürlich nicht, die würden dann halt auf fette Limousinen umsteigen, die die Welt auch nicht retten. Deshalb auch hier mein Gedanke: Genauso wie in Deutschland jeder SUV dieselben Abgas-Grenzwerte wie ein Kleinwagen einhalten muss, könnte man das ja für - steuerlich absetzbare - SUVs auch mit dem CO2-Ausstoß machen. Autos wie der Audi Etron, der Mercedes GLC F-Cell oder der Tesla X zeigen ja, dass es grundsätzlich möglich ist, einen luxuriösen SUV zu bauen, der keinen CO2-Ausstoß hat. Ich finde es nicht nachvollziehbar, dass ein Dienstwagenfahrer eine Lotus Elise nicht als Dienstwagen absetzen kann, ein Brabus G-Modell dagegen schon.
Das man für solche Ansichten als Sozi beschimpft wird, macht unvorteilhafte Aussagen über den geistigen Horizont des Beschimpfers.