Kauf einer G650GS, Bj 2015, auf welche Sachen besonders achten?

[tagesschaum]

Liebe GS Gemeinde,

ich bin noch frisch im Forum und habe noch nicht viel Erfahrung mit den GS Modellen.
Ich möchte mir die o.g. Maschine ansehen und bitte Euch Experten einmal um Nennung der neuralgischen Problemstellen, auf die ich bei der Besichtigung achten sollte. Also, angefangen von Reifen, über Lenklager usw.
Welche Punkte würdet Ihr in jedem Falle "abarbeiten", wenn ihr eine gebrauchte GS kaufen wollt und welche sind dann darüber hinaus noch zu beachten...

Im Voraus vielen Dank für Euren Input und einen schönen restlichen Sonntagabend!

 

[Robi650]

Hm. Neuralgische Problemstellen - bei diesem sehr robusten, weil über 2 Generationen ausgereiften Fahrzeug gibts meines Wissens nach eigentlich nicht.
Wir haben 3 G650 GS mit Baujahr 2012 in der Familie, seit 3 Jahren und zusammen über 100.000km gefahren.
Alle gebraucht gekauft, bisher keine wirklichen Probleme, sieht man mal von einem weggegammelten Hupenstecker und einer von der Werkstatt schlampig eingebauten Ventildeckeldichtung ab.

Der Motor ist vollgasfest und sehr robust. Ventilspielkontrolle nach 40.000 und 60.000 km ergab bei allen 3 Maschinen kaum meßbaren Verschleiß, Steuerkette ist auch jeweils noch top.

Bei der Maschine vom Sohn gabs bei 30.000km neues Lenkkopflager und ansonsten nur Austausch der üblichen Verschleißteile wie Ketten, Bremsbeläge, eine! Bremsscheibe und natürlich Reifen. Jede hat mal `ne neue Batterie bekommen. Das darf nach 10 Jahren auch sein.
Nach ca. 50.000km haben wir bei allen 3 Maschinen sicherheitshalber neue Schwingenlager eingebaut, bei Wechsel des Kettensatzes.
Und, bei bei allen zickte der Schalter für die Griffheizung. Kein wirklicher Defekt. Ausbau, Spülen, Einbau, tut wieder.
Alle 3 Fahrzeuge sind für kleines Geld komplett auf LED incl. Blinker umgebaut. Rücklicht einfach durch eine BAY15d LED ersetzen (nicht ganz legal aber deutlich besser).

Meine Erfahrung nach fast 40.000km auf dem Bock, und darunter 3 Wintern: wie bei allen Motorrädern, schauen ob Scheckheftgepflegt, Rechnungen vorhanden, Unterlagen von Vorbesitzern, Garagenfahrzeug etc...
Dann die üblichen Verschleißteile anschauen. Bremsscheibenz.B. verraten meist viel. Frischer TÜV ist nie verkehrt, da wird auch Lenkkopflager geprüft.
Grobe Umfaller erkennt man am am verbogenen Lenker, da die Maschine auf den Lenker fällt. Kriegt man auf der Probefahrt mit.
Felgen anschauen, haben die Schläge?
Gabel anschauen- Standrohre, haben die Riefen oder Korrosion? Evtl. undicht?
Funktioniert die Verstellung des hinteren Federbeins? Ist das evtl. undicht?


Salzfahrten und mangelnde Pflege erkennt an korrodierten Stellen am Rahmen und Motorblock,
Steinschläge am Rahmenunterzug und Hauptständer verraten Schotterfahrten.
Vor allem den Rahmenunterzug anschauen. Der ist immer im Spritz- und Steinschlagbereich da quasi ein vernünftiger Schutz fehlt. Spraydose, nachlackieren, fertig.



Ansonsten- ist Zubehör dabei? Koffer? Kofferträger? Hohe Scheibe? Handschützer? größerer Kotflügel vorn? Kostet alles beim Nachrüsten...

Bei der Probefahrt - drauf achten das der Motor vor dem ersten Anlassen auch wirklich kalt ist.
Wenn die ersten 3 Sekunden der Motor etwas rasselt ist normal, die Trockensumpfschmierung muss erst anlaufen.

 

[tagesschaum]

@Robi650 : Ganz große Klasse! Das waren die Tipps, auf die ich gehofft hatte. Viele Dank!!
Ich werde berichten…

 

[SQ18]

Moin,

vielleicht noch kleiner Hinweis - die Mopeds haben eine Trockensupfschmierung und Kontrolle Ölstand / auffüllen führt manchmal dazu das die Motoren überfüllt sind, wenn das dem Nutzer unbekannt ist wie man kontrolliert etc.


hth

 

[Rotax562]

die einzige Schwachstelle am Motor ist die Wasserpumpe. An der ist unten eine Bohrung, tropft da Wasser raus, dann muss die neu.
Bei der G ist die Reparatur aber um einiges einfacher als bei F.

 

[tagesschaum]

Auch vielen Dank für die weiteren Hinweise

 

[Robi650]

Ach ja, und außer meiner 1977er MZ TS250/1 hatte ich noch nie so ein sparsames Motorrad.
Fast immer unter 3,5 Liter, bei Autobahngaserei auch mal 4,2 bis 4,5l.
Ölverbrauch Null.

 

[Rotax562]

die einzige Schwachstelle am Motor ist die Wasserpumpe.

dieses Problem tritt bei den einen nach 30-40 000km auf, bei anderen hält die Pumpe auch mal mehr als 100 000km.

Generell ist der Motor gut für deutlich mehr als 100 000km ohne größere Probleme. Also kann man ein Motorrad mit >50 000km auch noch kaufen, wenn der Preis stimmt.

 

[mmo-bassman]

Für die WaPu gibt’s den Reparatursatz, um 40,-€. Hab ich bei meiner bei 38.000 gemacht. Is nicht tragisch und mit ein bisschen technischem Geschick selbst zu erledigen. Es ist idR. der wasserseitige Simmerring der auf der Achse reibt, diese verjüngt, bis es undicht wird. Achse und Simmerringe neu, die Antriebszahnräder auch gleich mitgemacht und gut is.

Ansonsten kannste das Ding kaufen, wenns nicht völlig vergammelt ist.
Viel Erfolg.

 

[MarioD]

Unsere SERTAO G650GS ist aus dem Jahr 2013 und hat jetzt über 60tkm drauf. Die Ventilspielkontrolle mache ich nach ca. 15tkm, aber ich braucht noch nie etwas ändern. Ansonsten gab es vorn schon mal eine neue Bremsscheibe, einmal habe ich das Lenkkopflager getauscht und der 3. Kettensatz ist drauf.

Am Fahrwerk wurde der Dämpfer hinten gegen einen von Wilbers getauscht, was aber mit dem Federungskomfort zu tun hat.

Zu der damaligen Zeit gab es viele Meinungen zu dem Thema Motor, da dieser ja in China gefertigt wird. Es ist schön zu hören, wenn andere Fahrer auch einige Kilometer mit den Motoren problemlos meistern.

Nur einen wichtigen Hinweis - den Ölstand solltest du unbedingt nach Handbuch Anleitung prüfen. Wenn zu viel eingefüllt wird kommt die Brühe raus und versaut das Motorrad auf der linken Seite.

 

[tagesschaum]

Vielen Dank für Eure guten und (für nen newbie) sehr hilfreiche Tipps!

Nun muss der Faden hier aber von Kaufberatung zu Wartungsberatung übergehen, denn ab nächstem Sonntag heißt es dann: >>Wrooom<<










Sie braucht noch ein paar neue Reifen, sind von 2016 und evtl. ne neue Batterie…
Ansonsten TÜV bis 4/26, 1.Hd, scheckheftgepflegt bei BMW, penibelst mit Rechnungen und Wartungberichten dokumentiert, vorne nen Motorschutzbügel, Ladebuchse, Tankrucksack…

Erneut besten Dank in die Runde!

 

[mmo-bassman]

Herzlichen Glückwunsch zum Kälbchen, Du wirst bestimmt Spaß haben!

Ach, wenn ich Deine Bilder so sehe, werden wieder alte Erinnerungen wach. Ich hatte die Gleiche, auch mit den schwarzen Felgen. 2014 neu gekauft und dann in 6 Jahren 61.000 km draufgefahren. Waren herrliche Reisen, die ich gemacht habe, etliche Male in den Dolos damit, RdGA, Vogesen und vieles mehr. Für eine 48PS-Maschine stand sie immer gut im Saft, der Einzylinder läuft durch die Doppelzündung sehr ruhig, auch untertourig fahren is kein Problem.

Zum Schluss hat mir dann doch ein sechster Gang und etwas mehr Power gefehlt. Eine Ganganzeige hat sie leider auch nicht, dafür ist die Technik so simpel gehalten, dass man eigentlich alles selbst machen kann. Meine war nicht scheckheftgepflegt, weil ich alles selbst gemacht habe. Ölwechsel ist etwas tricky, wenn Du da ran willst, lass Dich hier erstmal beraten. Das Ding hat eine Trockensumpfschmierung, da ist das etwas komplizierter, genauso wie die Ölstandskontrolle, wurde ja weiter oben schon erwähnt.

Wenn Du hauptsächlich Straße fährst, empfehle ich Dir den Metzeler Tourance Next, der harmoniert gut mit der kleinen G. Wenns etwas grober sein soll, dann den Heidenau Scout, den Du im Moment auch drauf hast, fahre ich auf der Tenere auch.

Und versuch nicht, den linken Auspufftopf aufzubohren. Da kommt hinten nix raus, der is zu, das is richtig so. Im linken Topf sitzt der Kat, die Abgase werden dann unter der Sitzbank in den rechten Topf geleitet und dann nach draußen. Es qualmt also nur rechts, das ist richtig so, nicht wundern.

Allzeit gute Fahrt!

 

[tagesschaum]

@mmo-bassman : Die Angaben zu den gefahrenen KM mit der 650GS sind immer total beruhigend, scheint ein wirklicher Langläufer zu sein. Schön geschrieben, vielen Dank!

Das mit dem „Ölwechsel“ und „tricky“ hatte ich aus den obigen Beiträgen tatsächlich schon herausgelesen. Da werde ich mich gut einfuchsen. Bzgl. der Reifen werde ich vermutlich wieder auf die Scouts setzen, ich mag die Optik und will ja dan und wann auch abseits des Asphalts unterwegs sein.

Gibt es eigentlich eine Art „Jetzt helfe ich mir selbst“-Bücher, wie man es von Autos kennt? Oder offizielle Reparaturleitfäden?

Viele Grüße in die Runde!

 

[Robi650]

Am Besten die RSD auf CD oder als Download kaufen:

"Reparatur- und Servicedaten BMW Motorrad (RSD) stellt technische Servicedaten zur Verfügung, die in die folgenden Informationsarten unterteilt sind:
Anleitung zur Reparatur und Wartung von BMW Motorrädern
Richtlinien für die routinemäßige Wartung
Technische Eigenschaften
Anzugsdrehmomente
Pläne für den Wiederverkauf
Servicedaten
Rezensionen / Vorlagen"

Ansonsten gibt's zu den gängigsten Servicearbeiten gute Youtube Videos.

 

[Robi650]

NEU !! BMW Unterfahrschutz Motorschutz F650, F 650 ( GS ) ( R13 ) | eBay

Und das Ding gehört dran!

Hohe Sertao Scheibe gibt's nur noch als Nachbau beim Herrn Ali. Wahlweise schwarz, grau oder weiss.

 

[mmo-bassman]

Zum einen guck mal hier: (Ahh, merke grad, ohne Anmeldung kannst Du’s nicht sehen. Aber egal, meld Dich an, es lohnt sich.)
https://www.f650.de/forum/index.php?thread/96858-aktuelle-kilometerstände/&postID=448362#post448362
Der Spitzenreiter hat 310.000km drauf. Ist zwar die alte F, ist aber egal, denn die Motoren sind baugleich.

Außerdem empfehle ich Dir sowieso das f650gs-Forum.
Meld Dich da an, da sitzen die Top-Spezialisten, extrem hilfsbereit.
Was die nicht wissen, weiß keiner. Ohne dieses Forum, hätte ich damals mehrere tausend Euro für Inspektionen und Reparaturen ausgegeben.
Forum - F650 Forum
Es gibt eine Rep-Rom als DVD, hatte ich mal, gibts aber auch bei EBay oder im dortigen Forum.

So, jetzt hast Du erstmal was zu lesen.