Das haben wir uns am Freitag gegönnt
. Den Farmboy 300 von Clark, haben wir jetzt bei Kost und Logis für zwei Jahre in unsere Frondienste gestellt. Danach soll er wieder verkauft werden. Es gibt sogar schon einen Interessenten. Böse Zungen im Verwandten- und Bekanntenkreis sagen aber jetzt schon, daß das Spielzeug wohl nicht mehr hergegeben wird.
Wir werden sehen.
Zur Abwicklung dieses Kaufs möchte ich ein paar Worte verlieren und etwas weiter ausholen.
Einfach weil es ein schönes Erlebnis war und vielem Widersprach was hier so geschrieben wird.
Die Renovierung unseres alten Hauses und des Geländes drum herum ist schwierig und ein Großteil der Baustelle ist mit Maschinen nur bedingt zugänglich. Deshalb habe ich nach Lösungen gesucht und auch eine gefunden.
Bei EK war ein Bobcat ausgeschrieben, der Preis war akzeptabel und VB und die Entfernung (105km) war so, daß man alles an einem Freitagnachmittag erledigen konnte.
Schon bei dem ersten schriftlichen Kontakt mit der Verkäuferin hatte ich ein gutes Gefühl und tippte, aufgrund der Ausdrucksweise, auf eine Frau in meinem Alter. Wie gesagt der Kontakt verlief gut und ein Treffen wurde ausgemacht. In Mosbach konnte ich dann kurzfristig einen 1300kg Absenkhänger mieten und dann sind mein Sohn und ich Richtung Rothenburg ob der Tauber gefahren. Angekommen auf einem kleinen Ponyhof in einem Weiler zwischen Schrozberg und Rothenburg waren wir am Ziel.
Auf mein Klingeln öffnet eine junge Frau Anfang 30 die Türe, an der Hand zwei kleine Kinder und dahinter der Hund. Ich denke, das ist die Tochter wurde aber eines Besseren belehrt. Es war die Besitzerin von Haus, Hof und Bobcat. Da es sich bei dem Hof um ein Gut aus dem Jahre 1900 handelte und die Renovierungsarbeiten in und um die Scheune noch nicht ganz abgeschlossen waren, dachte ich zuerst Oh je, die müssen verkaufen denen geht das Geld aus.
Ich dachte, mal abwarten was auf uns zukommt. Wir gingen in die Scheune, mein Sohn als Zimmermann war begeistert von dem Eichengebälk, und schauten uns den Farmboy an. Mittlerweile war auch der junge Ehemann (als Technikverantwortlicher) anwesend.
Er führte den Bobcat vor, wir schauten uns die Technik an und es war relativ schnell klar, daß wir kaufen. In einem anständigen Rahmen wurde verhandelt und wir wurden uns einig. Während mein Sohn und der Ehemann mit den Verlade- und Verzurrarbeiten beschäftigt waren, erledigten die junge Frau und ich das finanzielle. Dabei kamen wir ins Gespräch und ich ins Nachdenken.
Die junge Frau erzählte mit wieviel Liebe und Schweiß sie den Hof renoviert hatten und sie immer dachten, er wäre passend, und sie bald feststellen mussten, daß alles zu klein und zu eng war. Sie entschlossen sich nach etwas Größerem (mehr Boxen, breitere Gassen und großer Abreitplatz)zu suchen und wurden auch fündig. Deshalb wird jetzt Haus und Hof verkauft und weil auf dem neuen Hof ein größerer und schnellerer Hoflader vorhanden ist wird der kleine verkauft. Also nicht aus der Not.
Während des ganzen Gespräches, mittlerweile war auch mein Sohn wieder dabei, fiel nicht ein negatives oder pessimistisches Wort. Keine Zukunftsängste, kein Gejammer über die derzeitige Situation, nur purer Optimismus und Vorfreude auf die künftige Aufgabe. Sie hat mit so viel Begeisterung von der Renovierung ihres Hofes gesprochen, daß mein Sohn richtig gehend in seiner Entscheidung, mein Elternhaus zu sanieren, bestärkt wurde.
Das einzig negative was diese junge Familie erzählt hat, war der Kampf mit den Banken bezüglich der Finanzierung. Obwohl die Bank die geleistete Arbeit auf dem alten Gut sah, waren sie voll Misstrauen der jungen Familie gegenüber ob sie das wohl stemmen könnten mit dem größeren Hof. Letztendlich konnten sie wohl eine kleinere Bank überzeugen und haben die Finanzierung hingekriegt.
Übrigens, der Kauf wurde in der Scheune an einem alten Eichentisch getätigt. Das Bargeld (mehrere tausend Euro) wurde gemeinsam gezählt, mit dem Latthammer beschwert damit der Luftzug das Geld nicht fortweht und per Handschlag besiegelt. Ich hatte ein richtig gutes Gefühl.
Keine Rede von gemeinsam auf die Bank fahren und unter Aufsicht das Geld einzahlen, keine Atmosphäre von Misstrauen oder sonstigem. Einfach gut.
Danach gab es noch eine Tasse Kaffee und wir konnten der Hufschmiedin noch eine Weile bei der Arbeit zusehen. Auch diese erfüllte nicht das Klischee, es war kein Mannweib, eher eine zierliche Person, die mehr einer 5000m Läuferin glich als einer Hammerwerferin
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Sie schwang aber den Schmiedehammer mit einer Leichtigkeit, die wirklich erstaunlich war.
Die junge Verkäuferin hat mir noch bei der Verabschiedung gesagt:" Ich denke, für Träume lohnt es sich auch loszulassen und mutig zu sein!" Dieser Satz begleitet mich bis heute und ich wünschte mir von manchen Foristis hier ein bisschen mehr Optimismus und Mut und nicht nur Gemecker, Genörgel und Schwarzseherei. Meinen Sohn hat sie auf jeden Fall motiviert und angespornt. Das habe ich auf der ganzen Fahrt gemerkt. Ich denke, wir haben die richtige Entscheidung getroffen.
Bei solch engagierten jungen Menschen ist mir um die Zukunft unseres Landes nicht bange.
Außerdem bin ich froh, daß ich hier lebe auch wenn nicht alles 100% in Ordnung ist, mancher Politiker nicht die Erwartung erfüllt oder manche Straße einen besseren Belag vertragen könnte.
Die Menschen hier machen das Leben lebenswert. In diesem Sinne eine schöne und gute Woche.
Aber jetzt noch ein paar Bilder von dem guten Teil.
Liebe Grüße
HG