und wo war er vorher ?
Seine Karriere als Theaterregisseur begann Hartmann als Hospitant am
Schillertheater Berlin, danach arbeitete er als freier Regisseur an den Häusern in
Kiel,
Mainz und
Wiesbaden. Seine erste eigenverantwortliche Inszenierung erarbeitete Hartmann 1989 mit
Tagträume am Stadttheater in Kiel. 1990 wurde er künstlerischer Leiter und Hausregisseur am
Niedersächsischen Staatstheater in
Hannover. Seine Inszenierung von
Emilia Galotti von
Gotthold Ephraim Lessing aus dieser Zeit wurde zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit dem Sommer 1993 arbeitete Hartmann als freier Regisseur, der unter anderem am
Staatsschauspiel in
München und am
Burgtheater in Wien engagiert wurde. Die zweite Einladung zum Berliner Theatertreffen erhielt er für seine Inszenierung von
Der Kuss des Vergessens von
Botho Strauß am
Zürcher Schauspielhaus.
Vom Sommer 2000 bis zum Sommer 2005 war Hartmann Intendant des
Schauspielhaus Bochum. Er übernahm das Haus von
Leander Haußmann, wobei das Traditionstheater an der Königsallee zu alter Größe zurückkehrte. In Bochum brachte Hartmann unter anderem Uraufführungen von Botho Strauß und
Peter Turrini auf. Für Medienwirbel sorgten auch die zwei Arbeiten mit dem
Entertainer Harald Schmidt. So spielte Schmidt vor vollem Haus in
Samuel Becketts Warten auf Godot die Rolle des
Lucky. Unter Hartmann brach das Schauspielhaus den bisherigen Rekord an verkauften Abonnements, der noch von
Claus Peymann aufgestellt worden war.
Seit der Spielzeit 2005/06 war Hartmann Intendant des Schauspielhauses
Zürich. Er übernahm das Haus von
Andreas Spillmann, der als Interimsintendant die künstlerische und kaufmännische Direktion in der Spielzeit 2004/05 innehatte. Ursprünglich hätte der Theater- und Opernregisseur
Christoph Marthaler diese Saison als seine fünfte und letzte als Intendant des Zürcher Schauspielhauses leiten sollen, worauf dieser jedoch verzichtete.
Am 13. Juni 2006 gab der damalige österreichische Kunst-Staatssekretär
Franz Morak bekannt, dass Hartmann ab 2009 als Nachfolger
Klaus Bachlers das Wiener
Burgtheater leiten soll, wobei er sich gegen namhafte Konkurrenz wie
Andrea Breth,
Ulrich Khuon,
Elisabeth Schweeger,
Frank Baumbauer und
Martin Kušej durchsetzte.
In einem ersten Interview für das österreichische Nachrichtenmagazin News wandte er sich gegen das didaktische Theater der Achtundsechziger-Generation und gab die Grundzüge seines Konzepts bekannt:
„Das Burgtheater ist ein Ort mit Erotik und Strahlkraft, an dem sich die besten Schauspieler und die besten Regisseure versammeln, ein Ort für alle Menschen, die Lust am Theater haben. Dort muss alles stattfinden. Es ist vollkommen falsch, ihm mit Gewalt ein Konzept verpassen zu wollen. Es muss sich sternförmig auf alle Möglichkeiten des theatralischen Erzählens ausbreiten. Es braucht die großen Klassiker, und es muss ein Uraufführungstheater sein, mit Stückaufträgen an die großen österreichischen Dramatiker und mit der Entdeckung neuer. Es darf vor Konventionalität so wenig Angst haben wie vor dem Experiment.“
Im September 2008 gab Hartmann bekannt, seine Direktion am Burgtheater am 4. September 2009 mit einer von ihm selbst inszenierten Produktion von Goethes
Faust eröffnen zu wollen.
Tobias Moretti wird in der Rolle des
Faust,
Gert Voss als
Mephisto und Katharina Lorenz als Gretchen zu sehen sein. Das Ensemble bleibt weitgehend unverändert. Neu sind Martin Wuttke und Dörte Lyssewski. Eine Rückkehr von Regisseur Martin Kušej scheint unter Hartmann unwahrscheinlich.
[1] Dafür debütiert der gefeierte lettische Regisseur
Alvis Hermanis am Haus.
Sechs Premieren innerhalb einer Woche hat Hartmann zum Auftakt im September 2009 angesetzt. Nach den beiden Teilen von
Faust folgen die Uraufführung
Der goldene Drache in der Regie des Autors
Roland Schimmelpfennig,
Adam Geist von Dea Loher, die Avantgardegruppe Nature Theater of Oklahoma mit
Life and Times und der deutschen Fassung des schrägen Musicals
Shockheaded Peter. Danach zeigt Hartmann fünf eigene Arbeiten, die er aus seinen Wirkungsstätten Zürich und Bochum mitbringt:
Amphitryon,
Warten auf Godot,
Immanuel Kant von
Thomas Bernhard,
1979 von
Christian Kracht und
Jon Fosses Todesvariationen.
Andrea Breth („Quai West" von Koltès) und Luc Bondy (Uraufführung von Peter Handkes Bearbeitung der „Helena" des Euripides) inszenieren wieder in Wien, Thomas Vinterberg bringt die Fortsetzung von
Das Fest namens
Das Begräbnis heraus. Weitere Uraufführungen steuern Yasmina Reza, Franzobel, René Pollesch, Joachim Meyerhoff und Sibylle Berg bei. Mit Christoph Schlingensief war man im Gespräch über ein neues Projekt. Die Needcompany ist zu Gast. Und dann gibt es noch zwei neue diskursive Formate,
Das Reflektorium mit Stefan Zweifel und der Rede-Zyklus
Kakanien: Ideengeber Peter Turrini macht den Beginn.
Fünf Frauen sind in Hartmanns Team: Neben Karin Bergmann, seiner Stellvertreterin, und Silvia Stantejsky, der kaufmännischen Chefin, die Dramaturginnen Barbara Sommer und Amely Haag sowie seine Schwester Annette Raffalt (die sich um
Die junge Burg kümmert und den
Zauberer von Oz inszeniert).
[2]
Hartmann hat auch schon Opern inszeniert: 2003
Bedřich Smetanas Die verkaufte Braut (Dirigent
Peter Schneider), 2006
Eugen d’Alberts Tiefland und 2008 Bizets „Carmen" (Dirigent beide Male:
Franz Welser-Möst) am
Opernhaus Zürich sowie 2005
Richard Strauss'
Elektra (Dirigent
Christoph von Dohnányi) an der
Pariser Oper. Im Oktober 2009 inszenierte er an der Wiener Staatsoper Schostakowitschs
Lady MacBeth von Mzensk.
[3] Shakespeares
Was ihr wollt wurde im Dezember 2010 von Hartmann am Burgtheater inszeniert.
Noch Fragen?


