Wir haben 1995 ein 5 Jahre altes Reihenendhaus für 495.000 DM gekauft. Da waren 30.000 Euro für den Makler enthalten, die mussten wir akzeptieren oder vom Kauf absehen. Wir mussten aufgrund des vorhandenen Eigenkapitals glücklicherweise lediglich 240.000 DM, also weniger als die Hälfte, aufnehmen, allerdings bei einem Zinssatz von 8,6%, welcher nach den vorangegangenen Jahren damals als ausgesprochen günstig betrachtet wurde. Meine Eltern und die Eltern meiner Frau hatten uns vorgemacht, was man alles zum Ansparen tun kann. Aufgrund der Höhe an Zinsen war an große Tilgung nicht zu denken. Nach 10 Jahren hatte die Bank schließlich das Doppelte, also 480.000 DM, kassiert.
Die Kaltmiete in der Neubaudachwohnung vor dem Erwerb betrug 1200 DM. Für das Darlehen mussten 1800 Euro monatlich aufgebracht werden. Das waren bei meinem damaligen Einkommen (Steuerklasse 3) 45%! Das hat mir durchaus schlaflose Nächte bereitet, denn der Job musste sicher sein. Ich kann über manche der Diskussionen heute nur mit dem Kopf schütteln. Wir haben so wenig wie möglich für Reisen, Autos oder Motorräder ausgegeben. Wir hatten nur einen Kleinwagen, fuhren zur Arbeit mit dem Zug bei teilweise bis zu 1,5 h für die einfache Fahrt. Ein Haus in Frankfurt wäre nicht finanzierbar gewesen. Das Motorrad war von 1987 und wurde bis 2007 gefahren. Im Vordergrund stand ausschließlich die Finanzierung der Immobilie als Absicherung. Wir haben weniger Wohnfläche als eine Freundin, die alleine auf 140 m² wohnt, aber uns hat es bis heute gereicht.
Entscheidend ist, dass man Willens ist, dem Ziel der eigenen Immobilie alles unterzuordnen und nur das zu kaufen, was man wirklich braucht. Diskussionen zur Work-Life-Balance hat es daher nie gegeben. So haben es meine Großeltern und Eltern gemacht und an mich weitergegeben. Aber da scheinen unsere Vorstellungen im Vergleich gerade zu jüngeren Personen deutlich auseinander zu klaffen. Natürlich hatten wir keine Ausgaben für Netflix, Handyverträge etc.. Aber wenn man sparen will, dann muss man verzichten oder zu einer Einkommensklasse gehören, die das nicht braucht. Bereits von meinem ersten verdienten Geld habe ich zurückgelegt. Wenn man sich an weniger dauerhaft gewöhnt hat, hält man das durch.
Bezogen auf die Steuerdebatte finde ich so einige Beiträge hier unangebracht. Die Kommunen bzw. Länder haben gemäß Verfassung Aufgaben, die Geld kosten. Ein Teil der (harten) Vorgaben kommen dabei auch vom Land. Beispielsweise werden für KiTas je nach Land harte Vorgaben zu Ausstattung, Personalbesetzung (Betreuerzahl je Kind), aber auch zu maximal erhebbaren Beiträgen durch Eltern gemacht. Die Kommunen müssen dann erheblich dazu finanzieren. Straßeninstandhaltung ist nicht gratis und wird bei vielen Gemeinden glücklicherweise nicht durch eine direkte Umlage finanziert, sondern aus den Steuern. Wer also auch als Rentner mit geringem Einkommen an einer Straße wohnt, die neu gemacht wird, zahlt in vielen Gemeinden nichts. Die Gemeinden müssen immer mehr Umlagen zurück an die Kreise bezahlen, weil auch diese immer mehr Aufwendungen haben. Sicherlich spielt hier auch die Unterbringung von Geflüchteten eine Rolle.
Soweit mit bekannt ist, stehen den direkten Einnahmen von Ländern und Gemeinden mit 15% der Steuern aber 25% der Ausgaben gegenüber, weil die Aufgabenteilung gesetzlich in dieser föderalen Republik so vorgesehen ist, die analoge Verteilung der Steuereinnahmen aber schon lange nicht mehr dazu passt. Die Zinsen für Kredite sind daher mittlerweile bei vielen Gemeinden ein riesiger Faktor geworden, der natürlich nicht kleiner werden kann.
Wer glaubt, dass Gemeinden das Geld zum Fenster rauswerfen, der sollte sich den Haushalt von 2025 und von den vorangegangenen Jahren in seiner Gemeinde besorgen und schauen, was da enthalten ist. Dann wird man oft feststellen, dass Gewerbesteuereinnnahmen erheblichen Schwankungen unterliegen, die so gar nicht durch kurzfristigen Personalabbau auszugleichen sind. Und man sieht, wie hoch Kreisumlagen sind.
Gruß
Klaus