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Mike47
- Dabei seit
- 13.05.2016
- Beiträge
- 5
Da ich zur ü70 - Altersgruppe gehöre und auch kein Wiedereinsteiger bin, sondern durchgängig mein ganzes Leben lang Motorradreisen unternommen habe, sehe ich die Dinge anders als viele der Jüngeren, die sich und ihr Gerät erst dann als "echte" Motorradfahrer mit "richtigen" Motorrädern begreifen, wenn mindestens 1,2 Liter unter ihrem Allerwertesten rumoren.
In der Studentenzeit begrenzte das enge Budget den Hubraum. Aber auch 400 ccm genügten damals, um mit Sozia und Gepäck erlebnisstarke Reisen zu unternehmen - über Pässe, die damals noch nicht von Motorradhorden übervölkert waren. Letzteres trug deutlich mehr zur Fahr-Freude bei, als es eine Verdoppelung des Hubraums vermocht hätte.
Doch so bald es das Konto erlaubte, begannen die Jahrzehnte mit hubraumstarken Motorrädern, auf denen die Sozia maximalen Sitz-und Federungskomfort zusammen mit großzügigen Gepäckräumen genoss. Und daher zusammen mit mir bis ins hohe Alter von 70 Jahren nicht pflichtschuldig, sondern mit großer Freude Motorrad-Reisen unternahm. Die Maschinen für diese glückliche Symbiose waren fast ausschließlich BMW RT.
Was mich nicht hinderte, sobald ich es mir leisten konnte, schon damals fürs Solofahren und zum rein fahrerischen Vergnügen etwas "Kleines" nebenher zu halten. Nicht nur für die kurze Runde abends um den Block. Eine Woche französischen Seealpen solo auf einer zierlichen, älteren Honda CB 500 Clubman gehört fahrerisch zu meinen schönsten Erinnerungen. Niemals auch nur annähernd in Knie-am- Boden - Manier, immer nur klassisch "versammelt". Aber in ganz anderer, aktiverer Weise mit höherer Konzentration im Vergleich zum Touren zu zweit. Das kann man etwa so gut vergleichen wie Äpfel und Birnen.
Nachdem wir im Konsens das gemeinsame Touren auf schweren Maschinen mit 70 Jahren beendet hatten, war ich egoistisch genug, um mir das Solo-Fahren ohne Verantwortung für eine Sozia mit etwas "Kleinem" noch für unbestimmte Zeit zu erlauben. Mangels Angebot musste ich meiner "Hausmarke" BMW zunächst untreu werden. Denn die 310 R war für mich zu jugendlich. Mein Genick fordert es englisch aufrecht, und ansonsten freue ich mich über altersgemäßen Federungskomfort.
Die kleine GS mit beachtlichen Federwegen hatte es mir dann sofort bei der ersten Probefahrt hundertprozentig angetan. Nach rund 4000 Kilometern in diesem Spätsommer / Herbst kann ich nun sagen, dass die Kleine deutlich mehr kann, als ich erwartet hatte.
Bei einer Allgäu-Ausfahrt mit meinem gleichaltrigen Motorrad-Freund, der eine R 1200 R fuhr, war ich beileibe kein Hindernis. Auf einem besonders interessanten Strecken-Abschnitt mit enger Kurvenfolge blieb meine Fahrerei immer unangestrengt bis spielerisch, während eder 1200 R - Treiber so konzentrierte Arbeit leisten musste, dass er die Gangart lieber etwas zurücknahm.
Und bei einer Oktoberfahrt solo in den Vercors (SSW von Grenoble) war ich auf den romantischen, engen Straßen, die teils in den steilen Fels gehauen wurden, mit diesem leichten Gerät trotz kleinem Hubraum und nur 34 PS besser aufgestellt als mit jedem schwereren Motorrad - gleich welcher Leistung. Die größte Überraschung für mich war aber der Anfahrtstag über die Autobahn. Hinter der nachgerüsteten Tourenscheibe rollte ich entspannter als gedacht mit 110 bis 120 km/h dahin und konnte selbst diesem Fahrtag wegen seiner Beschaulichkeit etwas Positives abgewinnen. Und da ich auch mit größeren Maschinen auf der Autobahn selten schneller als 130 bis 140 fahre, war ich gar nicht so viel länger unterwegs. Die größte Umstellung für mich war dabei eher psychischer Natur: Akzeptanz der hohen Dauer-Drehzahl, die dem Motor zwar offensichtlich Freude macht, aber nicht meinen hubraumverwöhnten Ohren. Auf den kleinen Motorradstraßen war das für mich übrigens kein Problem. Die Kraft aus mittleren Drehzahlen reicht meist völlig aus, und das gelegentliche Ausdrehen bei Überholvorgängen etc. hat durchaus angenehm-sportlichen Charakter.
Aber, wie eingangs gesagt: Diese Bewertung - wie jede andere - will im Kontext mit den individuellen Rahmenbedingungen gesehen werden. Für einen wie mich, der sich fahrerisch schon lange nichts mehr beweisen will, reicht die Leistung solo völlig aus, wenn Schnellstraßen und Autobahnen nur in geringem Umfang genutzt werden. Im Gegenteil: Mit der kleinen Maschine überhole ich eher häufiger, da leichtfüßiger und stressfreier. Das heftige Beschleunigen und entsprechend notwendige Abbremsen, wie es beim Abrufen von mächtigen Drehmomenten nun mal gegeben ist, belastet auf Dauer die Kondition sehr viel mehr als das weichere Fahren "mit Schwung".
Und das geringe Gewicht mit dem spielerischen Handling tut ein übriges dazu, sich etwas frecher zu verhalten.
Kurz: Objektiv ist die kleine GS nach meiner Auffassung deutlich mehr als nur ein Einsteiger-Motorrad. Die alte Weisheit, dass je nach Nutzerprofil weniger deutlich mehr sein kann, hat auch hier Gültigkeit.
In der Studentenzeit begrenzte das enge Budget den Hubraum. Aber auch 400 ccm genügten damals, um mit Sozia und Gepäck erlebnisstarke Reisen zu unternehmen - über Pässe, die damals noch nicht von Motorradhorden übervölkert waren. Letzteres trug deutlich mehr zur Fahr-Freude bei, als es eine Verdoppelung des Hubraums vermocht hätte.
Doch so bald es das Konto erlaubte, begannen die Jahrzehnte mit hubraumstarken Motorrädern, auf denen die Sozia maximalen Sitz-und Federungskomfort zusammen mit großzügigen Gepäckräumen genoss. Und daher zusammen mit mir bis ins hohe Alter von 70 Jahren nicht pflichtschuldig, sondern mit großer Freude Motorrad-Reisen unternahm. Die Maschinen für diese glückliche Symbiose waren fast ausschließlich BMW RT.
Was mich nicht hinderte, sobald ich es mir leisten konnte, schon damals fürs Solofahren und zum rein fahrerischen Vergnügen etwas "Kleines" nebenher zu halten. Nicht nur für die kurze Runde abends um den Block. Eine Woche französischen Seealpen solo auf einer zierlichen, älteren Honda CB 500 Clubman gehört fahrerisch zu meinen schönsten Erinnerungen. Niemals auch nur annähernd in Knie-am- Boden - Manier, immer nur klassisch "versammelt". Aber in ganz anderer, aktiverer Weise mit höherer Konzentration im Vergleich zum Touren zu zweit. Das kann man etwa so gut vergleichen wie Äpfel und Birnen.
Nachdem wir im Konsens das gemeinsame Touren auf schweren Maschinen mit 70 Jahren beendet hatten, war ich egoistisch genug, um mir das Solo-Fahren ohne Verantwortung für eine Sozia mit etwas "Kleinem" noch für unbestimmte Zeit zu erlauben. Mangels Angebot musste ich meiner "Hausmarke" BMW zunächst untreu werden. Denn die 310 R war für mich zu jugendlich. Mein Genick fordert es englisch aufrecht, und ansonsten freue ich mich über altersgemäßen Federungskomfort.
Die kleine GS mit beachtlichen Federwegen hatte es mir dann sofort bei der ersten Probefahrt hundertprozentig angetan. Nach rund 4000 Kilometern in diesem Spätsommer / Herbst kann ich nun sagen, dass die Kleine deutlich mehr kann, als ich erwartet hatte.
Bei einer Allgäu-Ausfahrt mit meinem gleichaltrigen Motorrad-Freund, der eine R 1200 R fuhr, war ich beileibe kein Hindernis. Auf einem besonders interessanten Strecken-Abschnitt mit enger Kurvenfolge blieb meine Fahrerei immer unangestrengt bis spielerisch, während eder 1200 R - Treiber so konzentrierte Arbeit leisten musste, dass er die Gangart lieber etwas zurücknahm.
Und bei einer Oktoberfahrt solo in den Vercors (SSW von Grenoble) war ich auf den romantischen, engen Straßen, die teils in den steilen Fels gehauen wurden, mit diesem leichten Gerät trotz kleinem Hubraum und nur 34 PS besser aufgestellt als mit jedem schwereren Motorrad - gleich welcher Leistung. Die größte Überraschung für mich war aber der Anfahrtstag über die Autobahn. Hinter der nachgerüsteten Tourenscheibe rollte ich entspannter als gedacht mit 110 bis 120 km/h dahin und konnte selbst diesem Fahrtag wegen seiner Beschaulichkeit etwas Positives abgewinnen. Und da ich auch mit größeren Maschinen auf der Autobahn selten schneller als 130 bis 140 fahre, war ich gar nicht so viel länger unterwegs. Die größte Umstellung für mich war dabei eher psychischer Natur: Akzeptanz der hohen Dauer-Drehzahl, die dem Motor zwar offensichtlich Freude macht, aber nicht meinen hubraumverwöhnten Ohren. Auf den kleinen Motorradstraßen war das für mich übrigens kein Problem. Die Kraft aus mittleren Drehzahlen reicht meist völlig aus, und das gelegentliche Ausdrehen bei Überholvorgängen etc. hat durchaus angenehm-sportlichen Charakter.
Aber, wie eingangs gesagt: Diese Bewertung - wie jede andere - will im Kontext mit den individuellen Rahmenbedingungen gesehen werden. Für einen wie mich, der sich fahrerisch schon lange nichts mehr beweisen will, reicht die Leistung solo völlig aus, wenn Schnellstraßen und Autobahnen nur in geringem Umfang genutzt werden. Im Gegenteil: Mit der kleinen Maschine überhole ich eher häufiger, da leichtfüßiger und stressfreier. Das heftige Beschleunigen und entsprechend notwendige Abbremsen, wie es beim Abrufen von mächtigen Drehmomenten nun mal gegeben ist, belastet auf Dauer die Kondition sehr viel mehr als das weichere Fahren "mit Schwung".
Und das geringe Gewicht mit dem spielerischen Handling tut ein übriges dazu, sich etwas frecher zu verhalten.
Kurz: Objektiv ist die kleine GS nach meiner Auffassung deutlich mehr als nur ein Einsteiger-Motorrad. Die alte Weisheit, dass je nach Nutzerprofil weniger deutlich mehr sein kann, hat auch hier Gültigkeit.