Und bevor hier wieder jemand über meine Kompetenz loslegt:
Ich bin auf einem 3/4 Hof groß geworden. Mein Vater besaß neben dem Vollerwerbshof noch eine Schreinerei mit 25 Gesellen, Meister und 5 Auszubildenden.
Ab unserem 10. Lebensjahr durften wir mitarbeiten - jede von uns drei Schwestern hatte ihr festes Aufgabengebiet.
Mit dem Traktor fuhr ich ab meinem 14. Lebensjahr - am Anfang nur auf den Wiesen, Heu und Grummet machen oder auf den abgeernteten Felder grubbern.
Wie viele Blasen ich an den Händen hatte vom Heurechen weiß ich nicht mehr, aber auf alle Fälle sind wir gefühlte tausend Kilometer um unsere Wiesen im Ampertal gelaufen bei der Heuernte.
Ab 17:00 Uhr war unter der Woche Stallarbeit angesagt.
Samstag und Sonntag dann noch ab 7:00 Uhr. Melken (ja - ich kann das auch mit den Händen) , füttern, misten. Futter vom Feld holen. Mit dem Trecker (wir sagen Bulldog) zur BayWa, Saatgut holen.
Im Winter Maissilage holen.
Den Kühen beim Kalben helfen - und wenn uns dann noch langweilig war sind wir zu unseren Nachbarn und haben da noch geholfen.
Und zwischen diesen Arbeiten waren wir noch in der Werkstatt und durften da auch helfen. Brennholz schneiden oder beim Fenstereinglasen helfen.
Tja, und ab dem Tag, als wir den Autoführerschein hatten:
Jetzt dürft ihr mit den Transitbussen los, es gab immer etwas zu holen oder liefern.
Das einzige, war ich daheim nicht fuhr, war den Dreschwagen und den LKW.
Also 24/7/12 bis wir von daheim ausgezogen sind: jede von uns als sie geheiratet hat.
Das ist die Seite der Arbeit auf einem Hof.
Die finanzielle Situation war damals ohne den ganzen Zuschüssen auch nicht einfach. Das Milchgeld war im Keller, pro Liter haben wir damals Mitte der 80'er 0,24 DM erhalten. Dazu kamen die Einnahmen aus dem Verkauf von Rinder und dem Getreide.
Wir hatten drei Traktoren, einen Renault mit Kabine, einen Ferguson (den besitzt jetzt ein guter Freund von mir) und noch einen uralten Traktor zum Mistauflegen. Mit denen haben wir alle die anstehenden Aufgaben erledigt.
Ja, mittlerweile hat sich die Landwirtschaft sehr stark verändert. Wenn früher fast jeder in einem Dorf eine Landwirtschaft hatte so gibt es jetzt im Verhältnis ganz wenige, meistens nur noch eine oder zwei. Die Ausstattung hat sich auch geändert. Große Traktoren bestimmen jetzt das Bild auf der Straße und auf den Feldern.
Die Kosten sind auch gestiegen. Reichte damals noch ein kleiner Traktor, um die tägliche Arbeit zu verrichten, wurden diese durch größere ersetzt. Ja, und einer kostet mittlerweile 6-stellig. Dazu kommen die Maschinen und Anhänger, je nach Betriebsart kostet das ein kleines oder größeres Vermögen.
Und bestimmt wird der ganze Fuhrpark von den ach so reichen Bauern bar bezahlt...
Wer das hier annimmt fährt bestimmt auch eine Bar bezahlte GS.
Ich kann es mir gut vorstellen, dass die wenigsten zugeben, daß alles finanziert und der Hof verschuldet ist. Wer lässt sich schon in die Karten sehen.