So hier nun der Bericht zum Umbau. Um es gleich vorweg zu sagen:
Hammer!
Einfach viel viel besser. Die Gabel spricht nun super feinfühlig an, federt weich und angenehm, ohne dass sich das Motorrad schwammig anfühlt. Der Umbau hat sich voll gelohnt. Ich fahre nur auf kleinsten Landstraßen dritter Ordnung. Die sind oft in erbärmlichen Zustand. Da war das manchmal kein Spaß mehr. Aber nun zum Umbau.
Ich hatte ja bereits versucht, die Gabel etwas geschmeidiger zu bekommen, indem ich etwas Öl absauge (
#4753). Ich habe aber nicht wirklich gemerkt, dass die Gabel nun weicher ist. Eigentlich tauchte Sie nur etwas tiefer ein, bis die Luft in den Gabelholmen so stark komprimiert war wie vorher. Die Feder ist dann aber genauso hart wie vorher. Hilft nix, dachte ich, es muss eine andere Feder her. Ich habe bei "Wirth Federn" nachgefragt, ob man dort eine passende Feder liefern könnte. Die waren sehr behilflich. Aufgrund der Daten meiner Originalfeder hat man mir eine Feder rausgesucht, die passen müsste und weicher ist.
Wirthfeder Nr. 5015, Drahtstärke 5,6 mm, Aussendurchmesser 34,8 mm, Innendurchmesser 23,6 mm, Länge 500 mm, 44 Windungen, Federrate 9,57 N/mm. Da die Feder progressiv gewickelt ist, geht die Federrate bis 11,96 N/mm. Die fehlenden 3 cm Länge werden durch Distanzhülsen ausgeglichen. Die Feder ist eigentlich für andere Motorräder (z.B. Kawasaki Z 750 S von 2006) wo zwei Federn verbaut sind. Deswegen gibt es die nur paarweise. Ist mir aber egal. Ich bestellte die erstmal.
Um die neue Feder vergleichen zu können, habe ich eine Testfahrt mit der originalen Feder in der Gabel gemacht. Motorrad war vollgetankt, in der Gabel wie bereits geschrieben ca. 10% weniger Öl und ich voll eingekleidet mit Helm, Stiefel Handschuhe und Kombi. Um zu Messen, wie tief die Gabel jeweils eintaucht, habe ich rechts einen Kabelbinder um das Innenrohr gemacht und den bis an die Dichtung hochgeschoben. Dann das Motorrad nur vom Ständer genommen, und wieder aufgebockt, damit das Vorderrad frei schwebt. Nun gemessen, wie tief die Gabel eingetaucht war, das waren 22 mm. Dann den Kabelbinder wieder hochgeschoben und das gleiche Spielchen noch mal mit mir drauf. So belastet taucht die Gabel 35 mm ein. Nun losgefahren und auf einer abgelegenen freien Strecke aus 100 km/h eine Vollbremsung hingelegt (ABS hat reagiert). Da ist die Gabel 122 mm eingetaucht und damit immer noch nicht voll eingefedert. Ist nicht "auf Block" gegangen, wie man so sagt. Sie könnte noch 28 mm einfedern, was aber meiner Meinung nach ein weiteres Indiz dafür ist, dass die Gabel für mich zu hart ist.
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Dann habe ich die neue Feder von "Wirth" eingebaut. Eigentlich total easy, man muss nicht mal die Gabel zerlegen. Die Aussenrohre können in den Gabelbrücken bleiben. Einfach nur Schutzblech ab, Bremszange ab, Vorderrad raus, Lenker ab. Dann kann man oben die Gabelstopfen herausdrehen und die Innenrohre hochschieben. Wenn man dann den Gabelstopfen abschraubt, kann man auf der rechten Seite das komplette Innenrohr samt Feder bzw. auf der linken Seite samt Dämpfer nach unten herausziehen.
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Aber Vorsicht beim Rausziehen. Wenn so ca. zwei Drittel des Innenrohrs raus sind, kommen zwei Löcher. Die sofort zuhalten, sonst schießt das Öl rechts und links raus.
Ich habe natürlich beide Seiten abgebaut, um das Öl zu wechseln. Auf der linken Seite blieb die Dämpfereinheit aber zusammen. Ich habe die einfach nur umgedreht, um das Öl auslaufen zu lassen. Rechts muss man nur den Sprengring lösen und kann die Stange, die zwischen Gabelstopfen und Feder sitzt, herausnehmen. Ist nicht viel Druck drauf, geht relativ leicht. Habe ich ohne Hilfe hinbekommen, auch beim Zusammenbau ohne Federspanner.
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Die neue Feder passt perfekt, Länge stimmt und der Umfang ist auch exakt der Gleiche. Und 209 Gramm leichter ist die auch noch. Die Distanzhülse, die Wirth mitgeliefert hatte, kommt nach unten. Dann eine DIN 125 Unterlegscheibe M18, die ich mir besorgt habe, dann die neue Feder mit der progressiven engen Wicklung nach oben, dann eine Unterlegscheibe in den Maßen 11 x 34 x 3 (DIN 440/ISO 7094?), die Wirth mitgeliefert hatte. Die musste ich noch auf 16 mm aufbohren, damit der Bolzen der Stange reinpasst, die vom Gabelstopfen kommt.
Um auch die Dämpfung in Zug- und Druckstufe an die weichere Feder anzupassen, habe ich 10er anstatt 15er Gabelöl eingefüllt. Zuerst habe ich wieder nur 380 ml (ca. 10 % weniger) in beide Holme getan. Damit war die Gabel aber zu weich. Das Luftpolster über dem Öl, das beim Einfedern komprimiert wird, war zu groß, die Gabel tauchte zu tief ein. Ich habe dann in beiden Holmen ca. 50 ml nachgefüllt, bis der Ölstand in beiden Holmen gleich war. Bei komplett hochgeschobenen Innenrohren (eingefederte Gabel) ungefähr 55 mm unterhalb der Oberkante. Damit war es gut und ich habe dann wieder gemessen, wie weit die Gabel bei verschiedenen Belastungen eintaucht.
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Das Motorrad ohne Fahrer ließ die Gabel 32 mm eintauchen. Mit Fahrer drauf tauchte die Gabel 50 mm ein. Die Vollbremsung aus 100 km/h ließ die Gabel 130 mm einfedern. Also noch 20 mm Luft bis zum Anschlag. Für mein Empfinden perfekte Werte.
Nochmal: Der Umbau hat sich voll gelohnt. Kann ich jedem, der eine Scrambler, Anniversary, Deluxe oder Flat Track fährt, egal ob E4 oder E5, nur empfehlen. Auch bei der 125er dürfte das spürbar besser werden, obwohl die auch noch mal 17 kg leichter ist. Aber da kann man eventuell mit weniger Öl nachhelfen. Die Originalfeder ist überall die Gleiche.
Ich habe jetzt übrigens noch eine der beiden Wirth Federn samt Scheiben und Distanzhülse über. Hat jemand Interesse? 70,- € und ich schicke die raus.