Fahreignungsprüfung ab 70 Jahren

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Eckart

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Jeder kennt ja das Sprichwort Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast - wobei man das ja gar nicht tun muss (dieser Bundesbehörde traut man das vielleicht auch gar nicht zu) sondern wichtiger ist die Frage der Interpretation der Statistik. Direkt nach dem zitierten Absatz heißt es nämlich:
Ältere Menschen sind vergleichsweise seltener in Unfälle verstrickt
Ältere Menschen sind gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung seltener in Verkehrsunfälle verstrickt als jüngere
Im Folgenden wird dann noch im Konjunktiv über die Gründe spekuliert, was die Grundsatzfrage aufwirft, in welcher Weise die Alten dem erhöhten Risiko begegnen "dürfen": Ist es beispielsweise in Ordnung, wenn diese das Risiko durch selteneres Fahren senken ?
 
Juescho

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Ist es beispielsweise in Ordnung, wenn diese das Risiko durch selteneres Fahren senken ?
Das führt dazu dass die Sicherheit bzw. das Können noch schneller abnimmt. Konnte ich bei meiner Mutter sehr deutlich beobachten. Weite Reisen, bzw. fahren auf der Autobahn war das Erste das sie sich nicht mehr getraut hat. Am Ende waren es nur noch kurze Fahrten zum einkaufen, iwa auch das nur noch ungern. Mit 88 hat meine Mutter dann von selbst gesagt sie will nicht mehr fahren, bzw. sie fühlt sich zu unsicher. Auch wenn ich sie jetzt fahren muss bin ich sehr froh das die Entscheidung und die Einsicht von/bei ihr selbst kam, bevor irgendwas passiert ist.
 
KlausB

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Ich habe formal tatsächlich nichts gegen ein Überprüfung der Fahrtüchtigkeit, aber ich glaube leider nicht, dass das einfach und pragmatisch ohne Bereicherungsmöglicheit für zugelassene Firmen gemacht wird. Zudem ist das Alter von 70 Jahren dann meiner Meinung nach zu spät. Beeinträchtigungen kommen bei vielen schon deutlich früher, insbesondere beim Sehen in der Nacht. Mein Schwiegervater hat schon deutlich früher mit dem PKW Ausparkschäden verursacht, weil er den Kopf nicht mehr drehen konnte und die manuell einzustellenden Außenspiegel nicht alles erkennen ließen.

Wenn so etwas kommt, dann werden sich einige Bereiche wie TÜV etc. wieder bereichern können. Oder es werden tatsächlich für körperliche Defekte noch mehr Hürden aufgebaut. Wie soll denn beurteilt werden, ob sich jemand noch mit dem Schulterblick vergewissern kann, ob im toten Winkel etwas ist?

Ich habe 1980 mit 18 Jahren feststellen müssen, dass man bei Sehvermögen außerhalb der Norm einen ziemlichen Spießrutenlauf für den Führerschein machen muss. Ich bin seit Kindheit mit schlechtem Sehvermögen auf einem Auge und hoher Kurzsichtigkeit auf dem anderen Auge gestraft, also kein räumliches Sehvermögen, das Bild des einen schlechten Auges wird ausgeblendet. Beim TÜV bin ich daher beim Sehtest wie erwartet durchgefallen, der Augenarzt durfte glücklicherweise auch kein Gutachten erstellen, also bin ich mit 18 Jahren 1980 bei der MPU ("Idiotentest") aufgeschlagen. Ich kam raus ohne jeglichen Einschränkungen für den Führerschein. Denn was ich an Flugteilen beim Gerätturnen mit quasi einem Auge oder auch beim Spielen von Tischtennis geschafft hatte, hätten viele mit 2 gesunden Augen nicht geschafft. Also konnte ich sehr viel kompensieren, was sich jemand mit 2 gesunden Augen gar nicht vorstellen kann. Hätte der Augenarzt noch ein Gutachten ausstellen dürfen, dann hätte ich 120 km/h als Begrenzung erhalten. So bekam ich keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Dafür durfte ich dann alle 2 Jahre immer wieder zum Augenarzt, um mir dort eine kostenpflichtige Bescheinigung (Gutachten) abzuholen, dass sich mein Sehvermögen nicht verschlechtert hat. Das durfte ich zur Behörde tragen, die einen Eintrag im grauen Lappen machte, der wiederum 2 Jahre gültig war. Nach 10 Jahren wurde die Frist immerhin auf 5 Jahre verlängert. Und als ich dann umgezogen bin und bei der Führerscheinbehörde in einem anderen Bundesland aufgeschlagen bin, wurde dort gesagt, dass man so etwas doch gar nicht (mehr?) macht. Da mein grauer Lappen nun voll mit Einträgen war, bekam ich einen Kartenführerschein. Das ist Deutschland!

Wenn ich nun heute einen Test mache würde, dann ist mein Sehvermögen analog zu 1980 einzustufen, kein räumliches Sehvermögen, auf dem schlechten Auge sogar leicht besser als damals. Allein mir fehlt der Glaube, dass jemand bestätigen kann, dass es in dieser Zeit keine Verschlechterung gegeben hat. Bei einer harten Papierprüfung würde ich durchfallen wie damals beim TÜV. Und nun fahre ich seit 1981 Auto bzw. Motorrad. Einen Sturz mit dem Motorrad auf der Werkstattfahrt zur Reparatur des defekten ABS muss ich mir anlasten, da rutschte das Motorrad bei strömendem Regen in das vor mir fahrende Fahrzeug, beim Bremsen hat das Vorderrad gleich blockiert, wenn wundert das. Und nachts sehe ich signifikant besser als meine Frau mit gesunden Augen.

Mir fehlt leider komplett das Zutrauen, dass wir in Deutschland einen einfachen pragmatischen Test etablieren können. Denn es ist nicht nur das Sehvermögen. Mir graut davor, dass ich dasselbe Spießrutenlaufen wieder anfangen muss, welches ich bis Mitte der 90er Jahre machen musste. Da ich regelmäßig zum Augenarzt gehe, weiß ich sehr wohl, ob sich etwas verändert oder nicht.

Gruß
Klaus
 
moubeli

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Wohl ein typisches Alters-Unfallszenarium:
_________________________________________________________________

Brems- mit Gaspedal verwechselt: Autofahrer in Frankfurt verursacht Serienunfall

Weil er vermutlich Brems- und Gaspedal verwechselte und sich unter dem Gaspedal verhakte, hat ein 85-Jähriger in Frankfurt einen Serienunfall verursacht.


Veröffentlicht am 24.11.24 um 15:03 Uhr


Ein 85-jähriger Autofahrer befuhr am Samstag die Frankfurter Untermainanlage. Beim Abbiegen verwechselte er vermutlich das Brems- mit dem Gaspedal und verhakte sich im Gaspedal. Sein Wagen beschleunigte und kollidierte mit dem Auto einer 39-Jährigen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Der Wagen der Frau drehte sich um die eigene Achse und stieß mit dem Pkw eines 51-Jährigen zusammen.
Das noch immer beschleunigende Auto des 85-Jährigen fuhr weiter auf eine Grünanlage, prallte mit mehreren Gehwegpollern und einer Ampel zusammen und kam schließlich zum Stehen. Verletzt wurden niemand. Der Schaden: rund 60.000 Euro.


Quelle: hessenschau.de

🙄
 
S

SuMoQ

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Mein Schwiegerpapa ist kürzlich 70 Jahre alt geworden...fährt ne ziemlich neue B Klasse von Mercedes mit annähernd Vollausstattung. Die meisten Helferlein in seinem Auto kann er nicht bedienen ( Abstandstempomat, automatische Einparkhilfe usw.) Ich kümmere mich seit Jahren um seine Handyverträge, Strom und Gaslieferanten und was sonst noch so ansteht und ältere Menschen oft überfordert. Er hat sein Leben lang malocht, seit Anfang 60 viele Operationen mit vielen Narkosen hinter sich gebracht, das hat seine Spuren hinterlassen. So wie ihm, geht es einigen "Normalos". Längere Strecken in den Urlaub ( mehr als 400 KM) fährt er nur mit Zwischenübernachtung. Kurz vor Weihnachten steht die nächste Rückenoperation an, wieder Narkose. Besser wird es nicht mehr... Ob er das in den nächsten Jahren auch so sieht und realistisch beurteilt, wird sich zeigen. Spätestens wenn ich/sich unsere Tochter nicht mehr in sein Auto setzen will, wird es Diskussionen geben.
 
Marebalticum

Marebalticum

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Ich finde es zunehmend unangemessen, dass immer mehr Kontrollmaßnahmen eingeführt werden, gerade bei älteren Fahrern. Solche Fahreignungsprüfungen ab 70 empfinde ich als reine Bevormundung und als Teil einer immer stärker werdenden Regulierungswut. Wir haben doch schon genug Vorschriften und Kontrollmechanismen, die den Alltag erschweren. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass eine solche Prüfung Unfälle verhindern kann. Was vielmehr hilft, sind gezielte Aufklärungsangebote, die Unterstützung durch Familien oder soziale Netzwerke wie Vereine, Stammtische und ähnliche Gruppierungen. Diese können viel mehr bewirken, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.

Was mich wirklich ärgert, ist, dass über solche Maßnahmen oft von Menschen entschieden wird, die keinerlei Ahnung von der tatsächlichen Lebensrealität und den Bedürfnissen der Betroffenen haben.
 
Eckart

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Ich finde es zunehmend unangemessen, dass immer mehr Kontrollmaßnahmen eingeführt werden, gerade bei älteren Fahrern. Solche Fahreignungsprüfungen ab 70 empfinde ich als reine Bevormundung und als Teil einer immer stärker werdenden Regulierungswut.
Empfindungen sind zwar schön und gut, aber nicht überzeugend - dafür müsste man mit Argumenten kommen. Eins steht ja schon in der Statistik selbst:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/11/PD24_N058_46241.html schrieb:
Ältere Menschen auch 2023 insgesamt vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden verstrickt
Und auch den einleitenden Satz
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/11/PD24_N058_46241.html schrieb:
Sind ältere Autofahrerinnen oder -fahrer in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt, so tragen sie häufiger die Hauptschuld daran als jüngere.
könnte man so interpretieren, dass es die Mehrheit schafft, erst gar nicht in einen solchen Unfall verwickelt zu werden (um dann weder als Verursacher noch als Opfer in die Statitik zu kommen).

Obgleich die Protagonisten des Threads nur das Auto im Blick haben: Tatsächlich differenziert die Statistik nicht überall. Dabei ist die (zunehmende !) Beteiligung als Radfahrer, evtl. auch als Fußgänger, relevant.
Weitergedacht: Müsste man nicht vielleicht auch für Radfahrer (und Fußgänger ?) einen Führerschein fordern, natürlich nicht nur für Senioren ?
Das ist durchaus ernst gemeint, denn auch als führerscheinloser Senior kann man als Verursacher in die Unfallstatistik eingehen, wenn man sich z. B. aus eigener Unachtsamkeit überfahren lässt.

Ihr seht, welch großes Prüfpotential noch nicht erschlossen ist.

Dabei wird derzeit noch nicht einmal der aktuelle Bedarf an Fahrprüfungen für Fahrschüler gedeckt:
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/01/berlin-senat-fuehrerschein-praktische-fahrpruefung.html schrieb:
Auf einen Prüftermin müssen Fahrschüler in Berlin etwa vier Monate warten.
Es wäre nicht das erste Gesetz, dessen Umsetzung die Beteiligten überfordert.
 
sigmali

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Ich finde es zunehmend unangemessen, dass immer mehr Kontrollmaßnahmen eingeführt werden, gerade bei älteren Fahrern. Solche Fahreignungsprüfungen ab 70 empfinde ich als reine Bevormundung und als Teil einer immer stärker werdenden Regulierungswut. Wir haben doch schon genug Vorschriften und Kontrollmechanismen, die den Alltag erschweren. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass eine solche Prüfung Unfälle verhindern kann. Was vielmehr hilft, sind gezielte Aufklärungsangebote, die Unterstützung durch Familien oder soziale Netzwerke wie Vereine, Stammtische und ähnliche Gruppierungen. Diese können viel mehr bewirken, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.

Was mich wirklich ärgert, ist, dass über solche Maßnahmen oft von Menschen entschieden wird, die keinerlei Ahnung von der tatsächlichen Lebensrealität und den Bedürfnissen der Betroffenen haben.
:icon_king:
Ich finde auch, dass bei uns zu viel reguliert und kontrolliert wird. Sollen doch die, die unter Alkoholeinwirkung oder Drogen stehen selbst entscheiden, ggf. unter Beteiligung ihrer Familie, Freunden, Stammtische, Vereine, ob sie noch fahren können. Ich glaube, man kann keinen einzigen Unfall durch Überprüfungen verhindern.
 
K

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Ich wäre ja für eine Kampagne "Fahrsicherheitstraining statt Kaffeefahrten". Gerne auch mit staatlicher Subbventionierung von meinen Steuergeldern. Bei all dem sinnlosen Zeug, für das der Staat Geld verpulvert, darf auch mal wieder was sinnvolles dabei sein.
 
Armageddon

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Ich darf Gott sei Dank unter Drogen fahren und es sogar selbst entscheiden.....natürlich darf ich es nicht übertreiben.
 
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