Interview mit dem KTM-Boss:
E-Motorräder?
Dazu habe ich eine ganz klare Meinung. Um annähernd auf dieselbe Reichweite wie ein Ver- brenner mit einem, sagen wir mal, Zehn-Liter-Tank zu kommen, und der ist klein, bräuchte ich schon einen Akku von 100 Kilo. Aber wo soll ich den bitte hintun? In meinen Rucksack? Ins Topcase? Und von Adventure-Bikes mit echter Reichweite und Offroad-Qualitäten reden wir hier noch gar nicht. Kurz und gut: Das ist alles Blödsinn! Seit 15 Jahren schaue ich zu, wie sie alle mit ihren Hoch-Volt-Elektro-Motorrädern Geld verbrennen: Vectrix hat 120 Millionen Euro Schulden angesammelt. Wenn man sich Zero aus der Nähe ansieht, dann verbrennen die Geld. Harley LiveWire? Völlig unrentabel! Die ganzen Elektro-Start-ups, alle sind sie kommerzielle Flops. Mit kleinen Batterien ist das was anderes. Kinder-Motocrosser funktionieren elektrisch gut. Und man bindet Kundschaft schon ganz früh an die Marke. Auch Trialer funktionieren elek- trisch prima, bieten wir ja über GasGas an. Man braucht dafür keine fette Batterie, und das Dreh- moment ist für Sprünge einfach super. Ich sehe für uns maximal E-Motorräder bis zu 11 kW, die sind mit 48 Volt zu realisieren, das ist auch logistisch und für unsere Händler machbar. Sobald es darüber hinaus geht, also in den Hoch-Volt- Bereich, hast du massive Sicherheitsbeschränkungen von der Produktion bis hinein in den Handel. Also 11 kW, weiter gehen wir nicht.
Aber wie will die Pierer Mobility dann künftig in Sachen dringend notwendiger Emis- sionsreduzierung vorgehen? Entwickeln Sie E-Fuels?
Selbstverständlich! Wir sprechen mit verschiede- nen europäischen Firmen, auch hier in Österreich. Wir sind in Partnerschaften aktiv und betrei- ben Lobbyarbeit für synthetische Kraftstoffe. In Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten werden derzeit massive Investitionen für die Produktion von synthetischen Kraftstoffen auf kommerziell rentabler Basis geplant. In der Politik setzt sich ja auch langsam die Erkenntnis durch, dass wir weltweit 1,6 Milliarden Verbrenner-Fahrzeuge haben. Also, wie geht man mit denen um? Gott sei Dank haben sich deutsche und italienische Minister hier noch eingeschaltet und Technologieoffenheit von der EU gefordert, also eine Akzeptanz von E-Fuels.
Auch BMW Motorrad setzt große Hoffnungen auf E-Fuels. Arbeiten Sie in der Beziehung mit BMW zusammen?
Tun wir, ja. Ein durchschnittlicher Freizeit-Motorradfahrer in Mitteleuropa fährt pro Jahr doch höchstens 3000 Kilometer. Bei dieser Fahrleistung tut ein zumindest am Anfang höherer Preis für synthetischen Sprit nicht wirklich weh. Immerhin kann man damit weiterhin Motorrad fahren wie gewohnt und ohne, dass man Angst haben muss, mit leerem Akku irgendwo im Nirgendwo liegen zu bleiben. Also sind E-Fuels die perfekte Lösung – richtige Motorradfahrer kaufen keine Elektro-Maschinen.
Und was ist mit Wasserstoff als Alternative?
Seit ein paar Politiker jetzt draufgekommen sind, dass Elektro vielleicht doch nicht die allein selig machende Lösung ist, reden alle über Wasserstoff. Aber sie haben keine Ahnung, wie Wasser- stoff flächendeckend als Treibstoff in Fahrzeugen einzusetzen wäre, was für ein Aufwand das wäre! Die dafür nötige Infrastruktur ist kompliziert und teuer. Tankstellen dagegen haben wir schon, und zwar überall. Die kann man für E-Fuels ganz einfach weiter nutzen. Genauso wie schon existierende Motorräder, auch die kann man künftig mit E-Fuels betanken. In der MotoGP werden wir 2024 einen Anteil von 40 Prozent E-Fuel im Sprit haben, 2026 oder 2027 werden es 100 Prozent sein. So retten wir zusammen den Planeten – und haben Spaß am Rennenfahren.