@sigmali
genau, ein zweiter Grund, weshalb der PKW-Fahrer links bleibt - das hatte der ADAC nach einer Untersuchung festgestellt -, dass viele Autofahrer/innen sich nicht mehr trauen, die Spur nach rechts zu wechseln, nachdem sie lange brauchten und mit Angst es geschafft haben die Spur nach links zu wechseln!
Hier liegt das eigentliche Problem bei vielen Autofahrern/innen, die es nie richtig gelernt haben, rechtzeitig den Innen / Außenspiegel sinnvoll und souverän zu nutzen!
Und genau mit diesem Problem der mangelnden Verkehrsbeobachtung mittels der Spiegeln haben wir Fahrlehrer es bereits in der praktischen Fahrausbildung zu tun gehabt. Ich bin jetzt 44 Jahre Fahrlehrer und hatte davon 23 Jahre eine eigene Fahrschule in München betrieben. Somit kann ich zu dieser Problematik einiges beitragen. Das Problem liegt nach meiner Erfahrung, wie ich sie bei vielen meiner Kollegen feststellte, an der fehlerhaften praktischen Fahrausbildung! Es beginnt bereits in der ersten Fahrstunde, wenn der Kollege den Schüler/in von der Fahrschule zum Übungsplatz fahren lässt, anstatt den PKW selbst dort hinzusteuern. Klar, weil sonst der Schüler/in Stress macht und nur die tatsächlich gefahrene Zeit bezahlen möchte. Das Problem liegt also darin, dass der Fahrlehrer dem Schüler/in in der ersten Fahrstunde sich nicht die benötigte Zeit nimmt, dem Schüler/in die korrekte Spiegelbenutzung mit der richtigen Reihenfolge beizubringen, nämlich: Innenspiegel 2-3 sec, Außenspiegel ebenso lang, Blinker, Schulterblick max 1 sec, dann erst der Spurwechsel!!! Das macht er erst auf dem Übungsplatz. Und das leider auch nicht gleich in der ersten Fahrstunde. Meistens erst in der 2, 3 oder 4. Stunde. Schon auf dem Weg zum Übungsplatz beginnt hier das Übel, weil der Schüler /in nur lenken und den Blinker setzten muss. Alles andere erledigt der Fahrlehrer, und damit hat der Schüler/in sich bereits daran gewöhnt und praktiziert es somit automatisch. Ich habe das Problem recht früh erkannt. Aber auch selbst, wenn nicht sofort bei der ersten Fahrt damit begonnen wird zeigte sich, dass es bei den allermeisten Schülern/innen harte Arbeit und intensives Blicktraining verlangte bis zur letzen Stunde vor der Fahrprüfung, in Ruhe rechtzeitig und richtig die korrekte Spiegelbenutzung beherrscht wurde.
Also meine Beobachtung und Erfahrung ist die, dass viele - wenn nicht sogar die meisten Autofahrer - nicht in der Lage sind die Spiegel sinnvoll und insbesondere rechtzeitig zu benutzen. Ihr könnt mir das bestimmt bestätigen und seht selbst bei andern Autofahrern/innen oder als Beifahrer, das wenn überhaupt nur ein winziger Blick in den Innenspiegel und sofort der Schulterblick gemacht wird, und oft auch noch beim Schulterblick gleichzeitig gelenkt und nicht nur der Kopf sondern die Schulter dabei bewegt wird. Im Unterricht pflegte ich oft zu sagen, dass der Schulterblick ein Blick über die Schulter und nicht mit der Schulter getätigt werden muss und dabei das Lenkrad nicht bewegt werden darf. Der Spurwechsel erfolgt nach dem Schulterblick.
Nur... wenn Man/Frau nicht rechtzeitig zuvor intensiv den rückwärtigen Verkehr mittels Spiegel benutzt, was ja leider häufig der Fall ist, dann kommt es zu solchen Unfällen. Beispiel: bei einer Testfahrt - ich war ein Jahr als Testfahrer bei BMW tätig. Auf einer dreispurigen AB sah ich, wie eine PKW-Fahrerin plötzlich die mittlere Spur nach links wechselte, weil ein LKW auf der rechten Spur zur mittleren Spur wechseln wollte, es jedoch noch nicht vollzogen hatte. Dabei stieß sie mit dem auf der linken Spur heran näherten PKW zusammen, der sofort in Flammen aufging.
Dieses Beispiel habe ich dann immer wieder im Theorieunterricht gebracht. Wir haben schon einige Lehrfilme mit solchen grausamen Unfällen. Nur was meint Ihr, wie die Schüler/innen darauf reagieren?
Genau, das geht ins linke Ohr rein, ins rechte Ohr raus und in der Mitte bleib nix hängen, wie bei vielen Themen im Lehrstoff oder anderen Dingen.
Die Fahrerlaubnisprüfer legen bei der Fahrprüfung sehr großen Wert auf die richtige Spiegelbenutzung. Und wenn er gleich am Anfang der Prüfungsfahrt Schwächen feststellt, prüft er dem Prüfling besonders auf den Zahn. Nur, damit ist das Problem der sinnvollen Spiegelbenutzung immer noch nicht gelöst, weil viele Schüler/innen diesen Spiegelblick auswendig gelernt haben. Also kurz in Spiegel schaun, damit der Prüfer sieht das in den Spiegel geschaut wurde.
Ob jedoch der Schüler/in im Spiegel auch was gesehen hat ist leider ein weiteres Problem. Ich trainiere bereits beim Thema Spurwechsel im Theorieunterricht, worauf es beim Spiegelblick ankommt. Z.B.: zuerst schauen alle Schüler/innen auf meine ausgestreckte Hand oder etwas anderes, und auf mein Kommando sollen sie dann für eine Sekunde aus dem Fenster schauen und mir danach, während sie nur auf meine Hand schauen dürfen, sollen sie mir sagen, was sie alles draußen gesehen haben. Nämlich nicht viel. Dann wiederhole ich das Spiel mit der Aufforderung ca 2-3 Sekunden aus dem Fenster zu schauen, mit der Absicht so viel als möglich zu erkennen, was sie draußen sehen. Und hier fruchtet dann auch das anschließende Spiegeltraining bei der praktischen Fahrstunde.
Der verunfallte Biker hätte zu der Zeit und Gegebenheit nicht so schnell fahren dürfen. Der war noch nicht Reif für dieses Tempo. Aber... dieser Unfall und auch der von Biker-Gina geschilderte Unfall hätte evtl vermieden werden können, wenn der PKW-Fahre/in rechtzeitig den nachfolgenden Verkehr mit dem Innenspiegel gesehen und beachtet hätte, oder?
Deshalb fahre ich nur auf AB, wenn es unbedingt sein muss. Ich fahre auch gerne schnell, aber eher mit meinem PKW. Aber nicht wenn viel Verkehr herrscht, weil wie oben beschrieben es leider zu wenig Autofahrer/innen gibt, die den rückwärtigen Verkehr beobachten und wenn, dann aber nicht beachten und trotzdem ausscheren!!!
Meine S1000RR hatte ich 2x auf der AB ausgefahren, weil ich wissen wollte was die Vmax ist und alles passte. Auf der Rennstrecke in Rijeka und Pannoniaring, oder auch Mugello und Misano war das kein Problem 300 km/h zu fahren. Wenn, dann nur, wenn ein noch schnellerer Biker dich noch kurz vor dem Bremspunkt überholte.