Downunder mit WWBTT.....Teil 41
… Knut beschränkte die täglichen Wartungsarbeiten auf das Nötigste. Reifenluftdruck-und Ölkontrolle. Dazu ein wenig Kettenspray. Mehr war auch wirklich nicht nötig. Die pflegeleichten und robusten Yamahas liefen tadellos. Wie immer eigentlich.
Wenig Technik-wenig Ärger. Falls irgendjemand mal eine Weltreise auf einem Motorrad planen sollte, dann würde ich dieses Modell empfehlen.
Für den kleinen Fahrspaß zwischendurch bevorzuge ich allerdings auch eher anderes Gerät.
Ach ja, der kleine Spaß zwischendurch. Wobei wir wieder beim Thema wären. Eva hatte sich unauffällig genähert.
„Morgen kommt Jürgen wieder.. !“, verkündete sie mit unbewegter Miene.
Ich schwieg zunächst, weil mir spontan kein passender Kommentar in den Sinn kam.
„Tja..“, murmelte ich stattdessen. Manchmal interpretiert man derartige Kurzmitteilungen nach Stimmungslage. Eva hatte wohl irgendwie etwas Inhaltsschwereres erwartet. Was nun genau … man steckt halt nicht drin.
„Habe ich eigentlich deine Telefonnummer…?“Diese Standardphrase entschlüpfte mir irgendwie. Ihr, bis dahin eher erwartungsvoller Gesichtsausdruck, veränderte sich schlagartig.
„Nein. Aber du hast mir deine Nummer auch noch nicht gegeben!“
Parade-Reposte ... wie der Fechter sagt.
Der Heinz fehlte mir plötzlich. Der wäre garantiert in diesem Moment auf der Bildfläche erschienen und hätte mir einen Ausweg eröffnet. Wenn er denn mal da gewesen wäre, der alte Fuchs.
Nun also … Butter bei die Fische. Ich klopfte bemüht aber hilflos auf meinem T-Shirt herum. Eindeutig die erfolglose Suche nach einem Kugelschreiber.
Eva hielt mir mit unbewegtem Gesicht ein Schreibwerkzeug unter die Nase. Ich griff nach dem Ding wie ein Schimpanse nach der Banane.
Kein Papier. So ein Pech!
Anke hatte einen Zettel dabei. Irgendwie und völlig unbemerkt hatte sie sich angeschlichen.
Prima … gute Idee. Vielleicht kann man ja mal gemeinsam etwas unternehmen. Nun, im Prinzip kein schlechter Gedanke. Ich bezweifele allerdings, dass sie dabei an dieselben Aktivitäten dachte wie ich.
Anke notierte Evas Telefonnummer akribisch auf ihrem Zettel und steckte ihn dann in ihre Gesäßtasche.
Wenn das mal kein eindeutiger Hinweis war.
Plötzlich erklang ein hämisches, fast hysterisches Gelächter.
Ein Kookaburra. Der lachende Hans.
Keinen Moment zu spät. Vielleicht gibt es tatsächlich Seelenwanderung. Der Heinz hatte so was bestimmt drauf. Dem traue ich solche Tricks zu.
Die Mädels waren jedenfalls schlagartig abgelenkt. Nun, ich will mich hier nicht in irgendwelchen ornithologischen Feinheiten ergehen, aber dieser Vogel ist schon ein interessanter Vertreter. Anke hatte sich vorher in irgendeinem Reiseführer schlaugemacht.
Ich erfuhr dann alles Mögliche über diese Viecher. Was Anke scheinbar besonders gut gefallen hatte, war die erschreckende Tatsache, dass diese Vögel monogam sind.
Die führen eine lebenslange Einehe.
Ich vermutete daraufhin, dass wohl ein weibliches Exemplar für die Ruhestörung verantwortlich gewesen sein musste. Die männlichen Hänse hätten dann doch wohl weniger Grund zum Lachen.
Dieser Scherz wurde lediglich zur Kenntnis genommen.
Egal, die Hänsin oder ihr bedauernswerter Ehevogel hatten die Situation gerettet.
Hoffentlich wird der arme Heinz wieder völlig hergestellt.
Der Abend nahm dann noch einen eher melancholischen Verlauf. Nach dem Essen hockte der kümmerliche Rest der Truppe unter einem ausladenden Baum. Jürgen fehlte, Heinz fehlte und auch der Olli blieb verschwunden. Jeff hinkte, sein genähter Zeh schien immer noch Probleme zu machen.
Ordentliche Verluste. Aber ein bisschen Schwund ….
Evas, immer noch irgendwie fragende Blicke, konterte ich mit gespielter Ratlosigkeit. An den Baum gelehnt und mit Dosenbier bewaffnet, starrte ich gelegentlich traurig in den Himmel. Für die Rolle des tragischen Helden muss ich wohl doch noch ein wenig üben. Aber für den Anfang war ich gar nicht schlecht.
Anke jedenfalls kaufte mir die Nummer ab. Wahrscheinlich hielt sie das für nachdenkliches Mitgefühl. Wegen des armen Heinz’ … oder so.
Was Eva anging, bin ich mir nicht sicher. Aber wer versteht schon die Frauen?
Knut plagten ganz andere Sorgen. Wir erfuhren zu unserer allgemeinen Verwunderung, dass WWBTT in Zukunft keine Australientouren mehr anbieten würde. Dieses Jahr noch und dann wäre Schluss.
Ab dem nächsten Jahr würden ausschließlich Nord-und Südamerikatrips auf dem Programm stehen. Organisatorische und wirtschaftliche Gründe würden dies erfordern. Auch nicht schlecht. Von Alaska bis Feuerland. Panamerikana und so.
Knut schwärmte uns ordentlich die Ohren voll.
Marketing … eben. Wer einmal mitfährt, der kommt auch wieder. Manchmal wenigstens. Die Rückfallquote betrug bisher mehr als 50 Prozent.
Ich zumindest war nicht abgeneigt. Amerika ist auch nicht schlecht. Mal sehen, ob in den nächsten Jahren irgendwas geht.
Aber wo ein Wille ist … ist auch ein Gebüsch. Meistens …!
Eva schien ebenfalls Interesse an Amerika zu haben. Auch Anke war wohl interessiert. Dann waren wir ja wohl schon wieder zu dritt.
Ich werde mir die ganze Sache wohl noch einmal gründlich überlegen müssen.
An den Baum gelehnt starrte ich in den leicht bewölkten Sternenhimmel.
Es geht nicht mit … aber es geht auch nicht ohne …
Im Hintergrund lachte ein Kookaburra laut und hysterisch.
Wahrscheinlich ein Weibchen!
Fortsetzung folgt