Wer sich für den VW-Tarifvertrag interessiert, kann sich hier ein wenig schlau machen:
https://www.igmetall-salzgitter-pei..._neuer_Haustarifvertrag_November_2022__3_.pdf
Wenn man die Löhne mit denen in kleineren Betrieben der Metallindustrie, insbesondere denen der OEM-Zulieferer vergleicht, sind da große Unterschiede vorhanden. Wenn das bisher bezahlbar war, ist das gut für die Mitarbeitenden von VW. Aber es gibt dafür leider keinen Bestandsschutz.
Es ist egal, ob die Schieflage durch Management-Entscheidungen, durch die Marktentwicklung oder beides entstanden ist.
Wenn alle Außenstehenden derzeit schlauer als die Geschäftsleitung zu sein scheinen und dieser gerne die Schuld geben wollen, dann muss man bedenken, dass Betriebsratsvertreter im Aufsichtsrat präsent sind und jederzeit dort gut vorbereitete Vorschläge für die Weiterentwicklung von VW einbringen können. Auch Niedersachsen ist dort vertreten. Wir wissen nicht, ob Vorschläge eingebracht wurden, die besser waren als die Strategie der Geschäftsleitung. Wenn die zurückliegende Entwicklung - und davon muss man ausgehen - vom Aufsichtsrat mitgetragen wurde (so sieht es wohl aus) - dann ist das nun so und kann nicht geändert werden.
VW muss viel Geld erwirtschaften, um sich neu auszurichten. Wenn das Geld nicht zur Verfügung steht oder zur Verfügung gestellt wird und wenn keine vernünftige Linie für die Weiterentwicklung des Unternehmens aufgestellt werden kann, dann wird dieses große Unternehmen weiter in Schieflage geraten. Diese Schieflage verstärkt sich, je länger man wartet, denn die Konkurrenten haben hier ihre Hausaufgaben bereits gemacht. Dass es besser gehen kann, kann man an der Marke Skoda im eigenen Konzern sehen. Man muss nicht auf die Produktion der Cupra-Modelle in China schauen, die nun beim Import in die EU mit zusätzlichen Zöllen belegt werden. Subventionen mögen den Niedergang in die Länge ziehen, werden das aber bei dieser Unternehmensgröße ohne harte Maßnahmen nicht aufhalten. Alle Maßnahmen, um die Investitionskraft für Umstrukturierungen und Neuausrichtung bereit zu stellen, sind in solch einer Situation extrem unpopulär, nur hilft das niemandem.
Warten wir doch mal ab, was die Verhandlungsparteien zusammen entscheiden werden. Streiks werden in dieser Situation auch nicht wirklich helfen, die zehren nur weiter am Finanzspielraum für Umstrukturierungen. Mit Bezug auf die Reduktion von Dividenden: daran hat sicherlich das beteiligte Bundesland Niedersachsen bisher auch kein Interesse und hätte als erstes ein Veto eingelegt, denn 20% der Dividendenzahlung bekommt nun mal dieses Land. Die letzte Dividendenzahlung wurde mit einer Mehrheit von 99,99% auf der Hauptversammlung beschlossen. Da hat das Land auf jeden Fall nicht dagegen gestimmt.
Also abwarten. Hier im Forum werden wir keine Lösung und keine Schuldigen an der Misere durch Diskussion ausmachen können.
Gruß
Klaus