Meine Erfahrungen in Bezug auf den "Traumberuf Fahrzeugmechatroniker".
Der klassische Beruf der KFZ Mechanikers ist Vergangenheit. Ob man etwas Handwerklich reparieren kann ist nicht mehr gefragt und wird nicht mehr geprüft.
Bremsleitungen anfertigen, Hauptbremszylinder inst., Getriebe-Differenzialreparatur, feilen-schweissen -drehen-fräßen, Reifenmontage, an einem Prüfmotor den entfernten Zahnriemen (Steuerzeiten) und den ausgebauten Verteiler (Zündzeitpunkt), also das Grundprinzip "ohne Feuer keine Flamme", unter Zeit zusammenbauen und wieder ans laufen bringen, dass alles findet nicht mehr den Weg in Lehrgänge oder Prüfungen zum Abschluss als Geselle.
---------------------------------------------
Da lautet das Geschäftsmodel der HWK, Teure Grundfach-/Sachkunde Lehrgänge in der Lehre zusätzlich, ohne die ein Mechaniker nicht an den Systemen arbeiten darf.
(1) Klimaanlagen in Kraftfahrzeugen - Sachkunde-Schulung, 1 Tag, 348,00 EUR
(2) Klimaanlagen in Kraftfahrzeugen - Aufbau-Schulung, 1 Tag, 268,00 EUR
Airbag und Gurtstraffer - Sachkunde-Schulung, 1 Tag, 499,00 EUR
Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) - Sachkunde-Schulung, 1 Tag 268,00 EUR
Reifenmontage PAX System, 1 Tag, 348,00 EUR
Reifenmontage Runflat System, 1 Tag 348,00 EUR
Abgasuntersuchung (AU) - offizieller Prüfungslehrgang, 1 Tag, 268,00 EUR
(1) Fachkundige Person für Arbeiten an HV-Systemen (Stufe 2S) - Grundlagen, 2 Tage, 428,00 EUR
(2) Fachkundige Person für Arbeiten unter Spannung (Stufe 3S) - Aufbau, 2 Tage, 638,00 Euro
(3) Fachkundige Person für Arbeiten an HV-Systemen, 2 Tage, 848,00 EUR
(1) Steinschlag-Reparatur und Austausch von Verbundglasscheiben, 2 Tage, 638,00 EUR
(2) Diagnose, Kalibrierung und Justierung elektr. Fahrzeugsysteme nach Austausch von Verbundglasscheiben, 1 Tag, 638,00 EUR
------------------------------------------------
Was aber bis zum erbrechen für die jungen Leute hinzu kommt, rechnen, rechnen, berechnen, messen, Fehlersuche im Bereich KFZ Elektro, was mal ein eigenständiger Lehrberuf war, also 3 Jahre KFZ "Mechaniker", 3 Jahre KFZ "Elekrtiker", jetzt zusammen gepackt in 3,5 Jahren als KFZ Mechatroniker.
Und für die Komplexität, von vorne angfangen beim Kühlkreislauf bis hinten bei einem Allraddiff. bei Rep. (am Beispiel eines 5er Models, F11 angemerkt: Warum geht der Scheibenwischer nicht mehr aus = weil das ABS Steuergerät für 3.200 € kaputt ist) an der Fahrzeugen braucht es, wie die zurück liegende Erfahrung zeigt, Auszubildende auf Abiturniveau, keine mehr nach 9 Schuljahren von der Hauptschule und 15-16 Jahre alt. Das Problem ist den Prüfkommisionen bekannt, aber nicht erkannt und mit einem Lösungsansatz versehen.
Lehrjahr 8/2020 = 21 Auszubildende Kreis AW, davon keine Werkstatt mit separater Lehrlingswerkstatt ( wie z.B BMW NL Bonn oder die RKG-MB-)
Zwischenprüfung 6/2021 = nur 9 haben diese bestanden mit einem Schnitt von 4,1, die ja die Voraussetzung zur Zulassung der Gesellenprüfung ist.
Lehrjahr 8/2021 = 7 Auszubildende Kreis AW. Damit gibt es nun keine eigene Berufsschulklasse mehr, die Auszubildenden müssen/mussten nun 1 x in der Woche nach Neuwied (interessant wenn man da aus Adenau kommt) zur Berufsschule. Aktuell sind es nur noch 4 Auszubildende aus dem Kreis AW.
Hier greift leider auch, dass viele Auszubildende mit Migrationshintergrund und keinem guten benotetem Bildungsabschluss (unentschuldigte Fehlzeiten in der Schule führen zu sehr vielen fünfen, sowie zu Bußgeldern), bzw. über Umwege der Hauptschulabschluss mit dann entsprechendem Alter, diesen Beruf wählen und die Ernsthaftigkeit (man denke nur an eine Bremsrep.) vermissen lassen.
Aktuelles Beispiel aus 01/22: Praktikant -Mgh-, 17 Jahre, noch ohne Abschluss, vermittelt über die DAA mit Anfrage zum Ausbildungsplatz 08/22.
Montag, 1. Tag von 3 Wochen = kommt um 8:55, angeblich war der Reifen platt, musste erst geflickt werden.
Um 16 Uhr muss Feierabend gemacht werden, da kein Licht am Rad und da um 17 Uhr dunkel.
Montag, 2. Tag von 3 Wochen = Keiner da, Anruf um 9:20 = Kann nicht kommen, da steifer Nacken. Wir sagen Ihm gut Besserung, er soll bitte bei der DAA seine Betreuerin davon in Kenntnis setzen.
Dienstag, 3 Tag von 3 Wochen = gegen 14 Uhr kommt jemand vom DAA um sich den Betrieb und den Praktikanten anzuschauen. Der sich nicht dort (krank)gemeldet hat. Alle dort dachten er wäre bei uns im Betrieb.
Donnerstag, 4 Tag von 3 Wochen = Anruf der DAA, Betreuerin, ob der Junge Mann weiterhin das Praktikum durchführen dürfte.
Es ist keiner mehr gekommen.
Und die, die von der Realschule oder mit Abitur diese Lehre, meist verkürzt auf 2,5 Jahre, wählen, sind meist nur auf der Durchreise in Richtung Studienplatz. Also eigenlich für das Handwerk uninteressant und damit zu teuer.
Was pö a pö dazu führt, das immer weniger Betriebe auch ausbilden wollen, denn mit Hauptschulabschluss und entsprechender Einstellung schafft Bundesweit noch nicht mal die Hälfte den Gesellenbrief in diesem Beruf.
Und die so wichtigen und Zeit/Kostenintensiven Lehrgänge mit Prüfungen, wie z.B im Bereich "Fachkundige Person für Arbeiten an HV-Systemen" , Stufe 2 und 3, schafft so gut wie keiner der Auszubildenden.
Man könnte aktuell anhand der Zahlen also sagen:
Studieren kann jeder
Handwerker werden nur die besten