Da hatte ich neulich eine lustige Geschichte. Es ging los auf den BMW Motorrad-Days in Garmisch, muss so 2017 gewesen sein. Bei einer Ausfahrt im Karwendel hatte ich plötzlich an meiner 1100GS ein immer weiter abnehmendes Kupplungsspiel. Konnte mich gerade noch so zum Festivalgelände retten. Ich erinnere mich, dass es 35 Grad hatte, ich bin in meiner Lederkombi fast zerkocht. BMW hatte vor Ort einen technischen Service, die hatten aber keine Zeit. Also bin ich mit hochrotem Kopf zum ADAC-Stand, wo sie normalerweise Neumitglieder kobern. Ich zu der Frau: "Ich bin Mitglied, ich bräuchte mal ihre Hilfe." Sie: "Das sehe ich." Langt in ihren Kühlschrank und gibt mir erst mal eine Flasche Mineralwasser. Dann hat sie einen Gelben Engel gerufen und mich um Verständnis gebeten, dass es eine Dreiviertelstunde dauern könne, bis er da sei. Dann kam der Mann auch, ließ sich kurz erklären, worum es ging und machte sich ans werk. Eine Viertelstunde schraubte er ruhig und routiniert an meiner Dicken rum, dann war alles fertig. Dann sagte er mir: "Schauen Sie mal hier, da müssen Sie sieben Millimeter Spiel haben, und hier zwölf. Ich hab's Ihnen wieder eingestellt, das passt jetzt alles." Ich war ganz begeistert: "Ich habe Sie gar nicht in einen Computer oder in ein Handbuch blicken sehen. Haben Sie das etwa alles im Kopf?" Er lachte und meinte nur: "Nein, aber ich hab' auch so eine in der Garage."
Szenenwechsel, März 2020, am Wochenende, bevor in Bayern der Lockdown ausgerufen wurde. Ich machte noch eine nette kleine Tour, landete am Ammersee, machte noch ein Foto von meinem Krad, quatschte mit der Frau. Dann zurück - und der Bock springt nicht an. Die Benzinpumpe surrt auch nicht. Shyce! Also ADAC angerufen, die Engel-Vermittlerin sagt, es sei viel los, könne dauern. Nach anderthalb Stunden kam der ADAC-Mann an, das Gesicht kam mir gleich bekannt vor - es war derselbe Mann, der mir 2017 in Garmisch geholfen hatte. Er nahm sich den Bock zur Brust und konnte den Fehler nicht finden. Jeder andere hätte vermutlich gesagt: "Finde nix, abschleppen!" Aber er nicht. Er rief sich Schaltpläne vor der Maschine auf den Bordcomputer, nahm den Tank ab, packte das große Besteck aus. Schließlich fand er einen Vorwiderstand, den er nicht kannte und der auch nirgends dokumentiert war. De war wohl durch, er hat ihn überbrückt, und die Kiste lief wieder. Es war schon fast dunkel, als ich mich auf den Heimweg machte. Er gab mir seine Handynummer und bat mich, ihn anzurufen, wenn ich heile zuhause angekommen bin.
So was braucht man in der Not. Abschleppen kann jeder.