Die Pflichtstunden sind vom Gesetzgeber übrigens nur als Mindestmaß vorgegeben. Wer mehr braucht (und das gibt es, wenn auch selten) macht auch mehr. Bei diesen Stunden soll das selbstständieg Fahren vermittelt werden. Wer allerdings heutzutage sieht, wie selbstständig die Fahrschüler im sonstigen Leben dank der Hubschraubereltern sind, braucht sich über nichts zu wundern.
Was glaubt Ihr denn, weshalb die Ausbildungsbetriebe über die meisten Bewerber die Hände zusammenschlagen und sich schon freuen, wenn der/diejenige normal reden kann. Dieselben sollen dann in der Fahrschule die Überflieger sein? Nicht Euer Ernst?!
Da ist was wahres dran und es erklärt zum Teil die hohe Anzahl von Stunden, die heute scheinbar gebraucht werden um einen FS zu bekommen.
Ich bin in der eher seltenen Lage privat 3 x zur Fahrschule gehen zu dürfen. 1 x mit 16 (Kl. 4/5), 1x mit 18 (Kl. 3) und dann mit 46 (Kl. 1 = A). Als ich meinen Autoführerschein gemacht habe, hatte ich vorher schon an Moppeds und Autos rumgeschraubt, hab im Hof mit Vaters abgemeldeten Auto einparken geübt und durfte gelegentlich auch schon mal auf einer Nebenstraße fahren. Die Fahrschule betrachtete ich als formalen Vorgang und nach 15 Fahrstunden (Standardmenge), schriftlicher und praktischer Prüfung hatte ich meinen FS. Und so ging es eigentliche allen. Die Fahrpraxis kam danach. Den Schulterblick hab ich allerdings damals schon gelernt und nutze ich auch heute noch intensiv.
30 Jahre später, ohne jemals Punkte erhalten und ohne jemals meinen FS abgegeben zu haben, habe ich dann wieder die Schulbank gedrückt. Was ich dort erleben durfte war deprimierend. Daß 17 1/2 Jahre alte Mädels etwas Probleme mit Technik haben versteh ich ja noch, daß aber gleichaltrige Jungs auch keine Ahnung hatten und sich im FS-Unterricht so verhielten als ob sie das alles nicht anginge, entzog sich komplett meinem Verständnis. Einer kam regelmäßig 10 Minuten zu spät, legte seinen Kopf auf den Tisch und schlief. 1973 wäre das undenkbar gewesen. Der Fahrleher hätte mich rausgeschmissen und meine Eltern mir zuhause was erzählt.
Daß ein deratiges Verhalten sich nicht nur auf die Theorie sondern auch auf das praktische Fahren übertragen läßt, ist für mich naheliegend. Da müssen dan eben mal ein paar Stunden mehr gemacht werden bis es sitzt. Oder da wird halt mal durch's mündliche oder auch die praktische Fahrprüfung gefallen und damit man das Fahren bis zur nächsten Prüfung nicht vergißt, nimmt man halt noch ein paar Stunden. Schnell sind dann 20 bis 30 h genommen. Und wenn man dann noch an einen Fahrlerer oder eine Fahrschule kommt, die diese Situation auch noch ausnutzt, sowas gibt es auch, dann läppert sich da halt was zusammen. Und es gibt natürlich auch schlechte Fahrlehrer, die man dann leider auch mitbezahlt.
Mit meinem Fahrlehrer hatte ich halt Glück, ich hatte ihn mir vorher aber auch gezielt rausgesucht. Er fuhr selbst Motorrad und konnte mir damit hautnah und praktisch das Fahren zeigen. Und mir regelmäßig in den Helm brüllen. Überland- oder Nachtfahrt hatte ich nicht gemacht. Nach 30 Jahren Fahrpraxis wäre das auch etwas lächerlich gewesen.
Auch für den A hatte ich 15 h gemacht. Stunden, die ich ich vom erlebten Fahrspaß her auch gerne bezahlt habe. Ich hatte nicht den Eindruck abgezockt worden zu sein. Und es waren auch keine 1500 Euro, wie ich fälschlicherweise weiter vorne im Thema geschrieben habe, sondern 798,- + 113 Euro Prüfungsgebühr (hatte die alten Unterlagen aus 2003 gefunden)
Ich hatte für meinen 3er (Auto) 1975 auch so um die 700 bezahlt, allerdings DM. Mit Mopped wären es vielleicht 900 DM gewesen. Einmal mit der Vespa um den Block, mehr war es nicht. Wenn ein vergleichbarer FS heute 1500 Euro kostet, denke ich, daß der Preis ok ist. Oft wird's halt auch teurer. Ob's am Burnout-Syndrom liegt?
Gruß Thomas