Mal abgesehen davon, daß wg. der weithin verbreiteten "Geiz ist geil"-Mentalität eigentlich alles, was irgendwie Geld kostet, von einer Vielzahl der "Zahler" als "Abzocke" verurteilt wird (o. daß sie auch nur einen blassen Schimmer haben, wie sich die Kosten errechnen u. welche gesetzl. Vorgaben es möglicherweise gibt -wobei letztere dann allerdings sowieso auf die unlautere Tätigkeit der jeweiligen Lobby zurückzuführen sind, weis man ja ...), scheint mir, daß da irgendwo der Bezug zur Realität verloren gegangen ist.
Ich habe 1969 meinen 1er u. 3er gemacht, Dose 18.-DM/Fahrstunde (3/4h), 21.-DM für die 150er NSU Lambretta mit Fahrschulpedalen zum Soziussitz (Bremse, Kupplung für den hinten drauf sitzenden Fahrlehrer). 10-12 Std.n für Auto (nach Wechsel von Ford Taunus 17M XL -den ein andererFahrschüler geschrottet hatte- auf den, beim Einparken, vergleichsweise unübersichtlichen VW Käfer, brauchte es ein paar Std.n mehr). Für's Moped reichten 6 Std.n inkl. Prüfungsfahrt. Sonderfahrten gab's nicht, soweit ich mich erinnere (was nicht bedeutet, daß wir nicht auch auf dem Messeschnellweg u. A2/A7 und bei Dunkelheit gefahren sind. Letzteres war ohnehin normal, da ich die Fahrstunden weitgehend im Winterhalbjahr absolviert habe. Mit Prüfungsgebühren u. Kosten für Lehrmaterial usf. sind's dann vllt. 450DM gewesen. Dumm nur, daß mein alter Herr zu der Zeit nicht wirklich viel über 1000DM verdiente (als Maschinenbauingenieur FH. Sein 1969er VW 411/80PS Einspritzer, damals vergleichsweise größer als heute ein Passat, kostete stolze 10000DM). Die Verkehrsdichte ging ggn. NULL, ich bin noch in den 70ern ziemlich angeheitert (bis sturzbesoffen) über die Dörfer gefahren, von irgendeinem Feuerwehrfest/Dorffest o.ä. kommend (auf dem die örtlichen Polizisten genauso soffen wie alle anderen. "Gefährlich" waren die aus dem Nachbarort, die nicht mittun durften
), ohne nächtens auch nur einem Auto zu begegnen (so habe ich das, nüchtern, beruflich unterwegs
, noch in den späten 80ern auf der A7 erlebt, wo etwa nach 19.00h "die Lichter ausgingen", praktisch kein Verkehr in die eigene Richtung, HH-H Freitag abends, kaum Verkehr in Gegenrichtung zur gleichen Zeit).
Und heute?
Egal zu welcher Tages- o. Nachtzeit, sind die BABs u. innerstädtischen Straßen 24h/7Tg.e die Woche/365Tg.e im Jahr brechend voll. Voll von Leuten, die lange nach dunkelgelb noch in Kreuzungen einfahren, voll von Leuten, die bei Rot in fast voller Wagenlänge über den Stopstreifen -diese fette, weiße Linie auf der Straße- hinaus stehen und bei hellgrün bereits mindestens mitten auf der Kreuzung sind, voll von Leuten, die bei der Bestellung des KFZ die aufpreispflichtigen Blinker (??? ist bestimmt so, bei der Anzahl der Fzg.e, die ohne zu blinken FAhrspuren u. Richtungen wechseln) nat. nicht mitbestellt haben (für "Bose/Harman-Karton
on board" und zur Wagenfarbe passende Blinkergläser reicht's aber immer), von Leuten, die mit Handy am Ohr telefonieren ('s gibt heute für JEDES Fzg eine Freisprechlösung, selbst für Oldtimer, aber vielfach sind's Fahrer von teuren Limousinen, o. das "Häschen" mit dem frisch erworbenen Führerschein in der Knutschkugel, die vollkommen verwirrt umherirren, ihre Aufmerksamkeit allein durch das überaus wichtige Handy gebunden
), von Leuten, die so fahren "wie sie wollen" (war das nicht eine Aussage hier, o. in einem Nachbarthread?), von Leuten, "die alles im Griff haben" (aber 50km/h nicht einhalten können/wollen und 80 an der Stelle für akzeptabel halten), von L....
Die Behauptung, "meine Kinder können das alles besser, weil sie Erfahrung haben", wage ich ebenfalls anzuzweifeln. Erfahrene Kinder habe ich in den 70ern ausreichend viele erlebt (u. überlebt!), hervorragende Fahrer auf 50ern (Kreidler, Hercules, Zündapp, Maico, ...), nur der Umstieg von wenigen 6-7PS mit 80-90kg/max. ~100km/h auf 50-70PS Boliden mit ~220kg und bis zu 190km/h schnell überforderte sie fast durch die Bank. Die nicht ganz so "erfahrenen Fahrer" der 50er trieben die Versicherungsbeiträge bis zu 1200DM/a hoch. Das änderte sich mit Einführung der 80er keinesfalls, wie sich auch anhand der sehr schnell steigenden Versicherungsbeiträge für nachvollziehen lässt. Die Unfallrate verlagerte sich lediglich, und auch die "erfahrenen" 80er/125er Fahrer sind im Umgang mit einer deutlich hubraumstärkeren/schnelleren/schwereren Maschine nur geringfügig im Vorteil. Bleibt anzumerken, daß damals viele überlebten, weil eben kein Gegenverkehr da war, o. nicht jede Scheissstraße unbedingt von Leitplanken mit ungesicherten Pfosten begrenzt war. Das sieht heute deutl. anders aus!
Summa summarum (langer Rede gar kein Sinn
):
Fahrstunden sind heute teurer, weil die Fahrlehrer (ebenso wie ihre Schüler, o. deren zahlende Eltern), deutlich mehr verdienen und auch die Kosten für den Betrieb der Fahrschulfahrzeuge ebenso deutlich gestiegen sind.
Mehr Fahrstunden sind unabdingbar, weil die Verkehrsdichte deutlich höher ist und die Ansprüche auch/gerade an einen Fürhrerscheinneuling deutlich gestiegen sind.
Was allerdings nicht heisst, daß es nichts an der Ausbildung zu verbessern gäbe. Wenn ich nur mal an Fahrschulfzg.e denke (nicht nur einmal u.a. im Bereich A2/Auffahrt Herrenhausen erlebt), die, ohne ausreichende Geschwindigkeit, direkt am Anfang der Beschleunigungsspur auf die mittlere Spur der dreispurigen Bahn wechseln (um da, mit immer noch unzureichender Geschwindigkeit, zu bleiben), frage ich mich schon, was in den Köpfen der Fahrlehrer vorgeht (wahrsch. haben sie einfach Angst vor den viel schnelleren LKW, die von hinten auflaufen
. Dem Fahrschüler vermag ich keinen Vorwurf zu machen, der ist wahrsch. einfach noch zu blöd, um zu erkennen, was er tut.
Ich selber bin ganz sicher nicht als "Blümchenpflücker" unterweg, die Fzg.e laufen eher digital, wo mglch. Das ich das bisher unfallfrei überlebt habe (50-60Tsd km/a seit 1985) liegt m.E., außer an einer großen Portion Glück (o. einem flinken Schutzengel) ganz sicher daran, daß ich hochkonzentriert fahre (stundenlang wenn's sein muss). Mich interessiert keine Musik, nicht das Geschwätz des/der Beifahrers/Beifahrerin, kein Telefon ... Das macht micht nicht zum angenehmsten Fahrer (weil ich einfach den Rest der Mannschaft weitestgehend ignoriere) und ruft auch Unwillen in der Fa hervor, weil ich stundenweise nicht erreichbar bin, aber damit kann ich gut leben (ich lebe
). Beim Mopedfahren sieht's genauso aus, fahren heisst zumeist einfach FAHREN, nicht nach der schönen Landschaft gucken. Wenn ich einen schönen Pass landschaftlich erleben will, fahre ich ihn ein weiteres Mal mit reduzierter Geschwindigkeit ab.
Und: Erfahrung... Egal welches Motorrad o. Auto ich neu fahre, "erfahre" ich es erstmal und verlasse mich nicht auf meine "jahrzehntelange Erfahrung" mit irgendwelchen anderen KFZ. Das hat mir meinen Arsch bisher erfolgreich gerettet und wird's hoffentlich auch noch in Zukunft tun.
Grüße
Uli