Hallo Zusammen,
ich verfolge diese Diskussion schon eine ganze Zeit und möchte auch noch einige Anmerkungen meinerseits dazu machen.
Vorweg ich bin seit 30 Jahren Fahrlehrer aller Klassen und habe das große Glück nicht mehr in diesem Beruf mein Geld verdienen zu müssen, sondern nur noch für den Hausgebrauch im Familien- und Freundeskreis als Fahrleher zu arbeiten.
Natürlich mache ich diese Ausbildungen und Prüfungsvorstellungen völlig ohne Bezahlung,es wäre also falsch mir "wirtschaftliche Interessen" zu zuschreiben.
Auch kenne ich viele Fahrschulen und Fahrlehrer, als Aussenstehender kann ich den Verdrängungswettbewerb und das herrschende Preisniveau nicht immer nachvollziehen.
Reich wird mit einer Fahrschule heute niemand mehr, wenn hier von Stundensätzen gesprochen wird bitte bedenken, dass ein Fachmann mit seinem Lehrfahrzeug /Lehrfahrzeugen der gleichzeitig auch ein Unternehmer ist seinen Lebensunterhalt bestreiten muß.
Zum Vergleich, wenn ich meine BMW zum Freundlichen bringe akzeptiere ich Stundensätze von > 85,-€, die meisten von euch wohl auch ?
Die genannten Einschätzungen von Sinn oder Unsinn von Pflichtstunden stellt sich nicht, diese sind gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings ist für die Beurteilung meiner Meinung nach auch die Bewertung des Fahrschülers wichtig. Nicht jeder Motorradschüler hat weitreichende Erfahrungen mit anderen Fahrzeugen, so ist es für manche Fahrschüler tatsächlich eine Herausforderung auf eine Autobahn aufzufahren...dagegen gibt es nur eine Mittel...Übung, vielleicht wenn erforderlich auch noch mehr Stunden wie dievorgeschriebenen.
Ein Fahrlehrer steht ständig unter Druck, einerseits muss er im Wettbewerb mit den anderen Fahrschulen bestehen, andererseits muß er eine ordentliche und von ihm zu verantwortende Leistung in der Ausbildung abgeben, auch bei Fahrschülern die das Talent nicht in die Wiege gelegt bekommen haben.
Erfahrung kommt beim bewegen von Fahrzeugen tatsächlich von Fahren.........
Ein Fahrlehrer darf einen Fahrschüler erst dann zu Prüfung vorstellen, wenn er davon überzeugt ist, dass der Fahrschüler den Anforderungen des Straßenverkehrs auch unter erschwerten Bedingenen gewachsen ist nicht nur der Prüfung, diese kann auch jemand bestehen der diesen Anspruch nicht erfüllt.
Was viele hier nicht wissen oder ignorieren, stürtzt ein Fahrschüler während der Ausbildung und verletzt sich, ermittelt grundsätzlich der Staatsanwalt gegen den Fahrlehrer wegen fahrlässiger Körperverletzung oder sogar Tötung, auch nicht lustig und schon gar nicht geschäftsfördernd.
Die Fahrschüler die ich "unentgeltlich" ausgebildet habe hatten alle regelmäßig wesentlich mehr Fahrstunden wie vorgeschrieben und
auch mehr als die meisten bezahlen wollen würden. Nicht weil ich es so toll finde Fahrschüler auszubilden, sondern weil ich einen guten Job machen wollte/will und weil ich es für erforderlich gehalten habe.
Diese Motive unterstelle ich auch einem Großteil meiner Kollegen, die leider nicht kostenlos arbeiten können sondern davon leben müssen.
Leider habe ich auch erleben müssen, dass ein ehemaliger Motorradfahrschüler mit dem Motorrad tödlich verunglückt ist, dann ist das Bewußtsein "alles gemacht" zu haben schon ziemlich hilfreich für ruhige Nächte.
Bei einem stimme ich den vorherigen Beiträgen zu, niemand ist nach der Führerscheinprüfung ein guter Motorradfahrer...weil Erfahrung kommt von Fahren...aber in der Fahrschule sollte die Vorausetzung geschaffen werden das der Fahrschüler eine Chance hat das sammeln von Erfahrung möglichst unbeschadet hinter sich zu bringen.
Gruß
Camper24