Das ist ja irgendwie das kranke hier im Land. Es geht nicht um Verkehrserziehung, sondern um Einnahmen.
Man stelle sich vor, ein Blitzer macht keine Fotos weil sich alle an die Vorgaben halten. Das wird dann nicht als Erfolg gewertet (alle fahren anständig), im Gegenteil.
Es geht trotzdem auch um Erziehung, halt etwas anders. Viele lassen sich ja durch Messgeräte positiv beeinflussen. Sofern sie sich nicht lieber auf ihre Blitzerapp verlassen (die aber bei den Zivilfahrzeugen definitiv nichts nützt).
Aber was für mich Noch schlimmer (manchmal) ist. Es geht vor allem um nach oben
gemeldete Zahlen. Wieviele Verfahren davon hinterher eingestellt werden, weil der verantwortliche Fahrer nicht (oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand) ermittelt werden kann (vor allem bei Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen auf der Autobahn). Z.B. Ausländische Auto- und Lkw-Fahrer. Die Zahlen/Quoten der zentralen Bußgeldstellen der Autobahn lassen engagierte Verkehrspolizisten frustiert ihre Arbeit machen.
Generell: Innerorts und Außerorts, Land- und Bundesstraßen: Das sog. Kleinvieh mit Verstößen unterhalb vom Eintrag in Flensburg, oder zumindest unterhalb vom Fahrverbot wird wohl eher zahlen, um den Ärger zu vermeiden, es sei denn er hat schon Punkte oder einen Verstoß, wo er beim Zweitverstoß innerhalb eines Jahres 1 Monat laufen muss. Aber bei den relevanten höher bewerteten Verstößen versuchen viele, sich um die Verantwortung zu drücken. Arbeit für Bußgeldstellen (Fahrerermittlung) Polizei (zeitaufwändige Fahrer-Ermittlungsaufträge der Bußgeldstellen), Rechtsanwälte, beschäftigte Gerichte, Sachverständige und und und.
Das kann man aber aus den (oft und gerne auch in den Pressemeldungen an die Öffentlichkeit) "gemeldeten ERFOLGREICH
GEMESSENEN" Fahrzeugen nicht ablesen.
Ich war viele Jahre in einer überregionalen Dienststelle, wo mit entsprechendem Personalaufwand grundsätzlich sofort angehalten und kontrolliert wurde (Lichtschranke, Laser, Video-PKW, Video-Krad). Nachgeschickt wurde nur ganz selten.
Bei Messungen, wo die Polizei sofort anhält, ist der Fahrer ermittelt, er weiß direkt nach dem Verstoß, dass er zur Verantwortung gezogen wird (Erziehungswert höher, als wenn er Wochen später Post bekommt und oft gar nicht mehr weiß, warum er was getan hat), er kann mit dem Anwalt allenfalls noch die Richtigkeit des Messergebnis versuchen anzuzweifeln. Dinge wie "Ausgeschrieben zur Fahndung", "kein Führerscheinbesitz", momentanes Fahrverbot, Fahren unter Einwirkung von Alkohol/Drogen waren "Beifang" bei den Sofortkontrollen. Das fällt bei den Massenmessungen ohne Anhaltekontrollen ebenfalls unter den Tisch.
Dann kamen Reformen, Organisationsveränderungen und neue Führungskräfte und die Überwachung wurde immer mehr von Klasse in Richtung Masse verändert. Meine früheren Mitstreiter sind entweder alle ebenfalls froh, dass sie inzw. pensioniert sind, oder sehnen sich danach.