Meine persönliche Erfahrung und Theorie zu den abreißenden Ventilen bei BMW R1200-Motoren
Ich habe bereits einige dieser Motoren zerlegt und mir dabei immer wieder dasselbe Bild geboten: Die Ventile reißen meist auf der rechten Zylinderseite ab, links hingegen hatte ich diesen Fall nur ein einziges Mal. Nach meinen Beobachtungen ist der rechte Krümmer enger geführt als der linke. Dadurch staut sich dort mehr Hitze, was auch erklärt, warum der rechte Krümmer deutlich blauer anlauft als der linke.
Ein zentraler Punkt meiner Theorie ist, dass diese Ventilabbrüche oft durch eine zu magere Gemischabstimmung verursacht werden. Die Motoren laufen ab Werk generell recht mager – insbesondere in dem Drehzahlbereich, der für die WLTP-Prüfzyklen relevant ist. Kommt dann noch ein Fertigungsfehler oder Materialproblem hinzu, ist es schnell passiert: Das Ventil reißt ab.
Besonders betroffen scheinen HP2 Enduro Motoren zu sein – also die Baujahre 2005 bis etwa 2007. Ich hatte aber auch schon Fälle bei GS-, RT- und S-Modellen, sowie einen bei einem Megamoto-Motor.(Motor wie in der ST) Die Laufleistungen der betroffenen Motoren lagen dabei überwiegend unter 40.000 km. Nur ein Motor mit über 200.000 km hat es bis dahin geschafft – aber auch dieser starb letztlich an einer massiven Abmagerung, verursacht durch eine schwächelnde Benzinpumpe, die nicht mehr genug Förderleistung lieferte.
Warum ist die Kraftstoffversorgung so entscheidend?
Ganz einfach: Die Motorräder sind mittlerweile 15–20 Jahre alt. Bei vielen ist noch die originale Pumpeneinheit samt Filter verbaut. Dieser Filter ist oft bereits verschmutzt oder beginnt sich aufzulösen – was wiederum die Pumpe belastet, die Fördermenge senkt und damit den Druck im System reduziert. Die Folge: Das Gemisch wird zu mager, insbesondere bei Lastwechseln. In dem Moment, in dem man das Gas schließt, magert das Gemisch stark ab – das ist der Moment, in dem das Ventil reißt, der Teller abbricht und schlimmstenfalls Kolbensalat entsteht.
Meine Empfehlung:
Ich rate jedem, der eine R1200 GS, RT oder HP2 fährt, dringend dazu, die komplette Pumpeneinheit zu tauschen – entweder neu bei BMW (damit sind auch Filter und Pumpe neu), oder als Alternative die Einheit der R1200R zu verbauen. Diese hat den Vorteil eines externen, wechselbaren Filters – bei der HP2 lässt sich dieser ohne Weiteres unterbringen. So ist man auf der sicheren Seite.
Fazit:
Wer mit einem PCV oder einer individuellen Abstimmung fährt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit nie ein Problem. Aber bei den seriennah laufenden Maschinen mit alten Pumpen und originaler Abstimmung sehe ich ein klares Risiko, wenn der Filter weiterhin drinnen bleibt. Ich bin aber generell ein Vorsorglicher Mensch, also auch kein Richtwert. Denke aber jeder kann sich selber ein Bild dazu machen, im HP2 Bereich gibts für den Filter einen eigenen Beitrag.