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von
Gernot Kramper
06.04.2022, 08:08 3 Min.
Kinderpflege und Beeren sammeln, diese Aufgabe dachten Archäologen den Frauen in der Steinzeit zu. Tatsächlich gingen sie wie die Männer auf die Jagd.
Jäger und Sammler – bisher war die Arbeitsaufteilung klar: Die Männer der Steinzeit warfen sich nur mit Speeren bewaffnet Mammuts und Bären entgegen, während die
Frauen sich um die Kinder kümmerten und ein paar Beeren sammelten. So zumindest stellten sich die männlich dominierte Archäologie das Leben damals vor.
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Doch vermutlich handelte es sich um eine Rückprojektion ihrer eigenen bürgerlichen Lebenswelt. Auch als man vor einigen Jahren die 9000 Jahre alten Knochen eines Jägers in den
Anden entdeckte, glaubte man zuerst einen Mann gefunden zu haben. Wer sollte sonst inmitten von Geschossspitzen und Klingen auf fast 4000 Metern Höhe begraben worden sein? Aber schon damals fielen die kleinen und leichten Knochen auf und legten die Vermutung nahe, dass eine Jägerin gefunden wurde.
Bronzezeit Die älteste Schlacht Europas fand in Mecklenburg-Vorpommern statt
Sicher war man allerdings nicht. Dafür musste erst der Zahnschmelz analysiert werden. Einmal neugierig geworden, untersuchten die Forscher weitere Funde von Jägergräbern und konnte zehn weitere Frauen finden, die mit Pfeilspitzen und Jagdwaffen in Amerika begraben wurden. In 26 Gräbern mit Jagdwaffen ruhten
Männer in 16 und Frauen in zehn. Das ist eine fast paritätische Verteilung und sicher keine Ausnahme. Offenkundig handelte es sich um keinen Einzelfall.
Der Mythos vom kühnen Jäger
Diese Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen, den nun bricht eine Theorie zusammen. "Diese Entdeckung und unsere Analyse früher Bestattungspraktiken hebt die lang gehegte Hypothese 'Mann der
Jäger' auf", sagte Randy Haas, Assistenzprofessor für Anthropologie und Hauptautor der Studie "Female hunters of the early Americas".
Diese angenommene frühe Arbeitsteilung diente Jahrzehnte lang dazu, bestimmte Geschlechtsstereotypen "wissenschaftlich" zu untermauern. Dem Mann wurden Charakterzüge wie kühn, mutig und unternehmungslustig zugeschrieben – der
Frau ordnete man die sorgende und häusliche Sphäre zu. "Diese Ergebnisse haben unser Verständnis der grundlegendsten Organisationsstruktur in Jäger-Sammler-Gesellschaften und damit der Evolutionsgeschichte unserer Spezies verändert", so Haas. "Die sexuelle Aufteilung der Arbeit scheint in der Vergangenheit unter Jägern und Sammlern viel abgeschwächter oder gar nicht vorhanden gewesen zu sein." Wie das soziale Leben in den Gruppen damals organisiert war, ist weitgehend unbekannt. Es ist denkbar, dass nicht jede biologische Mutter die eigenen Kinder auch versorgt hat.
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Tja, so ist dass, wenn man in seiner eigenen kleinen Welt gefangen ist, Weiterbildung verweigert oder sich rein auf das Motorradfahren beschränkt. Angeblich gibt es aber auch Menschen, welche trotz aller wissenschaftlicher Beweise immer noch behaupten, die Erde ist eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums.