besser anzeigen (?)
Ich möchte nochmal zum eigentlichen Ausgangspunkt kommen. Offenbar betrachten die Richter rowdyhaftes Verhalten als großes Problem, von dem sie selbst gelegentlich betroffen sind. Das Problem ist nur oft, einen Zeugen zu finden.
Man hat aber in jedem Fall die Möglichkeit, solches Verhalten zur Anzeige zu bringen. Wenn man Unterstützung von Justizia erwartet, muß man gelegentlich auch mal selbst aktiv werden. Sicher bewirkt eine einzelne Anzeige nicht viel, wenn keine Zeugen benannt sind. Ich gehe aber davon aus, das die (wenigen) agressiven Fahrer öfter auffällig werden und bereits die eine oder andere Anzeige vorliegt, was dann doch die Behörden in Gang setzt.
Sofern man selbst nicht als notorischer Denunziant polizeibekannt ist, kann das also durchaus beitragen, solche unreifen Knalltüten vom asphaltierten Todesstreifen zu verbannen. Ich halte das jedenfalls für fairer als pauschalisierte Stammtisch-Urteile über Dosenfahrer oder andere Gruppen, die letztlich nichts bewirken als eigenes Fehlverhalten zu motivieren. Ich bin sicher auch kein Engel im Straßenverkehr, aber im Laufe der Jahre lernt man eben doch, dass man als Moppedfahrer im Ernstfall erst einmal den Kürzeren zieht, und dass die anderen Verkehrsteilnehmer Menschen mit viel verschiedenen Charakteren sind, mit denen man irgendwie auskommen muß. Und dabei hilft es viel, für die anderen mitzudenken.
Wenn ich also beispielsweise einen ncht ganz so sportlichen Wagen vorbildlich rechts fahren sehe und merke, dass er sich einem LKW nähert und bald link raus will, dann kann ich ihm den dafür erforderlichen Platz problemlos einräumen. Mit dem Mopped bin ich schnell wieder auf Tempo, das Auto muß sich erst quälen, um nach einer Bremsung auf LKW-Tempo wieder auf seine Richtgeschwindigkeit zu kommen. Dabei blockiert es die Überholspur viel länger, als in der freundlichen Variante.
Und der Autofahrer sieht mich als Motorradler daraufhin vielleicht nicht mehr als Gegner, sondern als Partner, macht mir bei nächsten Autobahnstau Platz zum Durchschlängeln, läßt in der Landstraßenkolonne etwas mehr Abstand zum Vordermann, weil er mir das Überholen gönnt, oder versucht auf dem Alpenpaß gar nicht erst, mich durch überehrgeiziges Gegenhalten zu blockieren.
Leben und leben lassen eben. Ich habe den Eindruck, dass viele Motorradfahrer so denken, denn die meisten Autofahrer agieren freundlich uns gegenüber, scheinen also mehr positive als schlechte Erfahrungen mit uns gesammelt zu haben (oder ist es etwa nur Mitleid mit den Todesgeweihten :-) ).
Nicht zuletzt ist unter den Autofahrern gelegentlich auch mal ein Richter, und es kann nicht schaden, diese für die Gruppe der Moppedfahrer freundlich zu stimmen. Ich denke da beispielsweise an Prozesse wegen Bitumenflickerei. Dem Gutdünken eines Richters ist man mitunter schneller ausgesetzt als einem lieb ist.
Wenn ich die Sau rauslassen will, beschränke ich mich lieber auf Strecken, wo ich dafür niemanden attackieren muss, und wo ich den Attacken irgendwelcher Geisteskranker mit geringerer Wahrscheinlichkeit ausgesetzt bin.
Im Übrigen kann ich das Problem mit den hohen Geschwindigkeitsdifferenzen auf der Autobahn zumindest als GS-Fahrer nicht so richtig nachvollziehen. Wenn ich mit Reisegepäck von Berlin bis zu den Alpen auf der Autobahn mit 140 km/h fahre, schaffe ich es eigentlich auf den Kurvenstrecken danach kaum noch, die Reifen wieder rund zu bekommen. Wer längere Etappen mit 180 oder mehr auf den relativ schmalen Hufen der GS zurücklegt, dürfte nach solchen Distanzen hinten einen neuen Reifen brauchen.
Wenn ich also vielleicht eine halbe Stunde später ankomme, habe ich immer noch Zeit gewonnen gegenüber dem gestreßten Heizer, der in dieser Zeit noch keinen neuen Schlappen aufgezogen hat, und ich kann mir von dem gesparten Geld in aller Ruhe ein luxuriöses Mahl bzw. ein passables Quartier gönnen.