Moinsen in die Runde,
nachdem ich jeden der über 470 bisherigen Beiträge meist mit Interesse, das ein oder andere auch mit Kopfschütteln oder einem resignierenden Seufzen, verfolgt habe, möchte ich mich nun auch mal eben äußern. Frei nach dem Motto:
Sic tacuisses, philosophus mansisses.
Und wenn wir dann schon mal dabei sind, was ist eigentlich schlecht, schlimm daran, politisch rechts eingestellt zu sein? Ich meine, nicht jeder Linke ist gleich Antifa und nicht jeder Rechte gleich ein Nazi.
Ist zwar OT, aber...nun ja...
Konservatismus war und ist in unserer Gesellschaft natürlich kein Problem. Jahrzehntelang haben sich die verschiedenen Strömungen gegenseitig relativiert und, zumindest für mein Empfinden, im Interesse eines gemeinsamen Zieles vorangebracht.
Schwierig wird es, wenn aus Konservatismus Nationalismus resultiert. Und brandgefährlich wird Nationalismus, gepaart mit Populismus. Und das sage und empfinde ich speziell vor dem Hintergrund dessen, was 12 Jahre populistisch verbrämter deutscher Nationalismus in Europa und der Welt angerichtet haben.
Und nein, ich fühle mich daran nicht schuldig.
Aber daraus erwächst für mich, als Mensch und Bürger dieses Landes, eine Verantwortung, der ich mcih stellen muss: Nie wieder schweigen (und vielleicht sogar mitmachen), wenn vulnerable Gruppen generiert oder zum Ziel von Ausgrenzung und/oder Abwertung werden.
Wer unser Grundgesetz aufmerksam liest, kann das fast verzweifelte Bestreben der 61 Männer (!) und 4 Frauen (!) des parlamentarischen Rates spüren, ein "Nie wieder" in das Fundament des neuen Staates zu gießen.
Auf Art. 1 GG wurde im Verlauf der Diskussion ja schon hingewiesen, ich möchte dem an dieser Stelle nur gerne noch Art 3, Abs. 3 GG hinzufügen. Wobei sich der Begriff "Benachteiligung" sicherlich trefflich diskutieren lässt, aber vielleicht ist hierbei ja auch die Wahrnehmung und Empfindung der betroffenen gesellschaftlichen Gruppierung in Anrechnung zu bringen?
Ich befinde mich, qua personam, in einer äußerst komfortablen Situation:
Ich bin das, was neudeutsch wohl als "alter, weißer cis-Mann" bezeichnet wird. Abgesehen vom Umstand, dass ich fett bin, habe ich keine Eigenschaft, die mich zum Ziel von "wird-man-wohl-noch-sagen-dürfen"-Äußerungen machen könnte. Ich könnte mich also beruhigt zurücklehnen und mir die Befindlichkeiten aller Anderen am A.... vorbeigehen lassen.
Dummerweise hat mich das Schicksal mit einer gewissen Empathie ausgestattet.
Und da schmeckt die ein oder andere der hier geäußerten Argumentationslinien, die ein oder andere Beschwichtigung, eben das ein oder andere "Das-wird-man-wohl-noch-sagen-dürfen" und das gebetsmühlenartige Beschwören der persönlichen Meinungsfreiheit im Abgang etwas schal und abgestanden.
Kant hat mal gesagt:
"Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt."
Und auch wenn sich hier selbstbewusste Frauen vereinzelt zu Wort melden und dokumentieren, dass sie über solchen Dingen wie sexistischen Witzen stehen, mag es doch vielleicht die eine geben (und so wie ich das verstanden habe, hat es diese "Eine" bereits gegeben), die das verletzt.
Verdient dann nicht auch diese Eine, dass wir da hinsehen und mit einer gewissen "Awareness" damit umgehen?
Respektvolle Grüße an alle
Christian