Es ist wirklich schwer zu verstehen, dass sich sogar Motorradfahrer so einfach einreden lassen, Standgeräusch hätte etwas mit Fahrgeräusch zu tun.
Das Standgeräusch ist nicht Teil einer Zulassungsvorschrift, es dient nur dazu einfach manipulierte Abgasanlagen zu erkennen. Für die Zulassung muss ein Fahrzeug in einem vorgeschriebenen Zyklus eine Vorgabe unterschreiten.
Hier nochmal ein Zitat aus einem Bericht der Bundesanstalt für Fahrzeugwesen
• Korrelation zwischen Stand- und Fahrgeräusch
Durch die Analyse der KBA-Statistik der Typzu-
lassungswerte für Stand- und Fahrgeräusch
konnte nachgewiesen werden, dass keine Kor-
relation zwischen Stand- und Fahrgeräusch be-
steht. Durch Vergleichsmessungen von Stand-
und Fahrgeräusch im Rahmen einer Verkehrs-
kontrolle konnte dies auch bei nicht neuwerti-
gen Fahrzeugen bestätigt werden. Da die
Standgeräuschmessung bei einer diskreten
Drehzahl durchgeführt wird, die Fahrgeräusch-
messung jedoch über einen Drehzahlbereich
(beschleunigte Vorbeifahrt), ist auch durch die
unterschiedliche Motorlast, die Voraussetzung
für eine Korrelation der Geräuschpegel gering.
Diese Aspekte wurden schon mehrfach angesprochen und sind (vielen Motorradfahrern) bekannt.
Es ändert aber nichts daran, dass alle regulär zugelassenen und nicht nachträglich veränderten Motorräder, auch diejenige, die mit einem EG-Prüfzeichen versehenen Zubehörauspuff,
auf dem Zulassungspapier den (nur für einen ganz eng begrenzten und viele Jahre nicht praxistauglichen) EG-Grenzwert für das Fahrgeräusch einhalten. Und somit grundsätzlich vor dem Gesetz/EG-Recht zugelassen sind. Und demgemäß eigentlich ALLE überall fahren sollen dürften. Obwohl es in der akustischen Wahrnehmung dieser ALLEN erhebliche Unterschiede gibt.
Und es ändert auch nichts daran, dass viele (vor allem die mit den EG-BE-Zubehöranlagen) bei den seltenen Nachmessungen mit Fahrgeräuschmessung (wenige Testst in Zeitschriften, wenige spezialisierte Polizisten, wenige speziell angeordnete sachverständige Nachmessungen) deutlich lauter als zulässig sind (Wohlgemerkt: genau bei Messung mit den EG-Bedingungen, z.B. 2. Gang und 3. Gang, 50 km/h - Beschleunigung über 20 m, wo sie EIGENTLICH den Grenzwert einhalten müssten) viel lauter als zulässig und angeblich geprüft sind. Belegbare Zahlen wurden in vielen anderen Threads veröffentlicht. Aber auch in der von Dir zitierten Ausarbeitung der Bundesanstalt für Straßenwesen (an deren Messungen und Besprechungen ich beteiligt war).
Und es ändert auch nichts daran, dass viele/die meisten ??? (aber mit Sicherheit nahezu alle mit EG-BE-Auspuff, egal ob mit oder ohne dB-eater) Motorräder außerhalb dem eng gesteckten Überprüfungsszenario der Fahrgeräuschmessung erheblich lautere/belästigendere Werte entwickeln. Sie sind zwar -derzeit noch- gesetzlich nicht zu beanstanden. Werden aber von den Anwohnern gehört und emotional bewertet. Und die seit Jahren zunehmenden Motorradfahrten in bestimmten Regionen verstärken den Effekt.
Und es ändert auch nichts daran, dass viele Individualumbauten (gerne und häufig H-D und andere Customicer) trotz eingetragener Einhaltung des EG-Grenzwertes für das Fahrgeräusch dank freundlicher Unterstützung von "spezialsierten Händlern und Sachverständigen" Standgeräuschwerte von -teils weit- über 100 dB(A) eingetragen haben.
Und es ändert auch nichts daran, dass die Polizei i.d.R. nur den STandgeräuschwert für die Vorortkontrollen zur Verfügung hat. Der meist nur von den "Dödeln" überschritten wird, die ihre dB-eater ausgebaut oder verändert oder sonst herumgemurkst haben. Weshalb die meisten Motorräder unbeanstandet weiterfahren. Obwohl sie in Fahrt deutlich unterschiedlich laut wahrnehmbar sind.
Reumee: Nahezu alle sind laut Papiereintragung zulässig. Nahezu alle "dürften" legal überall fahren. Nahezu alle könnte die Polizei bei personal- und zeitintensiven Kontrollen nicht aussperren. Hilft den Anwohnern leider nicht.
Folge 1: Man sperrt die stärker lärmbetroffenen Straßen für ALLE (Motto: mitgegangen, mitgehangen). So wie vielerorts in Deutschland.
Folge 2: Man sucht ein Hilfskriterium mit dem nicht alle sondern nur EINIGE wegbleiben müssen. Und genau das haben die hier in der Kritik stehenden Behörden gemacht. ERste Ergebnisse (ob belastbar kann ich nicht beurteilen und es ist mir eigentlich auch egal) zeigen eine positive Entwicklung).
M.E. aber der wichtigste und effektivste Effekt. Die Szene (Hersteller und Nutzer) wurde aufgeschreckt. Ein "weiter so wie bisher" mit freundlichen aber überwiegend wirkungslosen Appellen (laut ist out) scheint nun nicht mehr möglich. Es beginnt für einige, weh zu tun. Und das ist "richtig und wichtig"