So hier die versprochen Fotos - möchte vorausschicken, dass ich kein Dipl. Ing. Motorrad Maschinenbau bin
Aufbau der Prüfamaturen (Fa. Bosch) am Heck (15 Jahre zu spät, wenn man etwas zynisch wäre…), gemessen wird, ob die Welle einen „Schlag“ hat. Meine Werkstatt hat die Prüfamaturen äußerst akribisch angebracht - die Anleitung dazu ist nicht ohne…
der Abstand zum Rahmen muss mm-genau passen, zusätzlich wird noch mit einem Zollstock
nachgemessen
Die Messgerätschaft geht über die Bordelektronik über den Diagnosestecker ins Prüfprogramm (bmw online Diagnose Programme)
Dann werden mit dem Akkuschrauber von Makita (nur mit dem) lt. Programmanweisungen die unterschiedlichen Prüfdrehzahlen über einen bestimmten Zeitraum an die Welle weitergegeben.
Nach korrektem Durchlaufen des Testzyklus (in meinem Fall haben das sicherheitshalber 2 Mechaniker durchgeführt), zeigt das Prüfprogramm an, ob die Welle ok ist oder nicht. In meinem Fall erschien die Mitteilung zum Tausch, verbunden mit einem großen, roten X (hier durfte sich ein Kreativer
verwirklichen
). Bildschirmfotos habe ich keine.
So sieht das Ding nach dem Öffnen aus, perfekt geschmiert, fabriksneu, Kardantunnel ebenfalls perfekt.
neue Welle vor Einbau
alte Welle, neue Welle
Lochbohrung habe ich gestern schon gezeigt (Durchmesser habe ich vergessen zu fragen, irgendwas zwischen 10 und 12mm „gefühlsmäßig“), hier der eingesetzte Drainagenippel (leider kein gutes Bild) zur Abfuhr von möglicherweise eindringender Feuchtigkeit (wie schon erwähnt hat mein Kardantunnel perfekt ausgesehen).
In die obere Manschette wurde noch ein kleines Loch gezwickt.
40er Service, offener Deckel zwecks Kontrolle und Ventilspiel Kontrolle. Durch das ausgeflossene Öl aus dem Öffnen der beiden Deckel (da kommt was zusammen) kann man dann echte 4 Liter Motoröl nachfüllen.
Der Aufwand zur Messung der Welle (auch der zeitliche!) ist beachtlich und wurde von meiner Werkstatt mit größter Sorgfalt und Konzentration durchgeführt. Falls hier jemand mitliest, nochmals herzlichen Dank dafür, great Job
Über den wahren Grund für diese extrem aufwändige Aktion von bmw kann ich nur spekulieren (wahrscheinlich hat es einzelne, unschöne Vorfälle gegeben, die auf eine defekte Welle hindeuten könnten - wir wissen es nicht), aber Daumen hoch für die mutige Entscheidung, diese sehr teure und aufwändige Aktion durchzuführen, da hat es sicher einige Diskussionen davor gegeben. Und natürlich wissen wir auch, dass man so etwas nicht aus rein altruistischen Motiven macht
Edit:
Persönlich ist für mich diese Aktion ein klassisches Beispiel von gelungenem Risikomanagement (vorgeschrieben in börsennotierten Unternehmen, alle anderen sind dumm, wenn sie keines haben) - unter Berücksichtigung meines beruflichen Backgrounds (Commercial Director, Head of Controlling, Projekt Manager, Lean MM, Kostenrechnung, Einkauf und noch ein paar Felder mehr im Commercial Umfeld).
Eintrittswahrscheinlichkeit sehr gering, Schadenskosten (inkl außergerichtliche Einigungen) überschaubar ABER Reputationsschaden für das Flagship Produkt UND den Gesamtkonzern enorm, einhergehend mit einem möglichen Absatzrückgang mittlerer Wahrscheinlichkeit in (höherer) Millionenhöhe auf der mittelfristigen Zeitachse, den man möglicherweise später nicht mehr aufholen kann gegen Duc, ktm, Triumph. Mittelfristiger Absatzrückgang bedeutet Impairment (natürlich nur teilweise) des Werks = noch einmal ein schönes Loch in der Bilanz (der Motorrad Sparte).
Aus meiner Sicht: tatsächliches Schadensrisiko gering aber mögliche Auswirkungen sehr hoch bzw um ein Vielfaches höher als Kosten der Aktion. Ich wäre da gerne bei den Diskussionen dabei gewesen zwischen Technik, Commercial und Legal.
Jobangebote bitte per PN (alles außer Technik
).