Vielleicht muss man einmal gegen grundlegenden Unterschied auf den Tisch legen. Schöne mechanische Uhren sind hochwertige Schmuckstücke und technische Meisterwerke.
Für das reine Anzeigen der Zeit reicht eine Uhr aus dem Kaugummiautomat.
Das reine Anzeigen der Zeit als Vergleichskriterium zu nehmen, geht daher völlig ins Leere.
Klingt ein bisschen arrogant. Eine Junghans Mega Solar ist technisch um einiges komplexer als eine Rolex. Hochwertig kann man durch "hochpreisig" ersetzen, das trifft es eher. Und was die technische Meisterschaft angeht, ist dein Attribut nur dann etwas wert, wenn du zwar Mechanik zu den technischen Künsten zählst, Elektronik aber nicht.
Ich kam mit der reinen Zeitanzeige ums Eck, weil wir den Schritt von analog zu digital schon mal hatten, beim Audio. Und da hat die Digitalschiene lange gebraucht, bis sie klanglich zur Analogliga aufschließen konnte. Ein Freund hat zuhause eine analoge High-End-Kette stehen, da haben wir neulich mal bei einem guten Glas Wein ein paar feine Scheiben gehört - da müssen sich CD, FLAC und was es da sonst noch alles gibt, lang strecken, um auch nur in die Nähe zu kommen. Gemessen daran ist die akkurate Anzeige der Zeit eine profane Aufgabe, die jede 30-Euro-Funkuhr besser beherrscht als eine Audemars Piguet Royal Oak für 24 Riesen.
Ich will hier nicht mit Smartwatches den Thread kapern, aber für mich muss eine Uhr was können, was ich - über die reine Zeitanzeige hinaus - wirklich brauchen kann. Und da bieten in meinen Augen viele - ich sag's mal böse - "Protzuhren" nix, was ich brauche. Eine "Grande Complication" mag ein mechanisches Wunder sein, aber mich interessieren Mondphasen schlicht nicht, und für mich ist bei einer Kalenderfunktion viel wichtiger, dass ich erfahre, was mit dem Termin ist, den ich jetzt gleich habe, als dass das Ding einen ewigen Kalender hat (den jede Zehn-Euro-Quarzzwiebel auch hat). Vielleicht fahre ich deshalb auch GS: Mein Motorrad muss was können und soll sich nicht verspielen.
Bei Quarzuhren ist es kein Problem, sie genauso ästhetisch zu verpacken wie mechanische Uhren - bei Smartwatches ist das im Moment vielfach noch der Haken. Ich finde eine Apple Watch schlicht hässlich, und wenn man sich überlegt, dass für mich neben meinem Ehering die Armbanduhr das einzige Schmuckstück ist, was ich trage, dann muss die Uhr mich auch optisch befriedigen. Da bin ich mit meiner neuen Fossil, die ich gestern gekriegt habe, schon ein ganzes Stück weiter.
Übrigens: Sie hat doch eine Leuchtfunktion: Zweimal aufs Uhrenglas tippen, und das Display wird hintergrundbeleuchtet;-)
Der Thread heißt ja "schöne Uhren" und nicht "klassische Uhren". Klassisch kann eine Smartwatch in Grenzen zwar aussehen, aber niemals sein. Dafür lebt sie nicht lang genug. Ich habe zwei sowjetische Raketas im Bestand, die liegen manchmal zwei Jahre unbenutzt rum, und wenn ich sie aufziehe, laufen sie wie immer. Die sind über 30 Jahre alt. Eine Smartwatch wird dieses Alter nicht erleben, da braucht man sich nichts vormachen.