Hallo Zusammen
Ich konnte heute die S1000XR für 3 Stunden fahren. Es ist meine erste Erfahrung mit einem leistungsstarken Vierzylinder und vieles wovon ich Euch berichten möchte, war von vorne weg klar. Nur dass es für mich so eindeutig ausfiel, war schon eine kleine Überraschung: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der eine GS schätzt, auf dieses Moped umsteigen möchte. Aber von vorne:
Aufsitzen: Der Sitz ist verdammt hoch (Ich bin 176)! Macht nichts, ist ja nur zum Probefahren. Mann, die Maschine fühlt sich deutlich leichter an als meine GS (mit Motorschutzbügel und 3 Koffer, die ich ständig drauf habe).
Starten: Unspektakulärer und leiser als die GS.
Losfahren: Seilzugkupplung. Die benötigte Handkraft ist etwas größer als bei der LC. Ich würde sie aber immer noch als leichtgängig bezeichnen. Auf den ersten Kilometern fällt auf, dass man mehr über dem Vorderrad sitzt. Ich fand das angenehm und direkt.
Fahren: Sie fährt sich grandios stabil. Tolle Bremsen. Alles sehr vertrauenserweckend. Also Gas geben. Was ist los? Das Gas steht an und es tut sich kaum etwas! OK. PS-starke Vierzylinder brauchen Drehzahl. Aber wenn ich den Schub haben möchte, den ich von meiner GS gewohnt bin, heult der Motor mit über 6000 Touren. Das ist nicht so mein Ding. Gut: Ab 8000/min geht dann richtig die Post ab, aber nur deshalb weil man 2-3 Gänge tiefer unterwegs ist. Das hat mich jetzt nicht sehr beeindruckt. Wenn ich bummle und dann überholen möchte, drehe ich bei der GS einfach auf, bei der XR muss ich mehr als 2 Gänge runterschalten, dass überholen Spaß macht. Da bin ich klar der GS-Typ.
Die Spreitung der Gänge ist recht klein und - aus meiner Sicht - ist der 6.Gang viel zu kurz übersetzt. Dafür kann man den auch mit 30kmh gut fahren.
Die Spurstabilität und der Geradeauslauf sind beeindruckend. Da ist die GS nervöser. Dafür lässt sich die GS (auch mit meinen 3 Koffer) ein wenig leichter einlenken und sie fühlt sich beim Abwinkeln handlicher an.
Das Fahrwerk ist sehr, sehr hart. Für die sportliche Fahrweise (sofern man bei dem, was ich mir zugetraut habe, überhaupt von sportlich sprechen kann) ist das gut und man bekommt klare Rückmeldung vom Vorderrad. Auf sehr rumpeligen Strecken hat es mich aber derart durchgebeutelt, dass ich Details der Fahrbahnoberfläche nicht mehr gut sehen konnte. Insbesondere das Federbein überträgt so ziemlich alles über die recht harte Sitzbank ungefiltert auf die Bandscheiben. Ein Tourenmotorrad ist das sicher nicht.
Was mich am meisten enttäuschte, sind die permanenten Vibrationen des Motors. Nach 20 Minuten waren Daumen und Zeigefinger meiner Gashand taub (die anderen Finger liegen über dem Bremshebel).
Am Ende wusste ich, was ich an meiner GS schätze! Wenn ich wechseln muss, dann nur um soviel, dass ich sie sofort gegen eine neue GS eintauschen kann.
An der XR hat mir gefallen:
1.) Man kann sie eigentlich ab Standgas fahren.
2.) Im 6.Gang bei 160kmh den Hahn aufdrehen - das ist geil, da kann meine GS nicht mit.
3.) Runterschalten mit dem SA Pro ist harmonischer als bei meiner GS (da merkt man den Gangwechsel gar nicht)
4.) Kurven fährt sie wie auf Schienen.
An der XR hat mir nicht gefallen (das typenbedingte, im Vergleich zur GS niedrige Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen lasse ich hier bewusst aus):
1.) Deutliche Motorvibrationen (auch schon bei 3000/min), am Lenker und am Sitz spürbar.
2.) Viel zu hartes Fahrwerk für ein Alltagsmodell.
3.) 2 Gänge zu wenig bzw. 6. Gang zu kurz
4.) Navi nicht absperrbar.
5.) Raufschalten mit dem SA Pro bei niedriger und mittlerer Drehzahl geht nicht so knackig wie bei meiner GS. Die Zugunterbrechung war deutlich länger (die XR war aber noch sehr neu, das gibt sich vielleicht).
LG Typ.