Ich weiß nicht, ob die polnische Kontaktscheu tatsächlich an Ressentiments Deutschen gegenüber liegt. Ich war als solcher ja fast nicht zu erkennen. Auch Briten, die wir auf einem Campingplatz trafen, berichteten von ausgesprochen wenigen Kontakten. Die Handlungen der polnischen Regierung zeigen eher in abgelegenen, ländlichen Regionen Wirkung - dort 'kauft' sich die Regierung durch starke Subventionen auch Wohlwollen. Es fällt auch auf, dass dort der Hinweis auf geflossene EU-Mittel deutlich kleiner ausfällt, als anderswo.
Touristische Hotspots zählen nicht dazu. Ganz sicher auch nicht die größeren Städte, wo das Bildungsniveau höher, und die Kritikfähigkeit größer ist. Zudem ist in den Städten der Altersdurchschnitt markant niedriger.
In Danzig z.B. gerieten wir in eine (kleine) LGBT Demo. Diese wurde tatsächlich von einigen 'Zuschauern' gestört. Sowohl andere Zuschauer als auch Polizei verhinderten unangenehme Zwischenfälle.
Ja ich denke ähnlich. Die jungen Leute, die zum Glück davon nur als Minderheit vorhandenen Ewiggestrigen mal ausgenommen, sind welt- und EU-offen. Weil die profitieren auch enorm davon und sind meist ohne Ressentiments.
Ich bin eher nicht weltoffen, manches, auch oder insbesondere auch in unserem Land, geht mir hier vielfach etwas zu weit und wird oft zu blauäugig betrachtet. Ich sehe es mehr pragmatisch und sage, daß es Idioten auch zur Genüge bei uns gibt. Nicht weltoffen zu sein (klingt vielleicht etwas zu hart), heißt aber nicht allem außerhalb des eigenen Landes ablehnend gegenüber zu stehen. Sonst dürfte ich bei meinen Reisen tatsächlich nur bis in den Harz fahren und müsste ggf. sogar am Hermsdorfer Kreuz umdrehen, dort wo Deutsch-Ost-Sibirien anfängt (Ironie!!!!!). Eine Feindlichkeit mir gegenüber, und man erkennt mich als blauäugigem Deutschen mit (grau)blonden Haaren sofort, hatte ich bis auf Belgrad bislang nirgendwo erlebt. Wobei die mir erscheinende Feindseligkeit in Belgrad vielleicht auch nur dem Umstand geschuldet war, daß wir zur dicksten Rushhour da reingefahren sind und zu dieser Zeit wohl jeder dort um die Pole Position gekämpft hat. Zwei im Verkehrsgewimmel eingeklemmte Motorradfahrer mit deutschen Kennzeichen, die sich zudem noch schwer mit dem Lesen der in kyrillisch gehaltenen Wegweiser tun, sind da möglicherweise besonders störend. Über das Eiserne Tor von Rumänien kommend waren die Serben auf dem Land auch anders drauf.
Nein, wir leben in einem gemeinsamen Europa und profitieren alle voneinander. So gewisse Handlungen und Aussagen seitens der polnischen Politiker sind allerdings schon befremdlich und bewegen mich schon mal drüber nachzudenken. Ob die sich selbst ihrer Außenwirkung bewußt sind?
Aber egal, ich mache keine große Politik. Außerdem versuche ich, wie bei all meinen bisherigen Reisen, Land und Leute zu verstehen, indem ich mich noch vor der Reise über die Kultur, die Geschichte uns gesellschaftliche Besonderheiten informiere. Das ist für mich sogar fast noch spannender als die Reise selbst. Dazu gehört natürlich auch die Sprache, wobei ich mit Bedauern feststellen muß, daß es hier wohl mit einem Crash-Kurs nicht gehen wird.
Grüße Thomas