Ich habe 2017 die baltischen Staaten bereist, und auf der Rückfahrt auch den Norden Polens. Wir waren Anfang Juni unterwegs, also deutlich off-season, und wir waren campen (was nur unwesentlich günstiger war als Hotels). In sehr guter Erinnerung habe ich Mikołajki (das sog. Venedig Polens). Das Essen im ersten Restaurant am Ende der futuristisch beleuchteten Fussgängerbrücke, direkt an der Uferpromenade, zählt zu den besten meiner letzten 10 Jahre. Am Folgetag haben wir eine Rundfahrt durch die Masuren gemacht. Unser erstes Ziel war die Festung Boyen (Twierdza Boyen) in Lötzen (Giżycko), die gerade mit großem Geschick restauriert wurde. Im Wasserturm vom nahe gelegenen Lötzen gibt's ein gutes Cafe/Restaurant mit Blick über den See (das Eis ist weltspitze). In der Nähe ist auch die Wolfsschanze - aber uns war nicht so sehr nach Nazi-Devotionalien. Über das mittelalterliche Ratzenburg (Kętrzyn) fuhren wir die 45 km bis Święta Lipka, einem bekannten Wallfahrtsort mit Kloster und barocker Basilika. Erneut in der Nähe liegt die Ordensritterburg Reszel.
Die Rückfahrt nach Mikołajki führte uns durch eine wirklich nette Gegend über Lembruk und Mrągowo. Hier machte sogar Motorrad fahren Spaß - was auf nordpolnischen Straßen nur selten der Fall ist. Auf vielen kleineren, die wir bevorzugt haben, kam trotz Asphalt echtes off-road Feeling auf. Die Straßen in den Masuren sind aber eher gut.
Auf dem Weg nach Danzig gibt es mehrere Treppen des Oberlandkanals (z.B. Kanał Elbląski bei Pochylnia Kąty). Viele davon sind interessanter, als die touristisch erschlossenen. Malbork mit der imposanten Marienburg liegt auch auf der Strecke. Das absolute Highlight ist Danzig. Alles im Zentrum war nach dem Krieg platt - und wurde 1:1 wieder originalgetreu aufgebaut. Polnisches Handwerk at it's best. Damals noch sehenswert war das preisgekrönte Museum des 2. Weltkriegs (Muzeum II Wojny Światowej w Gdańsku). Dieses wurde leider durch die Kaczyński Regierung komplett umgestaltet und mit neuer, deutlich polenfreundlicherer Message versehen. Ob's sich heute noch lohnt, kann ich nicht beurteilen. Für Danzig lohnen sicher 2 Tage. Eine wirklich tolle Stadt. Sopod (Zopot) nicht vergessen. Das Seebad vor den Toren.
Über die kleine Küstenstraße (von der man an keiner einzigen Stelle die Küste sah, und wo es fast nur Stopp-und-Go gab) fuhren wir über Kolberg (sehenswert, aber sehr touristisch) nach Swinemünde. Die polnische Seite erschien mir wie ein echter Touri-Horror. Teures, uniformes Essen bei unfreundlichem Service.
Eine Sache ist mir in Polen sehr unangenehm aufgefallen (im starken Kontrast zu den baltische Staaten). Bis auf eine Ausnahme war es uns nicht möglich, Kontakt zu den Aboriginees herzustellen. Und dies, obwohl ich kein deutsches, sondern ein NL-Kennzeichen habe. Geschäftliche Freundlichkeit in den Restaurants und Camping-Plätzen - aber kein Smalltalk mit 'normalen' Menschen auf der Strecke.
Die baltischen Staaten würde ich gerne erneut besuchen. Beim Norden Polens müsste ich erst länger darüber nachdenken. Es ist definitiv kein Motorrad-Country - was jedoch auch fürs Baltikum gilt.
Ein Unsicherheitsgefühl wg. Fahrzeugdiebstahl hatte ich nur anfangs. Die Kriminalitätsrate ist geringer als in DE. Wenige Tage nach meiner Rückkehr wurde in Aachen meine GS geklaut :-)