Also ich will jetzt nicht rum unken (wahrscheinlich werde ich gleich gesteinigt):
Ich fahre Fahrrad um mich zu ertüchtigen und fit zuhalten. Dafür brauche ich keinen Motor, ich will schnaufen-schwitzen-leiden. Und dreckig mit Lehm zwischen den Zähnen heimkommen. .
Hierzu gibt es sicherlich viele kontroverse Meinungen.
Ich schildere Dir mal meine Erfahrungen.
Ich habe ein normales Trecking-Bike von Schauff mit dem ich vor Jahren alleine, mit meiner Frau und auch mit meinem Sohn kleinere und größere Touren unternommen haben. Auch mehrtägige mit Gepäck.
Der Sohn ist mittlerweile groß und hat selbst schon einen Teenager in der Familie, die Frau auf und davon. Meine jetzige hatte mit Fahrradfahren nichts am Hut. dafür fuhr sie eine Yamaha XVS 1100, jetzt seit Jahren die dicke GS. Über das Motorradfahren habe ich sie kennengelernt und wir haben auch viele gemeinsame Touren mit dem Motorrad unternommen. Ich kann mit Recht sagen, daß Motorradfahren immer noch Teil unseres gemeinsamen Lebens ist. Aber irgendwie fehlte mir dann doch das Fahrradfahren. Also habe ich versucht sie auf ein leicht laufendes Fahrrädchen zu setzen. Mehr schlecht als recht. Der Hintern, die Kondition, irgendwie konnte ich bei ihr damit keine Freude erzielen.
Irgendwann, eigentlich zufällig, hat sie sich dann auf ein Pedelec gestzt. Kein Haibike oder sonst irgendein Designer-Bike. Ein stink normales Kalkhoff mit eigenentwickeltem Impulse-Antrieb und 8-Gang-Nabenschaltung. Zur damaligen Zeit lieferte Kalkhoff mit dem 540 Wh-Akku die größte Reichweite. Leiser als der Bosch-Antrieb und m. E. fahrradtypischer im fahrverhalten. Insbesondere in den unteren Unterstützungsstufen.
Was soll ich sagen, sie war infiziert. Seitdem teilen wir uns das Jahr auf mit Motorrad- und Fahrradfahren und machen nun auch mehrtägige Touren bin dem Fahrrad. Seit drei Jahren hab ich auch eins. Gleiche Marke, gleicher Antrieb. Mittlerweile umgebaut auf 10-Gang-Kettenschaltung. Ich nutze meist die niedrigste Unterstützungstufe und genieße dabei immer noch das Fahrradfahren. Und komme gelegentlich dabei auch noch ins Schwitzen. Insbesondere dann, wenn ich an Bahnhöfen beide Räder Treppen hoch und runter tragen darf, weil mal wieder kein Aufzug vorhanden ist. Als Rückfallebene habe ich immer noch mein normales Treckingrad, ertappe mich allerdings dabei, daß ich es zusehend weniger nutze. Ist aber auch nicht schlimm, viele Kilometer mit eigener Kraft liegen hinter uns.
Was ich damit sagen will ist folgendes:
Das Pedelec bietet für manche die Möglichkeit Fahrrad zu fahren und sich in Bewegung zu halten, die es aus konditionellen Gründen oder auch aus Altersgründen mit einem normalen Fahrrad nie (mehr) machen würden und könnten. So gesehen hat sich für uns der Kauf gelohnt. Einen bestimmten Schnitt zu erzielen ist für uns dabei nicht wichtig, auch wenn wir durchaus 19 - 20 km/h (in Fahrt) schaffen. Und zwar über Gesamtdistanzen zwischen 50 - 70 km. Und das bei größeren Touren durchaus an mehreren Tagen hintereinnander.
Ein gut trainierter jüngerer Mensch braucht sicherlich kein Pedelec. Der kann auch noch richtig schwitzen und treten bis die Muskulatur schmerzt. Wenn die bei mir schmerzt habe ich ein Problem und der Arzt seine Abrechnung für das Quartal sicher.
Lehm zwischen den Zähnen ist auch nicht jedermanns Sache.
Ansonsten soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Mit oder ohne Pedelec.
Gruß Tom