Ich glaube, viele hier finden nicht per se die E-MobilitĂ€t schlecht, sondern die einseitige politische Fixierung auf "All-Electric". Das ist aus verschiedenen (auch ökologischen!) GrĂŒnden eben keine gute Idee - mehr Technologie-Offenheit wĂ€re da sicher besser.
Und es ist leider nicht nur Dein Bier, weil wir alle Dir ein neues E-Fahrzeug mit Steuergeldern bezuschussen. Das ist genau so ökonomisch unsinnig und sozial ungerecht wie seinerzeit die AbwrackprÀmie
Zu 1. Doch, viele finden hier die E-MobilitĂ€t per se schlecht. Ein flĂŒsterleistes Auto, bei dem der Energieverbrauch wichtiger ist als die Spitzengeschwindigkeit, das ist in den Augen von Leuten, die den Originalauspuff an ihrem Mopped gegen einen Akrachowitsch oder SR Racing austauschen, per se Verrat an der Sache. Und, nein, das meine ich weder ironisch noch lustig. Noch deutlicher wird es bei der demonstrativen Anti-Haltung gegen E-MotorrĂ€der, die hier viele zur Schau tragen. Solange gebrĂ€uchliche E-Moppeds 20K kosten und nach 100 km engagierter Fahrt stehenbleiben, könnten einem die Dinger doch komplett am Arsch vorbeigehen. Mir ist es doch auch wurscht, wie viele Indian Chief im Deutschland verkauft werden. Ich habe manchmal den Eindruck, dass manche Leute hier echt glauben, dass ein Verbot von Verbrennermoppeds unmittelbar bevorsteht und dass man das am besten verhindert, indem man möglichst schlimm gegen E-Moppeds wettert.
2. Zum Einwand mit den Steuergeldern und der Technologieoffenheit: Da ist natĂŒrlich was dran. Ich frage mich auch bei Dingen wie dem Mobilfunkausbau, warum da eigentlich der Staat (also wir alle) löhnen soll. SchlieĂlich sind die Mobilfunkbetreiber Privatunternehmen (wie fast ĂŒberall sonst auch auf der Welt). Der Staat verkauft auch kein Ăl und betreibt auch keine Tankstellen. Wieso sollte er jetzt LadesĂ€ulen finanzieren? Auch die Entwicklung der Benzinauto-Infrastruktur wurde ĂŒberwiegend privat geschultert. Nur die StraĂen selbst wurden vom Staat gebaut, aber die sind ja technologieoffen.
Allerdings muss man eins sehen: Als das Auto vor rund 100 Jahren langsam anfing, vom Liebhaberspielzeug zum Gebrauchsgegenstand zu mutieren, hat es sich vor allem deshalb durchgesetzt, weil es schlagende Vorteile gegenĂŒber den verfĂŒgbaren Alternativen (Pferdekutsche, Zug fahren, zu FuĂ gehen) bot. Deshalb hat sich auch das Smartphone gegen das normale Handy durchgesetzt - ohne staatliche Förderung. Das ist beim E-Auto nicht so. Ein VW Id.3 mag sauberer, leiser und wartungsĂ€rmer als ein VW Golf sein, aber 99% aller Jobs erledigt ein Golf genauso gut oder gar besser. Wenn man also darauf wartet, dass die Leute von sich aus die etablierte Technik verlassen und auf eine neue Technik umsteigen, dann kann das Jahrzehnte dauern. Wenn man aus gesellschaftlichen GrĂŒnden einen schnelleren Wechsel haben will, muss die Gesellschaft nachhelfen.
Und wenn man alles dem freien Spiel der MĂ€rkte ĂŒberlĂ€sst, dann kann es manchmal auch ganz schrĂ€ge Ergebnisse geben. Es ist nĂ€mlich kein Zufall, dass in Europa der ĂPNV gut ausgebaut ist und in den USA nicht (mehr):
https://www.welt.de/geschichte/arti...en-Skandal-ist-VWs-Dieselgate-ein-Klacks.html
Viele GrĂŒĂe vom Sampleman