Das Problem ist die Entwicklungszeit. Die 1200 LC kam Ende 2013 auf den Markt. Das erste Dreivierteljahr danach war die Entwicklungsabteilung vollauf damit beschäftigt, die Kinderkrankheiten nach Serienanlauf sowie die Tücken zu beseitigen die sich erst bei der Massenproduktion und im Feld zeigen. Man darf lange darüber spekulieren, ob BMW dort mehr oder weniger Zeit braucht als andere, aber im Grunde ist das normal. Wenn sie Ende 2016, also drei Jahre nach Serienanlauf, einen tief gehenden Upgrade zeigen wollen, müssen sie spätestens anderthalb Jahre zuvor mit der Entwicklung beginnen. Schließlich muss das neue Modell alle bis dahin geltenden gesetzlichen Richtlinien einhalten, Werkzeuge müssen gekauft, Zulieferer eingebunden, die Produktion umgestellt werden. Parallel wollen noch alle möglichen anderen Modelle neu entwickelt bzw. modellgepflegt werden. Nach der LC kamen mit der 1200R und der R1000XR noch zwei komplett neue Motorräder auf den Markt, die sicherlich einiges an Entwicklungsaufwand verschlungen haben, von den vielen Updates rede ich gar nicht erst.
Will sagen: BMW kann sich mit der Entscheidung, drei Jahre nach dem Launch eines neuen Modells ein Upgrade zu bringen, kaum Zeit lassen, um zu sehen, die das Modell am Markt ankommt. Bis sie das wissen, ist es schon viel zu spät. BMW kann ja auch nicht wissen, welche Modelle die Wettbewerber bringen - obwohl sie da über gemeinsame Zulieferer und Kontakte zum KBA bestimmt mehr wissen als Krethi und Plethi. Und nehmen wir mal an, BMW verkauft von seiner R1200GS 2013, 2014 und 2015 bombig, und im Herbst 2016 kommt KTM mit dem absoluten Kracher - dann ist es zu spät, um noch mit einem neuen Motorrad zu reagieren, wenn man nicht schon seit mindestens einem Jahr dran arbeitet. Und wenn dann die Entwicklung schon mal fortgeschritten ist, dann ist sie ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr aufzuhalten: Verträge mit Zulieferern sind unterschrieben, die Entwicklungskosten sind angefallen, die PR-Maßnahmen sind geplant. dann kann man nicht einfach sagen, ach jetzt läuft's gerade so gut, jetzt warte ich noch zwei Jahre.
Obwohl es solche Fälle auch gibt: Fiat hat in den 80ern einen Riesen-Erfolg mit ihrem Kleinwagen Fiat Uno gehabt. Und weil der sich so gut verkaufte, haben sie einen an sich schon fest geplanten Facelift dann ausfallen lassen.