Das Ducati QM schien mir schon vor vielen Jahren sehr gut zu sein. Mal abgesehen von der Schautafel in der Kantine, mit den Zuverlässigkeitsdaten der Zulieferer, dürfte sich auch der Rest gut sehen lassen.
"Motorenproduktion: Ein Mann, ein Motor". Die Zylinderköpfe wurden als Rohlinge angeliefert, im Werk gefräst, gebohrt und mit den Ventilführungen, Ventilsitzen etc. versehen und landeten dann so auf je einem Rollwagen mit vielen Fächern, der genau alle benötigten Teile für genau einen Motor enthielt. Im Anschluss an die Montage des Motors wurde dieser getestet (Motorfetischisten bitte weghören!), auf einem Teststand extern angetrieben auf hohe Drehzahl gebracht, ohne Rücksicht auf Einfahrmodalitäten. So überstanden, war das Aggregat fertig zum Einbau in eine Maschine.
Maschine:
Rahmen wurden im Werk in Bologna hergestellt, beschichtet/lackiert, Gabeln kamen fertig konfektioniert von Brembo (und wahrsch. vorher von anderen bearbeitet, 8-10 in einem Gittercontainer), Vorderrad drin, Bremse befüllt/entlüftet -Handbremszylinder hing irgendwo daneben, Gabel einbaufertig (mit Seriennummer).
Dann wurden Rahmen, Motor u. Gabel "verheiratet, Hi-Rad u. Elektrik nat. auch, und das "fertige" Produkt ging ab auf den Leistungsprüfstand (Motorfetischisten bitte weghören!
) um dort eben mal zu zeigen -keine Einlaufzeit etc., ob der praktisch jungfräuliche Motor auch das zu leisten vermochte, was zu leisten ihm zugesagt war (Leistung, Drehzahl
).
Danach ging's entweder in den Fehlersuchkreislauf, o. a. "hatte fertig".
Das war beeindruckend, und es schien mir, als ob jeder der Fertigungsschritte festgehalten wurde, inkl. aller zugehöriger Serien~/Bearbeitungsnummern, also so, daß auch im Nachhinein ein Verfolgen der verwendeten Materialien/Teile möglich wäre.
Ebenso beeindruckend war, wie offen der ganze Fertigungsprozess gezeigt wurde (14 Harleyfahrer, die eben mal durch die Fertigung laufen durften und, bis auf die Rennabteilung, hinter fest verschlossenen/versiegelten Türen verborgen, praktisch alles sehen durften).
Was das Versagen von Ventilführungen (Einzelteilen ganz allgem.) angeht, dürfte man sich (seit Jahrzehnten zunehmende Unsitte
) auf die Zusagen/Untersuchungen des Zulieferers verlassen, und nur noch ganz wenige Stichproben durchführen, der Kostendruck sorgt halt dafür (kenne ich aus meinem Job leider zur Genüge (für die Qualität sorgt der Händler/Service nach Auslieferung an den Kunden). In dem Punkt halte ich das Vorgehen von Ducati für vorbildlich (und für schmerzhaft bzgl. der Gewinnmargen
), aber sie stehen zu dem Fehler.
Offen zu Problemen zu stehen und sie zu beheben (ist heute leider nicht immer angesagt, bei "amerikanischer" Mentalität macht man grad mal gar keinen Fehler -ist im System nicht vorgesehen- und tauscht höchstens Leute aus, nicht aber betroffene Erzeugnisse) ist doch völlig i. O.
Uli