wird zwar wieder eine Elektromobilitätsdiskussion, aber wozu sollte ich ein Elektromotorrad WOLLEN, es hat genau das nicht, was für mich ein MOTORrad ausmacht. einen Motor. Vorteile sehe ich auch keine und wer fettes Drehmo ab Standgas will, sollte sich einfach nach einem anderen Motorrad umsehen.
Ach, so verbissen würde ich das nicht sehen. Zunächst einmal hat ein Elektro- gegenüber einem Verbrennungsmotor ein paar ganz handfeste Vorteile: Geringere Komplexität, hohes Drehmoment ab Drehzahl null, keine Kaltstartproblematik, sensationelles Ansprechverhalten, keine Lärmemissionsprobleme. Dann schau dir mal an, was sie heute bei Supersportlern für Hängepartien machen müssen, um die Dinger noch homologiert zu bekommen. Die haben zum Beispiel einen extralangen ersten Gang, damit sie die Lärmvorschriften erfüllen, und dafür musst du dann in jeder Kehre die Kupplung schleifen lassen.
Weil Elektromotoren in jeder Lebenslage solch ein hohes Drehmoment haben, brauchen sie kein Schaltgetriebe - oder je nach Einsatzzweck höchstens zwei Gänge. Man könnte dennoch ein Getriebe simulieren, indem man zum Beispiel den Grad der Rekuperation einstellbar macht. So könnte man dann eine gescheite Motorbremse einsteuern wenn man sie haben will und hätte ansonsten einen weitgehend lastwechselfreien Antrieb.
Was das Sounddesign angeht, so gelten für E-Bikes andere Maßstäbe. Ich glaube, viele Motorräder können sich nur deshalb ein heulendes Getriebe, eine rasselnde Kette und ein klapperndes Fahrwerk leisten, weil der laute Auspuff das alles gnädig übertönt. Ich kann mich an meine Probefahrt mit einer frühen Zero erinnern, das war ca. 2010. Da hatte die noch eine konventionelle Sekundärkette und klang wie ein überfordertes Mountainbike.
Es gibt aber einige große Japan-Chopper, die schaffen es, außer einem trockenen V2-Bollern rein gar keine nennenswerten Geräusche abzusondern. Ein E-Bike muss zwangsläufig anders klingen als ein Verbrenner-Bike, aber bislang hat sich außer Harley noch keiner darum gekümmert, wie das klingen soll. Harley hat irgendein spezielles Teil ins Getriebe ihrer E-Prototypen eingebaut, damit die heulen wie ein Düsenjet. Das finde ich hochgradig albern.
Sound von Motorädern ist heute ja auch ikonisch. Es gibt bestimmte Soundsignaturen von positiv besetzten Vorbildern, und der Rest orientiert sich daran. Ich stelle mir ein Ego E-Superbike vor, das einfach jeden anderen Joghurtbecher kommentarlos in Grund und Boden fährt - und das sich dabei halt nicht nach Agostini anhört, sondern nach Warp 8. Ich glaube, das würde sehr bald als Vorbild angenommen.
Der Motorjournalist Clemens Gleich hat mal geschrieben, dass er glaubt, dass E-Motorräder in Zukunft nicht gekauft werden, weil sie so umweltfreundlich und billig im Unterhalt sind, sondern weil sie besser fahren. Und das nehme ich ihm voll ab. Ich fahre gelegentlich einen BMW i3, und rein antriebsseitig ist der ganz, ganz großes Kino.
Beste Grüße vom Sampleman und seinem Tatschpätt