Was ich nicht verstehe: Wenn ich mir die übervolle Serienausstattung einer KTM 1290 SA ansehe, warum gibt es für dieses Motorrad nicht ab Werk einen Kettenöler? Gern komplett in die Bordelektronik integriert, mit Bedienknopf, der ergonomisch zum Rest passt etc.. Und bevor jetzt die Kürbisfraktion wieder Schnappatmung kriegt: Bei einer Multistrada, einer XR oder einer 1000er V-Strom verstehe ich das auch nicht.
Bei einem vernünftigen Vorschlag bekommt die "Kürbisfraktion" keineswegs "wieder Schnappatmung" - diese Überlegung wird in den KTM-Forum durchaus diskutiert und ich finde einen Oiler auch sinnvoller als z. B. einen Tempomaten oder ein aktives Fahrwerk - obwohl ich mit dem genialen S100 Dry Lube sehr zufrieden bin und derzeit keinen Grund sehe einen Oiler zu installieren.
Was ich aber überhaupt nicht verstehe, und vielleicht können mir die Kardanfans das mal erklären:
Wieso stellt das Schmieren/Sprühen der Kette überhaupt ein Problem dar?!
Das Sprühen der Kette mit dem Dry Lube ist so ca. alle 400-500 Km fällig und dauert, wenn man es langsam macht, ca. 50s. Mehr noch, es ist nur ein kleiner Bestandteil der für mich (und wohl die meisten Motorradfahrer) selbstverständlichen Inspektion der Maschine nach einer längeren Tour. Als Motorradfahrer hat man natürlich ein viel direkteres Verhältnis zu seiner Maschine als ein Autofahrer denn die meisten Pkw sind ja eher seelenlose, langweilige von-A-nach-B-Transportmaschinen.
Ein Motorrad ist dagegen mehr, eher wie eine Erweiterung des eigenen Körpers und das reibungslose Funktioneren des Motorads ist nicht nur essentiell für den Fahrspaß sondern auch für das Wohlergehen und eventuell sogar das Überleben des Fahrers...
Und weil man ein engeres Verhältnis zum Krad hat ist es nicht nur völlig normal sondern eigentlich auch eine vergnügliche Pflicht die Maschine regelmäßig zu inspizieren und den Zustand der Reifen, der Bremsen, des Fahrwerks, des Motors und des Antriebsstrangs zu überprüfen. Die Kettenpflege ist ein kleiner Bestandteil dieser für jeden richtigen Motorradfahrer nicht nur unerläßlichen sondern auch angenehmen und befriedigenden Routine die die Bindung zum Motorrad stärkt und den Fahrspaß nochmals intensiver macht.
In diesen Sinne bieten mir Kardanmotorräder nicht den geringsten Vorteil und eigentlich stellt sich auch die Frage ob Kardanfans diese direkte Verbindung zur Maschine überhaupt noch kennen oder wertschätzen wenn der minimale Aufwand zur Kettenpflege schon dermaßen lästig ist?
Kurz & etwas provokativ: sind Kardanfahrer überhaupt noch richtige Motorradfahrer?