Toll geschrieben von der FASTBIKE :
Bravo, Jonas Folger #94! Bravo.
Bravo ist vielleicht nicht gerade ein starkes Wort, aber was will man schon zu jemandem sagen, der es geschafft hat, den Sachsenring-Imperator Marc Marquez hart vor sich her zu treiben, zeitweise sogar anzuführen und einem Dani Pedrosa auf diesem Kurs über 8 Sekunden abzunehmen? „Ich will ein Kind von dir", wäre vielleicht am passendsten, aber nun mal leider nur für weniger als die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung.
Die Menschen können vieles schön reden und noch viel mehr in Grund und Boden schreiben, aber eins spricht immer die Wahrheit: die Stoppuhr. Freakige Wetter- oder Streckenbedingungen können immer mal einen Außenseiter nach oben spülen und für einen kurzen Ruhm sorgen, aber wer bei optimalen Bedingungen ein MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring als Zweiter beeendet, hat es wirklich drauf. So jemand ist groß.
Bravo also. Worte sind auch gar nicht so sehr wichtig, denn heute dürfte wohl jeder gemerkt haben, dass wir mit Jonas einen echten deutschen Botschafter im internationalen Motorradsport gewonnen haben. Nicht so motzig wie Stefan Bradl, bei dem es einem immer schwer gefallen ist, das Positive zu sehen, weil er es selber auch irgendwie nie tat. Härter als Sandro Cortese, der für seine Niederlagen immer einen Schuldigen bereithält: das Material, die widrigen Umstände, die sieggeilen Gegner und das garstige Werk des Teufels noch dazu. Jonas Folger hat sich früh in das kalte, menschenfeindliche Haibecken des internationalen Rennsportbusiness geworfen, weil er nie der Hecht im Karpfenteich sein wollte wie Markus Reiterberger, der sich gerne mit zwei Fingern am Beckenrand des bayerischen Fanpools festklammert. Er hat das kleine, aber entscheidende Quäntchen mehr Talent, Fahrtechnik und Willensstärke, das einem Marcel Schrötter und einem Florian Alt vielleicht fehlt. Und er hatte das Glück, mit Tech3-Boss Herve Poncheral jemanden zu finden, der durch seine nackte, sponsorenstickerarme Kombi hindurch auf sein großes Kämpferherz blicken konnte.
Jonas Folger ist jemand, der den Motorradsport in Deutschland wirklich nach vorne bringen kann. Ein sympathischer junger Vollblut-Racer, der mittlerweile sogar eifrig an seinem südostoberbayerischen Genuschel gearbeitet hat – mit dem Herz auf der Zunge, aber dabei klug genug, sich nicht um Kopf und Kragen zu reden. Jemand, der neben einem Marc Marquez, Andrea Dovizioso oder Cal Crutchlow so eine gute Figur macht, kann vielleicht bewirken, dass Supermega-Motorradrennsportevents in Deutschland nicht mehr wegen einem F1-Rennen in Silverstone verlegt werden (was dem Sachsenring sicher um die 30.000 Zuschauer gekostet hat) oder dass Eurosport irgendwann diese unglaublichen Rennen komplett im Free-TV überträgt.
Ganz ehrlich: das hätte jemand wie der Jonas wirklich verdient. Bravo, 94Folgas!