Das ist aber eine altbekannte Tatsache, dass Innovationsfreudigkeit etwas mit dem Alter zu tun hat. (Sehr) junge Leute probieren viele Sachen schon allein aus dem Grund aus, weil sie neu sind. Irgendwann werden neue Sachen nur noch dann ausprobiert, wenn sie einen konkreten Nutzen versprechen, und bei vielen alten Leuten erlahmt die Bereitschaft, Innovationen anzunehmen, vollends. Leute neigen auch dazu, die Technik, die in ihrer Jugend entwickelt wurde, für gut und sinnvoll zu halten, die Sachen, die später kommen, finden sie oft überflüssig.
Natürlich hängt die Bereitschaft, sich mit Innovationen auseinanderzusetzen, auch sehr mit den persönlichen beruflichen und privaten Lebensumständen zusammen, aber dieses Jung-Alt-Gefälle hast du immer. Deshalb zum Beispiel richtet sich die meiste Werbung auch explizit an junge Leute, weil Alte viel weniger bereit sind, ihr Konsumverhalten zu ändern.
Und oft braucht es auch einen Trigger: Du erwähntest, dass du mit Facebook nichts anfangen kannst. 2004 wurde fb gegründet, ich hatte 2008 das erste Mal damit beruflich zu tun und habe mir einen Fake-Account zugelegt. 2009 bot fb allen, die sich mit ihrem echten Namen anmeldeten, eine Vanity-Adresse an, also eine URL mit ihrem Namen. Ich wollte meinen Namen sichern, also meldete ich mich an. Im Anmeldeprozess wurde ich nach der Schule gefragt, wo ich meinen Abschluss gemacht habe - und zehn Minuten später hatte ich Kontakt zu zwei ehemaligen Mitschülern, mit denen ich zusammen 1982 Abi gemacht hatte und die später in die USA gezogen sind. Das hat mich angekickt, mich mit der Plattform näher auseinanderzusetzen, und heute spielt sie eine wichtige Rolle für meine Kontakte.
Das ist aber auch schon wieder zehn Jahre her. Ob ich das heute genauso machen würde, weiß ich nicht.
Wo man diesen Wechsel in der Innovationsfreude ganz gut merkt, das ist beim Thema Moppednavi. Mich begleitet das Thema schon sehr lange. Ich bin Anfang der 1980er vom kleinen Dorf, wo es drei Straßen gab, in eine Großstadt gezogen und musste mich mühsam daran gewöhnen, mit einem Stadtplan umzugehen. Ich habe das immer als Belastung empfunden, gleichzeitig war ich seit 1983 (damals gab es noch kein GPS für Consumer) in Kontakt mit Fachleuten, die Navigationssysteme entwickelten. Sobald die ersten GPS-Empfänger für erträgliches Geld verfügbar waren, hatte ich einen. Und meinen ersten PDA mit einem Navigationssystem drauf hatte ich, bevor ich überhaupt ein Motorrad hatte. Andere Leute - die vielleicht auch etwas älter sind als ich - hatten zu dem Zeitpunkt bereits 20 Jahre Tourenerfahrung mit Michelin-Generalkarten auf dem Buckel. Diese Technik habe ich schlicht übersprungen und halte sie für obsolet. Und daran entzünden sich heute immer noch Diskussionen: Wann immer hier im Forum eine Diskussion los geht, welches Navi man denn nehmen solle, kommt irgendeiner an und erklärt, dass richtiges Tourenfahren ohnehin nur mit Karte im Tankrucksack geht. Und meistens ist der Kollege schon etwas älter;-)
Aber das bleibt ja nicht stehen. Der neueste Trend sind ja Online-Navigationsapps, bei denen das Teilen von Routen mit anderen Leuten eine wichtige Rolle spielt. Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll, also bin ich nicht bereit, meine bisherige Vorgehensweise auf den Prüfstand zu stellen, um Zeit und Mühe zu investieren, um eventuell etwas Neues zu lernen...
Viele Grüße vom Sampleman