Meine Stella-Alpina-Tour 2024 mit Ziel Nizza. Oder: Von Ketsch nach Castellane

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Der mit der Q Tanzt

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Alter Schwede, was für ein Geschreibsel, was für ne Arbeit.
Aber es geht mir echt gut damit, den Urlaub gedanklich nochmal so minutiös zu durchleben.
Denn wenn ich die Augen zu mache, sehe ich jetzt alles wieder genau vor mir, als ob es gestern wäre.
Bin ja erst bei Tag 5. Es sind also noch 9 Tage geplanter Urlaub und dann noch Mal 7 Tage Bonustrack. Ganz am Ende sogar mit der ultimativen Stunt-Äktschn. Zum Glück ging alles glimpflich aus...
Der gesamte Urlaub hätte von den Schutzengel-Einsätzen für mindestens drei Leben gereicht.
Aber jetzt muss ich erstmal Rechnung schreiben, der Kunde drengelt schon.
Bis später.
Hei mach weiter so. Ich mag deine erfrischende etwas andere Art..Wie zb. dein geplansche in den Gewässern. Toll das es noch Zeitgenossen gibt die Wild Zelten. Mach ich auch noch hin und wieder. Da ist nochmals anders wie auf einem Campingplatz. Man könnte auch sagen, Reise zu sich selbst.

Freue mich und bin gespannt wie es weiter geht.
 
Jungfux

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Vielen Dank für die schöne Rückmeldung. Tut gut zu wissen, dass es da noch Menschen gibt, die ähnlich fühlen und ticken wie ich. Manchmal denke ich, dass ich der letzte Dino bin und komme mir vor wie von einem anderen Stern. Habe leider nix mehr der Geschichte auf Vorrat, muss erst neuen Text komponieren. Aber die Reise zu sich selbst. Das hast Du sehr treffend ausgedrückt. Du glaubst es kaum, im Verlauf der Reise komponiere ich einen Song, der genau so heißt. Die Reise geht weiter.
 
GS-Matze

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Mir gefällt deine Schreibe auch, sehr sogar.
Anfangs dachte ich immer der Jungfux ist ein braver…..bis zu deinem Gefluche über die „Dame“ an der Brücke. Köstlich 👍👍😂😂
 
Jungfux

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Korrektur im Beitrag #19 das drittletzte Bild ist ja gar nicht die Staumauer, fällt mir gerade auf.

Danke Matze, solche individuellen Rückmeldungen sind mir das Salz in der Suppe.


Tag 6 – Mehrmals abgeduscht und dennoch glücklich

Ich schlafe wie ein Murmeltier. Hier oben am Stausee fühle ich mich so wohl und gut aufgehoben. Geweckt werde ich durch das Geräusch, als wenn Wassertropfen auf meine Zeltplane prasseln. Hm, wird wohl stimmen, was ich daraus schließe. Macht aber nix, Zelt ist trocken und ich bin wohl ausgeschlafen. Alles was ich vorerst brauche, befindet sich bereits im Zelt und das Krokodeel draußen freut sich über eine Dusche.

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So versuche ich die Wolken mit Musik zu vertreiben. Bin irgendwie froh und erleichtert, über den aufgezwungenen Rhythmuswechsel. Das Wetter zwingt mich zur Ruhe. So versuche ich eine neue Melodie zu entwerfen und daddel ne Zeitlang vor mich hin. Habe mal ein paar von den Sessions aufgenommen. Wen es interessiert, wie sich ein Song aus dem Nix entwickelt, kann sich ja ein paar Videos anschauen. Schon klar, ich nicht jedermanns Sache, diese Art von Musik. Aber der ein oder andere hat es eh schon gemerkt, ich bin ja auch nicht Mainstream.







Ach und schau an, es hat aufgehört zu regnen, die Wiese trocknet langsam ab, die Wolkenfetzen ziehen schnell über die Ebene, das Bild ändert teilweise sich von Minute zu Minute extrem. Eben noch freie Sicht bis zu den gegenüberliegenden Bergen, im nächsten Moment ziehen tiefe Wolken auf, dass alles wieder im fetten Nebel verschwindet und ich nicht mal mehr die Ruinen sehen kann.

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Beim kleinen Rundgang sehe ich plötzlich, dass da gleich Schlechtwetter kommt.


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Schnell suche ich Zuflucht im Zelt und warte der Dinge, die da kommen.


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Eine Minute später ziehen fette Wolken über das Gelände.

Und während ich so Musik mache und eine Session nach der anderen aufnehme, damit ich sie gedanklich behalte, steigt mir immer wieder der intensive Duft von Thymian in die Nase. Das ist mir schon öfters aufgefallen, dass es in den Alpen so würzig riecht, wenn man sich auf die Wiesen setzt. Alles ist voll Tymianpfanzen. Wunderbar und ich beschließe, mir ein kleines Säckchen davon zu sammeln. Jetzt gehe ich auch noch unter die Kräutersammler.

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Das ist dieser wohlduftende und würzige Thymiam

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Wer ganz genau hinsieht, kann die Elfen und Gnome sehen, die dort leben.


Meine neue Teezeremonie ist, dass ich mir Tee aus frischen Pflanzen mache, die ich vor Ort sammle. Also mal kurz eine Sammelrunde gedreht, Teewasser aufgestellt und nochmal in die Schlaftüte gekrabbelt. Es ist bisschen frisch, aber meiner Stimmung macht das heute nix. Dann mach ich das heute eben mal ganz anders.

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Heute gibt es Brennessel und Klee

Nachdem es noch ein paar Mal runtergeduscht hat, scheint es aber dann irgendwann genug geregnet zu haben. Ich baue mein Zelt ab, verstaue mein Graffel, fahre erst mal hoch auf die Staumeuer und überquere diese.

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Blick von der Staumauer auf einen meiner Lieblingsplätze.


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Voll genial dieses verlassene Dorf (ich verwende absichtlich die deutsche Sprache, nix mit Lostplace)

Eigentlich will ich auf die andere Seite, um die Murmeltiere zu beobachten, aber wenn ich mir meine Fotoserie anschaue, treibe ich oben auf der Landstraße das Seeufer entlang Richtung Lanslebourg. Der See ist zauberhaft. Diese Landschaft, diese Farben und jedes Mal, wenn ich wieder komme, wieder anders, andere Tageszeit, anderes Licht, andere Wolken – Natur pur. Nach dem See geht die Straße noch ein Stück auf gleicher Höhe bleibend, bis sie sich dann superschön runter ins nächste Tal schlengelt.

Dort unten liegt Lanslebourg.
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Jetzt sehe ich auch warum es so kühl ist? Dort drüben liegt Schnee. Gut, dass ich das geklärt habe.

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Ich nehme mir sogar die Zeit, und gehe in eine Kirche. Echt schön, ich bin ergriffen.

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Ich versetze mich gerade in die Zeit, als diese Kirche erbaut wurde. Die meisten Menschen dürften wohl in Hütten aus Holz, Lehm und Stroh oder direkt bei ihrem Vieh gewohnt haben, dort ist es wärmer.
Steinhäuser waren eher selten und wenn dann nur für die Obrigheit, Bürgermeister, Zünfte, Kaufleute und Manufactur. Die normalen Farben im Alltag waren Naturtöne, bei Regen viele verschiedene Brauntöne, Schlamm und Dreck. Und dann betritt man so einen Raum mit der Kuppel, da denkt man doch sofort, von da oben kommt der liebe Gott persönlich angerauscht, dann noch die Düfte von Weihrauch und die Orgelklänge...
Was für eine gigantische Inszenierung - das reinste Spektaculum.
Klar, bleibt jedem, der Mund offen stehen und man glaubt jedes Wort, was vorne erzählt wird, denn der Beweis für die Gottherrrlichkeit wird ja gleich mitgeliefert.
Das das alles vom Zehnt bezahlt ist, soweit können die Leute von damals noch nicht rechnen (jetzt spanne ich doch noch den Bogen zur Modernden - äh Moderne meinte ich) und wer die Sache mit dem Geld auch nur gedacht oder geahnt hat, durfte es nicht aussprechen und sollte sich gar für seine Gedanken. #kommtmirbekannt


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Jetzt überleg doch mal weiter, in jedem Dorf in ganz Europa sind den frühesten Angängen der "Zivilation" meistens zwei Kirchen oder Kapellen.
Selbst im verlassensten Winkel wird den Menschen seit jeher die Geschichte vom barmherzigen Hirten erzählt, der uns leitet, alle Schuld von uns nimmt, sie sich selber auflastet usw.


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Aber was macht denn so ein Hirte, wenn man genau hinschaut.
Er hütet die Schafe, auf dass es ihnen gut geht. Soweit so gut. Aber was kommt dann?
Das macht er ja nicht aus Nächstenliebe, sondern weil er auch was zum Essen braucht.
Die Schafe bezahlen ihm ja nix für seinen Hirtendienst.
Also führt er seine Schäfchen früher oder später zu dem Mann mit der großen Schere, ist nicht schlimm, den Schäfchen ist eh zu warm...
und oder danach zu dem anderen Mann mit dem großen Messer. Das ist blöd, denn das kann er nur einmal tun pro Schäfchen.
Dieser Teil der Geschichte wird immer verschwiegen.
Aber die Schäfchen sind schon so goldig, wie sie sich immer alle aneinander drücken
und wenn eines anfängt zu blöken, stimmen die anderen mit ein.

Fast wie im richtigen Leben. Wieso fast?

Stört sich hoffentlich jetzt niemand dran, dass ich im Absatz oder drüber
das gendern weg lasse? - Frage für einen Freund.


Nach dem Kirchenbesuch möchte ich noch ein schönes Bild von der Stadt aber von oben machen.
Das ist halt das geile an einer Enduro. Einfach am Ortsende der steilsten Straße folgend immer weiter den Hang rauf. Bald schon endet der Asfalt und es geht auf Schotter weiter. Ich lasse nicht locker, noch passt die Perspektive nicht optimal, also weiter, ich will das perfekte Bild. Hier gibt es keine Verbotsschilder oder sonst was. Einfach drauflos fahren, wie es mir gefällt. Genau mein Ding, drum liebe ich es auch so. Hier die versprochenen Fotos.


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So oft stehen sich die beiden Kirchen gegenüber wie die Konkurenz.
Das beste ist, dass ich auch nicht umdrehen muss, um wieder ins Dort zu kommen.
Bin mir sicher, dass dieser Feldweg auch ingendwo ins Dorf mündet.
 
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Mal viele Bilder mit wenig Text.

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Das ist die Staumauer


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Scheint so, als wäre hier genaus alles verboten wie daheim. Nur hier gibt es keinen Blockwart.


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Die Farbe ist Natur pur, keine Bildbearbeitung.

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Blick vom Ende des Sees zur Staumauer

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Nordende vomSee

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Ach Du schöner Platz, werde noch oft kommen, so Gott will.
 
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Am See ist die Wetterlage unangenehm. Sieht so aus, als hätte es massenhaft gegossen. Überall steht das Wasser in den Mulden. Dennoch, solange es im Moment nicht regnet, tut es meiner guten Laune keinen Abbrruch. Jetzt lege ich mich auf die Lauer wegen der Murmels. Da schau her, einer pfeift lautstark und warnt die Nachbarschaft vor mir und dem Krokodeel. Habe ich schon gesagt, dass ich diese Ruinen liebe. Echt wahr und ich hoffe, dass es mich noch lange so überwältigt, wenn ich hier her komme.

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Das Wetter ist aber ungemütlich und so beschließe ich keine zweite Nacht hier oben zu bleiben. Unten im Tal bei Susa ist es bestimmt wärmer. Um 100 m Höhendifferenz ändert sich die Temperatur um ein Grad C. Ich mache mich auf den Weg die steile Kante runter (die ich vorhin mal als Staumauer bezeichnet habe). Die Serpentinen sind so geil zu fahren. Auf dem anschließenden geraden Straßenabschnitt sehe ich schon, dass ich in das totale Unwetter fahre. Ca. drei Kilometer voraus hängt voll die Regenfront. Es ist sofort klar, dass ich ganz schnell einen Unterstand brauche. Ich gebe dem Monster voll die Sporen und donner geradewegs drauf zu, denn gleich in der Nähe erinnere ich mich, gibt es zwei leerstehende Behausungen, die ich eh schon immer erkunden wollte. Bietet sich ja jetzt sogar zwangsläufig an. Schon platscht der Regen auf mich ein, aber da sind auch schon die rettenden Hütten. Exakt auf die Minute, Gott sei dank. Der Regen platscht nur so herunter. Das wäre ein übles Erlebnis geworden, angenommen ist wäre nur 5 Minuten früher oder später hier gewesen. Wenn ich früher hier gewesen wäre, wäre ich bestimmt vorbei gefahren und dann voll abgesoffen.

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Das Bild entstand nach dem Regenguss.


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Wollte ich eh schon immer erkunden. Jetzt ist die beste Gelegenheit dazu.

Ich schaue mich im Haus um und versetze mich in frühere Zeiten. Mensch, was hier schon alles abgelaufen ist. Jetzt hat jemand*innen den Parkettboden rausgerissen. Als der Regen weniger wird schaue ich mir auch noch die Zollhütte auf der anderen Straßenseite an und räume dort ein wenig den Müll auf die Seite. So steht sichs besser. Mich nervt es total, wenn jeder, der vorbei kommt einfach immer irgend einen Müll dort lässt oder was zerstört. Mein Motto ist, die Welt ein wenig besser zu hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe.

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Die kurvige Strecke nach Susa ist auch ein Traum. Bin langsam richtig schnell unterwegs, kenne sie bald wie meine Westentasche, habe aber immer genügend Reserve wegen möglicher Unwegbarkeiten.
Unten in Susa ist es voll schwül.
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Es hat gewaltig geregnet aber es war den Tag über viel wärmer, jetzt ist eine gigantische Luftfeuchtigkeit. Den Rest erzähle ich jetzt mal in Steno.
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In Susa erst mal auf meinem Beobachtungposten ein Eis schlotzen


Dann einkaufen bei Lidl. Ich finde die italienischen Farben auf dem Lidl-Logo voll klasse.
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Stell dir das mal in Deutschland vor. Das gäbe einen Skandal ohne Ende.
Die Deutschlandfarben auf dem Lidl-Germania-Logo, #HassUndHetze, #DiskriminierungsUndRassismusVorwürfe, #RückkehrzumNazionalsozialismus
wochenlang auf allen Titelseiten.
Merkt ihr was? Ich habe dieses betreute Denken ganz schön satt.

Gerade kommt die Meldung vom Anschlag auf den Weihnachtsmarkt im Osten…
Zieht mir ganz schön die Stimmung runter, passt aber genau in die Kette der Beobachtungen und zu den Gedanken, die ich mache. Mein Beileid und viel Kraft allen Beteiligten.

Kleine Stadtrundfahrt in Susa zum Ristorante
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Dann gibt es sauleckeres Essen
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Und danach nochmal ein Eis – bin ja nicht auf Diät hier.

Schlafplatz wieder 10 km Richtung Turin am Fluss.
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Wieder ein gelungener Tag.
 
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Ab den Kirchenbildern noch mal ein wenig freies Denken hinzugefügt.

Tag 7 – Colle de Sommeiler, Colle de Finestre, Lac du Mt. Cenis

Hätte, hätte ich gewußt, die dieser Tag endet… Wusste ich aber nicht und im Endeffekt geht es dabei auch nur um die letzten zwei Stunden dieses Tages.

Doch der Reihe nach. Erstmal geht die Sonne auf und es ist warm. Somit war die Wahl des Schlafplatzes schon mal richtig getroffen. Normaler Morgenablauf besteht aus Teekräuter sammeln, Wasser kochen, Frühstück bereiten und den eigenen Rhythmus genießen, baden im Fluss, Zeug packen und das Kokodeel aufwecken. Ich nutze aber jede Pause und jeden Sonnenschein, um meine Thymian an der frischen Luft zu trocknen. Wenn mir das Zeug in der Plastiktüte anfängt zu gammeln, würde es mich sehr ärgern.


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Hinter der Sitzbank trocknet das Kraut

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Erstes Ziel für heute ist die Stadt Bardoneccia und dann weiter auf den Colle de Sommeiller. Oben möchte ich wieder Musik machen, bei genialer Aussicht. Die Äktschn der Stella Alpina hat ja dieses Jahr nicht stattgefunden. Es wird also alles ganz ruhig verlaufen dort oben.
Die Festung von Exilles ist echt gigantisch und liegt dick und fett im Susatal. Wieder bin ich total verwundert über den gigantischen Bauaufwand, den es bedurft haben mochte, um es zu errichten. Stellt sich mir die Frage, ob es nicht effektiver wäre all diese ganze Energie, die in Festungen, Verteidigungsanlagen, Kriegsgerät usw. gesteckt wird, besser in direkte Friedenmissionen zu stecken. Ich gebe zu, ich bin kein Stratege oder Kriegsherr, habe diesbezüglich von nix ne Ahnung. Habe nur so ein Gefühl im Bauch, dass es auch anders hätte laufen können in der Geschichte der Menschheitsfamilie. Es kommt immer auf den Blickwinkel an.


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Ortseingang Bardoneccia

Die Einfahrt zur Straße delle Sommeiller finde ich ohne Navi, wäre im Kreisel kurz davor zwar doch fast noch falsch abgebogen, riss aber im letzten Moment noch den Lenker rum, um eine Ausfahrt später abzubiegen. Bin mega-glücklich als ich mich auf ins nächste Schotter-Abenteuer begebe. Unten nochmal Wasser rein und Wasser raus und dann geht es auch schon den Berg hoch. Die Freude ist riesig, als ich die Hütte sehe, wo man die Tickes für die Auffahrt kaufen kann. T-Shirts haben sie auch noch, geil, damit hätte ich nämlich überhaupt nicht gerechnet, da die Stella ja vorbei ist. Dieses nehme ich das T-Shirt in grün (gelb und orange habe ich schon), nächstes Jahr hole ich mir noch blau. Rot ist nicht so meins… Freue mich, wie ein Kind und bezahle auch die 7 € Auffahrtgebühr gerne (wird zum Erhalt der Strecke verwendet).

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Aber dann werde ich wieder zum unbarmherzigen Krokodeel-Treiber… Auf, auf… keine Zeit zu verlieren, wir sind ja nicht zum Spass hier und das Touratech-Fahrwerk will ja auch endlich mal getestet werden… Oh Schreck, das Hinterrad stempelt beim Gasgeben… Fu.., was is´n das für ein Käse. Jetzt merke ich ganz deutlich, dass die Fahrwerkseinstellung überhaupt nicht hinhaut. Mit wenig Gas klappt es, aber ich will ja richtig Spass. Shit, was nun? Schreibe einem Freund und bekomme hilfreiche Denkanstöße. Nach ein paar Versuchen an der kleinen Inbus-Schraube (Dömpfung, Zugstufe oder Druckstufe – keine Ahnung) jedenfalls ist das Fahrwerk plötzlich handzahm und ich kann die Kuh fliegen lassen. Mir fällt aber auf, dass ich nicht ganz so krass am Kabel ziehe, wie das Jahr zuvor. Da war ich echt heftig drauf und habe die Querrillen als Gelegenheit zum Sprung genutzt. Nee, danach ist mir im Moment nicht. Merke ja deutlich, dass ich alt werde. Jedenfalls macht die Fahrt hoch bis zum Refugium aber so richtig Laune. Die Wasserdurchfahrt traue ich mich auch nicht. Wäre doch echt zu blöd, wenn´s mich bei so ner unnötigen Aktion hin semmelt. Am See beim Refugium wird erst mal g´scheid was gefuttert.


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Keine Menschenseele ist da. Ganz ungewohnt, aber damit komme ich ja gut klar. Dann geht es weiter rauf auf den Sommeiller. Gigantisch die Aussicht, Temperatur passt. Die Piste ist schneefrei… aber leider nicht bis ganz hinauf. Kurz vor Schluss versperrt ein Schneefeld die Weiterfahrt. Bin ja dieses Jahr eine Woche später unterwegs als die beiden Jahre davor, an denen ich immer ganz hochfahren konnte. Ja, nee aber durch die Erderwärmung bleibt der Schnee halt jetzt länger liegen.

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Also hier noch ein paar Klänge gespielt, bockt mich aber nicht und ich fahre die Piste wieder runter. Habe die ganze Strecke sturzfrei bewältigt. Der Dino lernt noch was.

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An dieser Felsnase hatte ich beim Runterfahren noch einen netten Plausch mit einem Engländer.


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Der Wasserfall am Rifugium

Zurück nach Susa erst mal weiter bis zum Abzweig nach Crotte, da ist meine andere Stelle, wo ich in Susa immer ins Wasser springe, um mich frisch zu machen. (Das mir am letzten Tag meiner Reise ausgerechnet dort, wo ich schon gefühlte 100 langgefahren bin, ein richtiges Unglück passiert, ahne ich jetzt noch nicht). Dann erst mal, Abendessen und gestärkt und ausgeruht wieder hoch zum Stausee geballert. Bin durch die Schotterkilometer voll aufgedreht, das ist mein Leben. Mit der beladenen Fuhre alleine durch die Felslandschaft. Nur ganz da oben zelten möchte ich nicht. Dafür bin ich dann doch zu piensig. Aber auf den heutigen Abend oben am Stausee freue mich ich echt gewaltig. Aber es sollte anders kommen…

Am Lac muss ich ja das letzte Stück auch noch auf Schotterstrecke rüber bis zu meinem Schlafplateau fahren. Das ganz letzte Stück zweige ich von der Straße, die weiter zur Staumauer führt, links ab auf eine Traktorspur. Frag mich warum, jedenfalls verpenne ich diesen Abzweig und fahre fast bis zur Kehre, wo schon die gemauerte Steilwand beginnt.
Jetzt stehe ich da oben und frage mich, wie ich da immer runter auf die Treckerspur gekommen bin. Ich überlege so und ich überlege so, bis ich voll überzeugt bin, dass ich ja immer dort das steile Stück runtergefahren bin. Positioniere das Krokodeel ganz vorsichtig mit dem Vorderrad immer weiter an die Kante und bekomme schon leicht die Muffen… echt, da bin ich immer runter?
Naja, plötzlich gibt es eh kein zurück mehr. Die Fuhre ist schon zu weit vorne, bekomme sie nicht mehr zurück – also die Fußbremse bremsbereit und noch ein weiteres Stückchen vor…
Hoppla, da rauscht das Teil ungebremst (weil ABS auf nasser Wiese nicht verzögert) runter auf die Traktorspur, über die hinweg und gleich in die nächste Schräge, die weiter unten mit einer Steinmauer endet. Vielleicht 2 – 3 Sekunden Horror pur. Frag mich nicht wie und warum, lege ich die Kiste auf die Seite bevor sie die zweite Schräge zur Steinmauer rutscht. Der rechte Koffer gräbt sich wie ein Anker in den Boden, ich fliege seitlich ab und lande heil auf der Trekerspur.
Das Motorrad liegt leicht schräg am Hang, das Vorderrad ca. einen Meter unterhalb der Ebene.
Mein Puls ist auf Hochtouren, ich schwitze, mir ist echt übel. Wenn ich (ich, ich habe garnix)… wenn sich die Maschine nicht seitlich abgelegt hätte, sondern weiter bis zur Steinmauer gerauscht wäre, den Einschlag dort hätte ich nicht überlebt und keine Maus hätte davon gehört oder gesehen.
Das wäre es dann gewesen.


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Die Abendstimmung ist ansich klasse, aber oben links im Bild liegt mein Krokodeel


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Ich versuche das Vorderrad etwas weiter hoch zu ziehen. Keine Chance. Bin ja auch leicht geschwächt in meinem rechten Handgelenk. Nix zu wollen. Sonnenuntergangsstimmung auch dahin. Gibt eh kein Abendrot. Wäre ich doch in Susa geblieben. Wie konnte das passieren? Ich verfluche mich für meine Unachtsamkeit und bin dennoch so sehr dankbar bei den Engeln oder welchen Mächten auch immer, die mich da behütet haben… wahrscheinlich war es der Hirte. Soll mir bestimmt noch ein wenig das Fell stutzen lassen, in Form von den Zehnt entrichten… nee im Ernst jetzt. Wenn ich die Fuhre nicht hoch bekomme, was dann? Schaue mir das Gelände genauer an und bekomme die Hoffnung, dass ich vorwärts leicht schräg runter gerade so eben noch an der Steinmauer vorbei komme, dass ich mich dann weiter auf der Schräge runterrutschen lassen kann bis auf die Plateauebene. Fartz, was für eine Äktschn. Stück für Stück berge ich die Fuhre, es scheint zu klappen. Meine Kondition ist am Ende. Am ersten Stück richte ich die Kiste etwas auf, aber immer noch zum Hang geneigt. Wenn das Teil runterkippt zur Mauer, dann ist es aus, dann ist der Urlaub vorbei, hier und jetzt.

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Stück für Stück robbe ich mich weiter vor, bin fix und alle, die Tageserholung ist futsch.
 
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Also gut, genug der vielen Worte.
Ich schaffe es mit eigener Kraft, aber es braucht eine lange Weile, bis das Motorrad geborgen ist
und dann vielleicht eine weitere Stunde, bis der erste Schock durch ist.
Nachts schlafe ich lange nicht ein, bin echt noch geschockt, erschreckt, aber auch sehr dankbar.


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Eins noch, diese Steinplatte, die da links zu sehen ist, ist die Seitenwand von einem Wasserablaufkanal.
Für eine schwere Reiseenduro ein unüberwindbares Hindernis.
Wenn der direkt an die Steinmauer angegrenzt hätte, wäre es eine Mausefalle gewesen, aus der ich ohne fremde Hilfe wie einen Abschlepper nicht mehr raus gekommen wäre.
Dass eine Bergung durch den ADAC eigentlich recht gut funktioniert,
sollte ich später noch erfahren. Hier komme ich aus eigener Kraft und ohne Zeitverlust raus.

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Der Baum kommt mir vor, wie der brennende Dornbusch - ein Wunder, dass ich noch lebe.

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Mein Krokodeel frisch der Mausefalle entkommen.

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Abendstimmung am Lac du Mt. Cenis.
Die beiden vorherigen Bilder mit diesem, ergeben ein schönes Panoramabild.

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Ein Haleluja auf meine Schutzengel


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Gute Nacht du krasser Tag
 
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Das ist jetzt auch genau nur meine Meinung zum Thema ABS.
Jeder darf eine andere Meinung haben.

Wenn Du eine andere Meinung dazu kund tun möchtest, gibt es dazu sehr vielfältige andere Gesprächsfäden.

Ich habe diese "Sicherheitseinrichtung" im Staßenverkehr noch nie benötigt.
Mein Körper-Systhem funktioniet nicht digital mit 0 und 1, sondern wohl dosiert und wenn ich nicht ausgeschafen, wach und reaktionsschnell bin, dann setze ich mich nicht aufs Motorrad.
Bei meiner ZZR-Rekte habe ich bei einem Ausweichmanöver schon mal das Vorderrad in Schräglage blockiert und das (weiß nicht warum) ohne Sturz gehändelt. Habe mich schon voll hinklatschen gesehen. Danke Schutzengel.
Meine erste 1150 GS hatte das ingtegrale ABS II mit BKV, bei dem dann auch noch die Hinterradbremse mit angesteuert wird (mit mega kurzem Bremsweg, will ich nicht leugnen) aber eben auch diesem Servomotor unterm Tank, der immer Krach macht, wie beim Zahnarzt, sobald man die Bremse betätigt und man bei ausgeschalateter Zündung das Gefühl hat, die Bremse sei defekt.
Das waren für mich Gründe genug, dieses Technikwunder sofort wieder zu verkaufen und mir dieses Vorgängermodell zu holen.
Nee, und dann bringt mich diese Technik auf nasser Wiese fast ins Grab.
Kann ich voll drauf verzichten, am Liebsten würde ich mir das Gelumpe ausbauen und den ca. 5 Kg schweren Steuerblock am ungünstigsten Masseschwerpunkt oben unterm Tank gleich mit in die Tonne treten und hätte dafür lieber mehr Tankvolumen.
Könnte ich ja dann jeweils selber entscheiden, ob ich den dann voll tanke oder nicht.

Bitte jetzt keine Diskussion darüber, ob und ja oder nein. Klar, es war eindeutig mein Bedienfehler.
Ich hätte mich bisser mit dieser Hightech vertraut machen sollen und es vorher ausschalten müssen.
Aber eine Technik, die in kritischen Situationen mein Bremssysthem außer Kraft setzt, ist für mich Nogo.
 
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KaTeeM is a schee...

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Klar, es war eindeutig mein Bedienfehler.
Genau so und nicht anders. Es gibt so Gründe, warum man abseits der Straße kein ABS aktivieren sollte. Der von Dir oben geschilderte Fall ist so einer. Man schaltet das im Hochgebirge einfach besser aus. Auch, wenn die modernen (Gelände)ABS wirklich fantastisch funktionieren, bleibt immer noch ein Restrisiko im Offroad-Betrieb.

Und damit Dein toller Bericht nicht zugemüllt wird, kann dieser Beitrag hier auch gerne wieder gelöscht werden. :zwinkern:
 
Jungfux

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Ich habe die Kernaussage sogar unterstrichen und wollte hier keinen ABS Tröt draus machen.
Du kannst Deinen Beitrag nur selber löschen, aber jetzt ist der Stein ja schon ins Wasser gefallen und die Leute klatschen eifrig. Du darfst Deine Ansicht gerne haben, mein Verständnis ist ein anderes:
Eine Sichertheitseinrichtung, die mich in gewissen Situationen in Gefahr bringt, (die ich dann immer vorher der jeweiligen Situation entsprechend aktivieren oder eben deaktivieren muss) will ich definitiv nicht an meinem Fahrzeug haben, denn ich wechsel schon mal abrupt die Untergründe und wenn ich dann vorher vergessen habe umzuschalten und dann tot bin, ist das für mich kein Gewinn.
Und auf der Straße brauche ich es nicht, weil ich vorausschauend fahre.
Außerdem ist mein Moto: was nicht dran ist, kann nicht kaputt gehen.
In diesem Sinne - die Reise geht bald weiter.
 
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Jungfux

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„Hallo Freunde des kritischen Denkens“,
mit diesen Worten beginnt ein Youtube-Freund von mir seine täglichen Beiträge.

Meine detaillierten Schilderungen entstehen erst während ich mir meine Fotos anschaue und überlege, was der Grund für das jeweilige Foto war.
Naja und so stelle ich fest, dass der Abend nach der Rettung aus der Mausefalle noch etwas chaotisch verlaufen ist.
Es kommt ein frischer, heftiger Wind auf, der so stark geblasen hat, dass mir mein Zelt total verbogen wurde. Habe mir angewöhnt, die Sache mit den Heringen weg zu lassen, da ich doch so viel Zeug ins Zelt schleppe, das zur Beschwerung reicht. Bei sog. Dunkelflaute hat das bis jetzt immer funktioniert. Aber heute Abend bläst der Wind so heftig, dass ein Riesenlärm im Zelt ist und es drückt sich mir die Zeltplane an den Kopf. Ich drehe mich so und lege mich anders, keine Chance der Zeltplane zu entkommen. Wie krass, mein Zelt ist eine kleine Folterkammer… Es nützt alles nix, ich muss mit dem Zelt umziehen. Der Wind bläst aus Richtung Staumauer, weiter hinten und oben gibt es eine Mauer, die mich somit schützen würde. Umzug mit dem Zelt, das habe ich noch nie machen müssen. Tja, einmal ist immer irgendwann das erste Mal.

IMG-20240723-WA0001.jpeg

Der Wind ist echt gigantisch. Mein Zelt ist total eingedrückt


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Als ich mein Zeug aus dem Zelt geholt habe, fliegt es mir fast davon.

Wen´s interessiert, wie ich mein Zelt aufbaue, hier ne kleine Beschreibung.
Oberste Priorität ist ja das gute Liegen, aber auch dass ich nach Osten liege, ist mir wichtig, damit mir der Sonnenaufgang ins Zelt scheint. Also lege ich mir immer erst ganz zu Anfang nur die Isomatte auf den Boden und mache Probeliegen. Es kann schon vorkommen, dass ich mich dabei mehrere Male mit der Matte umlege. Mir ist es sehr angenehm, wenn ich eine Arschmulde habe, das entlastet die Lendenwirbel und ist in der Nacht, wie so ne Art Zentrierung für mich. Wenn die optimale Position gefunden ist, stelle ich mein aufgebautes Zelt einfach diagonal auf die Isomatte. Ich schlafe diagonal im Zelt, damit ich mehr Länge zur Verfügung habe. Dann ziehe ich die Matte unten raus und lege sie in der gleichen Position wieder ins Zelt. Wenn es trocken ist, kam es schon mal vor, dass ich sie auch unterm Zelt liegen lasse, Danach fliegt der restliche Kram ins Zelt, wobei da auch schon alles seine gewohnte Position hat. Wenn ich dann noch Lust habe, positioniere ich mein Krokodeel so, dass ich es sehen kann, wobei es mir aber nicht den Sonnenaufgang komplett verstellen soll. Jeder hat halt so seine Eigenarten und Prioritäten.
Manche brauchen Televisor (ich liebe dieses Wort aus dem Buch 1984 von G.O.) mit Bluetooth, für ihre Hörgeräte.
Es sitzt ja eh schon jeder Handgriff, also ist es recht flott erledigt. Aber ne halbe Stunde braucht´s bestimmt.

Da liege ich jetzt hinter der Mauer auf der Lauer, wie ne kleine Wanze.
Nee, ich lausche dem Sturm, der Geräusche im alten Strommast macht und genieße es, dass die Zeltplane Ruhe gibt. Die Aktion hat sich voll gelohnt. Guter Schlaf ist mir heilig – und gutes Essen.

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Hier gehört das Bild hin.



Tag 8 – 23.07.24 - Colle de Finestre, Assietta Kammstraße und weiter Richtung Süden

Hier im Schutze der Mauer schlafe ich wie ein Murmeltier und wache aber schon vor Sonnenaufgang auf.


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Der neue Tag schleicht sich an


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Später verwöhnen mich die Sonnenstrahlen. Ein wunderschöner Morgen begrüßt mich. Leckeres Frühstück mit Tee im Zelt.

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Heutiges Tee-Rezeptur: Kee, Thymian und Pfefferminze.




Ich feiere mein neu geschenktes Leben, diesen neuen, weiteren Tag. Das bedeutet aber auch, dass es jetzt einen Tag weniger ist in der Zeit, die mir noch verbleibt. Also Leben jeden Tag, jeden Moment und Augenblick. Mach was Du willst und genieße es oder mach was anderes. Erst mal mache ich Musik. Habe mir daheim so gewünscht, dass ich die Zeit und Muße finde, viel Seelenmusik zu machen. Hier wieder einige Videos, wie aus Gedanken, Inspiration und Geduld etwas Neues entstehen kann.







Am Rande erwähnt: Meine Mutter ist Musikpädagogin und unterrichtete Klavier. Sie hat so einige Talente aus dem Ei gepellt und entwickelt. Letzte Woche war bei ihr im Dorf eine Weihnachtsfeier und sie berichtete ganz endtäuscht am Telefon, dass die Kinder heutzutage nicht mehr in der Lage sind selbst mit der Blockflöte ein Lied zu spielen. Früher waren ihre Klavierschüler immer aktiv bei solchen Feiern auf der Bühne. Bei dieser Feier wurden garkeine Musikstücke aufgeführt. Entweder sind die Kinder heutzutage zu blöde dafür oder wir wollen andere Kulturen nicht mit unseren Weihnachtsliedern und sonstigen Gepflogenheiten und Gebräuchen belästigen – wofür ich dann natürlich vollstes Verständnis habe. Kann man ja nicht verlangen, dass …. STOPTASTE wo bist du.



Nach dem Frühstück und meinen Musiksessions kommt mir dieses dunkle Loch weiter in den Sinn.
Ich habe schon ein paar Mal reingeschaut, aber das Hauptgefühl bei der Sache war mir immer unheimlich.

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Doch heute bin ich ja sozusagen neu geboren, die Karten sind neu gemischt.
Heute zieht es mich unheimlich an und ich schaue mich mal genauer um dort.

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Theoretisch könnte man also durch dieses Rohr bis zur Staumauer krabbeln.

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Links ist der Gang zum Castele und das Rohr führt wahrscheinlich nach Susa

Jetzt kommt mir auch den ursprünglichen Zweck dieses Gebäudes in den Sinn. Es war das Turbinenhaus des Stromerzeugers. Krass, die verbogen Gewindestangen, als wenn es Streichhölzer wären. Die müssen ganz schön gewütet haben, beim Ausbau der Turbine. Dann entdecke ich diesen Gang. Castle steht oben drüber. Bevor ich da aber weiter reingehe, hole ich mir erst mal meine Taschenlampe und Stirnlampe und überprüfe den Akkustand am Handy, da ich es ja auch als Lampe benutzen möchte - im Notfall. Es ist total spannend, ich mache ganz langsam und vorsichtig. Jeder Schritt ist spannend und kann mein Ende bedeuten. Der Boden ist staubig, es liegen Bretter rum und jetzt verstehe ich auch den ehemaligen Sinn dieses Ganges. Es ist der Verbindungsgang für die Mitarbeiter, oben in der Schaltzentrale ihren Dienst verrichten, um runter zur Turbine zu kommen. Hier unten gibt es riesige Hallen, vielleicht Wasserspeicher, keine Ahnung (Fotos gelingen nicht wegen der Dunkelheit) und als ich durch Rufen die Größe ermitteln möchte, bekomme ich bei dem Hall wieder Gänsehaut. Die Gänge und Räume müssen gigantisch riesig sein. Diese Aktion gefällt mir echt gut, ich liebe Gänsehaut, allerdings brauche ich dabei natürlich auch die gewisse Sicherheit, die ich mir in diesem Fall durch meine Umsicht und Vorsicht erhoffe. Der Gang geht um eine Ecke, dann kommen ein paar Holzbretter, denen Festigkeit ich erst ein wenig teste. Danach sind Eisenbügel in der Wand eingelassen mit denen man ins darüber liegende Gebäude kommt. Erst wollte ich dort abbrechen, aber was soll´s? Jetzt bin ich hier. Kann nicht mit Gewissheit sagen, ob ich jemals nochmal hier her kommen werde. Wollen tät ich´s ja schon, aber die Pläne macht ein anderer. Also vorsichtig die Bügel hoch gekrakselt. Spannend ohne Ende, ich bin tatsächlich im oberen Gebäude und genieße die Behausung mit ihrer gigantischen Aussicht. Zwei Krähen, die mir schon draußen eins geträllert haben, sind jetzt auch in dem Gebäude und krächzen mir wieder eins. Da die Fenster nur mit Brettern verschlossen sind, können die Vögel nach Belieben rein und raus fliegen. Mir kommt schon vor, als ob sie verstehen, dass ich der Mensch bin, der eben noch draußen ungewohnte Klänge gemacht hat. Doch extreme Vorsicht ist geboten. Im Boden sind rechteckige Löcher, teilweise mit Brettern abgedeckt. Wer in ein solches Loch reinfällt, muss hier bleiben. Keine Sau würde mich jemals finden. Genug Risiko gespielt, ich bin satt vom eigenen Adrenalin und begebe mich auf den geordneten Rückzug. Jeder Schritt und Handgriff muss passen und mit Bedacht ausgeführt sein. Die Erleichterung, als ich wieder unter freiem Himmel stehe, ist bemerkenswert. Das Gefühl, über sich selber hinausgewachsen zu sein, sich herausgefordert zu haben ist es ebenfalls. Dies Gebäude ist erkundet, abgehakt. Es gibt aber noch einige Gebäude hier auf dem Gelände… keine Frage – ich komme wieder.

Als ich mit dem gepackten Motorrad das Areal verlasse, schaue ich mir nochmal die Begebenheiten von gestern an. Bin immer noch erstaunt, was mich geritten hat, da runter zu fahren.
Wie gesagt, habe in dem Moment gedacht, ich sei da immer schon an der Stelle runter gefahren.


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Das ist die Schotterstrecke hoch zur Staumauer und dort beim Busch ist der Abzweig auf die Traktorspur


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Wenn man weiter hoch fährt, schaut man von hier auf die Spur.
Die Steine habe ich mit dem Koffer noch rausgeruppt, als ich da runter bin.


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Ey, das war richtig knapp, einen Meter weiter und ich hätte mich selber beerdigt.


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Das war dann der weitere Weg der Bergung

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1000 Dank, dass der Koffer als Bodenakner funktioniert hat

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Genug der Ergründung des Missgeschickes. Weiter geht´s - ich liebe dieses Gelände.
 
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