Meine 10 Tage Alpentour - Schweiz, Italien und Frankreich

[Jungfux]

Dann kam noch voll das Original mit dieser Karre angefahren.
Man beachte die Trompetentüten...

Weiter geht die Fahrt, das Wetter passt nicht ganz.
Leichter Niesel manchmal, geht aber wieder vorbei.
Aber am Horizont sieht es dunkel aus.
Zum Zeltaufbau ist es noch eine halbe Stunde zu früh, also weiter.
Ich treibe die Wolken vor mir her. Die Straße ist pitschnass.
Bis nach Bitche wird das heute nix mehr, das ist klar.
Die Landschaft bietet absolut kein Versteck, aber in ca. 6 km Entfernung sehe ich einen großen Wald. Dort werde ich meinen Schlafplatz finden. Fahre nach dem Ort Saumuhl, der aus genau zwei Bauernhäusern besteht, rechts in den Wald.
Es dämmert schon wieder gewaltig und im Wald ist es noch dunkler.

Nicht den Weg scharf rechts, sondern nur den Abzweig leicht rechts, er geht neben der Straße den Berg hoch.

Die letzten drei Fotos wie immer vom Morgen danach.

Kein Platz zum Zelten, nur der schmale Weg.
Fledermäuse sitzen im Gras und fliegen davon, als ich komme.
Hoffentlich überfahre ich keine. Ich mach ganz langsam.
Mist, in jedem Wald kommt irgendwann eine Lichtung.
Aber ich fahre weiter, es ist schon so dunkel, dass ich die Suche nicht mehr abbrechen kann, um was Neues zu suchen.
Endlich, nach 2 km kommt die ersehnte Lichtung.
Wie so oft, fängt der Regen genau in dem Moment an, als das Zelt fertig aufgebaut und alles eingeräumt ist.
Na dann, schlaf gut.

 

[Jungfux]

Mittwoch: Der letzte Tag der Kurzreise und heute geht es wirklich nach Bitche, versprochen.

Ich befinde mich gerade in einem tollen Traum und schlafe tief und fest, als mich mein Telefon weckt. Ein Kunde braucht mich für Donnerstag und Samstag in der Frühschicht. Arbeitsbeginn 3:00 h. Ok, passt, wollte eh heute Abend daheim sein und gleich im Anschluss an so eine Reise wieder Aufträge zu bekommen, ist doch echt genial. Somit fiel es also gar nicht auf, dass ich mal weg war.
Als ich kurz darauf dann vor dem Zelt beim Frühstück sitze und den Morgen und die Stille genieße, klingelt schon wieder das Handy. Wieder ein Kunde, die bestellten Teile wurden geliefert, wann einbauen? Mach ich am Freitag. Geil, den Rest der Woche Arbeit und die Auftragsannahme ist heute mal vor dem Zelt im Wald.
Zum Glück gibt es kein Bildtelefon…

Schönes Leben. Sonntag bis Mittwoch auf Achse und dann Donnerstag, Freitag, Samstag Spritgeld verdienen.
Hier im französischen Wald habe ich wieder voll die Ruhe weg. Denn auch wenn jemand kommen sollte, bin ich mir sicher, dass es keinen Ärger gibt.
Als ich weiterfahre, komme ich recht bald an diesem Schild vorbei. Es ist zwar schon leicht vergilbt, aber der Abzweig reizt mich.

Die Nebenstraße der Nebenstraße ist echt idyllisch und dieses Häuschen läd mich wieder zum Träume ein.

Das Bikercafe ist leider seit zwei Jahren geschlossen, erzählen mir Leute vor Ort. Scheidungs-und krankheitsgedöns. Aber sie wollen bald wieder öffnen. Na dann viel Erfolg, freu mich drauf, beim nächsten Besuch.
Ich komme durch Dörfer, in denen Häuser stehen, die bei uns längst abgerissen oder mit tonnenweise rot-weißem Band abgesperrt wären.

So und nun kommt Bitche.
Am Ortseingang erst mal ein Bunker.
Ich glaube fast, die Franzosen sehen die Dinger als Denkmal oder Warnzeichen. Sie räumen die Dinger nicht weg und das Teil ist sogar offen und begehbar. Wieder unvorstellbar bei uns. Vorsicht Lebensgefahr, was da alles passieren kann.

Wenn man sich überlegt, dass der Bunker warscheinlich seit 1945 offen steht, sieht es da drinnen echt sauber aus. Bei uns wäre das Ding doch im Handumdrehen randvoll mit alten Fahrrädern, Kühlschränken, TVs und sonstigem Abfall. Hier ist nur ein bischen Laub drin - gefällt mir.

Und dann kommt für mich ganz unerwartet und überraschend die Festung von Bitche (Zitadelle de Bitche). Ich bin gleich hin und weg.
Gigantisch, auf einen kleinen Hügel oben drauf gebaut.
Eigentlich bin ich nicht so der Museums-und Besichtigungstyp, aber das Teil schaue ich mit an, ist sofort beschlossen.
Vielleicht war es das, was mich ungeahnt nach Bitche gezogen hat.

Fahre erst durch die Innenstadt und sehe schöne Gebäude und Blickwinkel. Hier hat diese Figur das gleiche Kreuz wie auf den Hügel vom Vortag zu sehen war.

Der Eintritt zur Festung beträgt 10 Euro. Dafür gibt es für eine Audio-Führung in drei wählbaren Sprachen. Man wird durch die unterirdischen Gänge, Gewölbe und Räume geführt, in denen per Beamer Filme gezeigt werden, die die Belagerung der Festung im ersten Weltkrieg zeigen. Die Dokumentation ist wirklich genial gemacht, da sie an den Originalschauplätzen an und in der Festung gedreht worden ist… Ich war echt berührt und habe an einigen Stellen die Tränen laufen lassen z.B. bei der Szene, in der das Gesinde, teils grob getrieben von den Soldaten, genau auf dem Weg in die Festung flüchtet, auf dem ich eben gerade erst selber gegangen bin. Sehr berührend und eindrucksvoll gemacht.

Leider hat mein Kopfhörer irgendwann ab der Hälfte die Sprache auf Französisch gewechselt. Das war natürlich sehr schade. Aber ein deutliches Zeichen, dass ich nochmal wieder kommen muss. Als ich an der Kasse davon erzählte, wurde meine Eintrittskarte bestempelt und ich habe somit den nächsten Besuch frei. Nette Menschen, diese Franzosen. Diesen Besuch kann ich nur jedem ans Herz legen, der in der Gegend ist. Ich habe dort so viel Zeit verbracht, dass ich dann irgendwann weiter Richtung Heimat musste.

Die Straße nach Wissemburg führt durch sehr schöne Landschaften und Fachwerkdörfer. Am Mittwoch ist W. nicht ganz so voll. Ich schlecke noch ein Eis und fahre weiter.

Bis ich daheim bin, hätte ich noch gern was thailändisches gegessen. Und jetzt mal ohne Witz, auf der geraden Strecke heimwärts finde ich in einem Dorf noch eine ganz kleine Thaibude. Die sind mir eh die Liebsten. Das kann doch alles nicht wahr sein. Das Essen ist oberlecker und ich bin kurz darauf satt, glücklich und müde wieder daheim.

Aber eins weiß ich: Die Reise geht weiter, denn jetzt bin ich auf den Geschmack gekommen.

Ach so und meine neuen Innentaschen für meine Touratech-Alukoffer kommen von Lidl und kosten 49 cent das Stück. Diese Reycling-Kunststoff Tragetaschen sind für mich optimal. Die Klamotten rein, oben den Rand eingerollt und andersrum in den Koffer gelegt. Alles trocken.

 

[Nordisch]

Danke fürs Mitnehmen. Wunderbar!

Fühle mich ganz klein. Wie haben das die Menschen nur gebaut, wie lange hat das gedauert und wie viele sind dabei ums Leben gekommen? Fragen über Fragen.

Ah! Bin ich nicht allein mit solchen Gedanken, wenn ich mir Kirchen etc. ansehe. Man muss nicht mit dem einverstanden sein, was der Glaube (an was auch immer) mit Menschen macht, aber ich habe immer gehörigen Respekt vor solchen Leistungen und gedenke auch derer, die das nicht aus freien Stücken mitmachen mussten.

 

[Jungfux]

Genau das ist es, Nordisch.
Und mit der Kathedrale von Metz wurde in mir ein Funken der Begeisterung für solche Bauwerke gezündet.
Bin gespannt, was für ein Feuer sich daraus entfacht.
Morgen (Samstag) geht es höchstwahrscheinlich wieder auf einen Kurztripp, erst mal wieder nach Bitche.

Und nachdem der Bericht hier fast 3000 Mal aufgerufen wurde, gehe ich davon aus, dass ich den einen oder anderen am Touratech Active Adventure sehen werde.
Freu mich drauf.

 

[cbiker]

cooler bericht - besser luftmatratze (habe eine mit integrierter luftpumpe) statt ISO matte, dann hast du weniger gepäck und mehr schlafkomfort

Welche denn konkret, bitte?

 

[Jungfux]

Hallo Cbiker,
das hat nobbe doch im Beitrag 10 schon beantwortet. :-)

 

[finepixler]

Werden hier Grammys für Reiseberichte verteilt? Der „goldene Kardan“?

 

[cbiker]

Hallo Cbiker,
das hat nobbe doch im Beitrag 10 schon beantwortet. :-)

Danke, das hatte ich da noch nicht gesehen

 

[Ringpepsi]

da gibt es uff dem Backfischfest das erste mal keinen Backfisch
dafür diesen Mega Reiseberichte aus Ketsch, Daumen hoch.
Bitche wollte ich auch schon mal hin, danke für die Erinnerung.

 

[Jungfux]

Hey Frank,
und die Idee mit dem "Goldenen Kardan" ist sehr schön.
Den würde ich nehmen. Danke Dir recht herzlich.

 

[Adamlauw]

Es gibt das Buch der 1000 Säulen beschreibt wunderbar den Aufbau der Kathedralen in Euro zu der damaligen Zeit mit allen Komplikationen sehr lesenswert- den mehrfachen Daumen hoch hast du!

 

[teileklaus]

super beschrieben, wie hast du das in der CH mit dem Bezahlen gemacht?
Umtausch in Bar Fränkli, oder nehmen die unsre Karten auch an der Tanke?
Was wird an Umrechnungs bolus draufgeschlagen oder bei unserer Bank dann berechnet?

 

[*Topas*]

nehmen die unsre Karten auch an der Tanke?

klar

 

[Juescho]

wie hast du das in der CH mit dem Bezahlen gemacht?

Mittlerweile nehmen die in der Schweiz auch € ... die Reise war Anfang September 2022 ...