Montag: Bin recht früh aus dem Nest gekrabbelt und hab mich vom Acker gemacht. Nix riskieren, bin ja schließliech wieder in der BRD. Wollte wieder zu den Bibern, grade mal ca. 3 km entfernt. Die Abendsonne schien mir gestern ins Gesicht. Hoffte, dass ich mit der Morgensonne im Rücken eine bessere Sicht auf die Tiere habe. Stimmt, die Farben waren schon schöner, aber Biber sind nachtaktiv und pennen, während die meisten Menschen schaffen oder gaffen gehen. Keine Biber - schlaue Tiere, sind ja nicht im Zoo angestellt.
Kleine Zufalls-Geschichte. Habe meinen Tankrucksack mit zu dem Platz genommen, Handy war im Fensterfach, Reißverschlüsse unbemerkt leicht offen. Als ich das erste Foto schießen will, merke ich, handy ist rausgefallen ist. Shit, bin über einen gemähten Acker ca. 300 m her gekommen. Muss ich echt den ganzen Weg über den Acker absuchen? Die Stimmung ändert sich… Begebe mich auf die Suche, aber das Handy ist erst drei Meter vor meinem Rastplatz am Bach rausgefallen und ich finde es also gleich. Somit nur eine ganz kurze Suche. Vielen Dank ihr da oben.
Und noch ein Missgeschick, das auch blöder hätte laufen können. Denn als ich am Mopet ankomme ist der Zündschlüssel weg. Ich kotz gleich, immer an diesem Platz passiert so was, was mir das ganze Jahr nicht passiert. Lange Geschichte kurzgemacht. Gehe erst mal zurück zum Bach und siehe da, da liegt der Schlüssel am Platz. Er ist mir aus der Jackentasche gerutscht. Aber Ersatzschlüssel wäre im Kulturbeutel.
Meinen Hausschlüssel deponiere ich aus diesem Grund bei Reisen immer gleich daheim im Gebüsch, damit mir dieser Schreck während einer Reise erspart bleibt. Wenn keine Biber, dann Mopet fahren. Habe meinem Freund ein paar Fotos von den Bibern geschickt, er wohnt in der Gegend und kennt sich aus. Sollte sich noch als guter Guide erweisen. Ich finde erst mal eine schöne Serpentinenstrecke durch den Wald und einen Abzweig zu einer Klause. Warum nicht anschauen? Ich bin neugierig und habe ja Zeit. Die Klause ist eine Kapelle, man lernt nie aus. Der Weg dahin geht ca. 3 km durch den Wald, ohne Verbotsschild. Ich kann gar nicht glauben, dass ich in D bin. Sitze dort und genieße wieder die Ruhe des Montag-Vormittags.
Wen es interessiert: Schankweiler Klause.
Gnadenkapelle "der Mutter vom guten Rat".
Zwei Sachen passen mir nicht, ich war noch nicht im Wasser – der Biberbach hat kein schönes Wasser und ich muss mal. Fahre rum, alles zu, überall Mo. Ruhetag. Aber vor einem Lokal steht ein Mann, frage nach Kaffee, er ist der Chef und meint: Eigentlich ist bei ihm auch zu aber ok, er wollte eh grade für sich Kaffee machen. WC-Problem gelöst. Er gibt mir einen guten Tip für die Weiterfahrt, nämlich erst von Körperich nach Vianden und dann die kleine Straße am Fluss entlang bis nach Cleryaux. Das ist Luxembourg. Habe keinen Pass oder Perso dabei. Habe ihn bei meiner ersten Tour auch nicht gebraucht. Aber schon spannend, ob es klappt, ohne Pass. Fühle mich echt frei gerade. Es ist eine landschaftlich schöne Straße.
Cleryaux (bei Googel maps Clerf) hat eine historische Altstadt, aber am Ortsschild sehe ich ein ganz böses Zusatzschild… Mopet nachts nicht gestattet. Grrrrr, was macht man denn, wenn man da nachts ankommt und nicht durchfahren darf??? Zelt an den Stadttoren aufbauen oder was? Mein Glück, Mittagszeit, ich darf durch. Mist, ich könnte schon wieder müssen. Finde aber kein Kaffee oder was passendes?
Eine Stadt ohne Eisdiele – Luxembourg ist nicht mein Land.
Entdecke ein Schild zur Abtei. Die will ich sehen. Fahre ca. 5 km ums Eck und den Berg hoch. Da oben gibt es bestimmt kein Cafe, egal. Oben vor der Abtei, glaubst Du nicht, ist ein sauberes, öffentliches Toilettenhäuschen. Kommt ja wie gerufen. Und genau als ich mir die Abtei ansehe, ruft mich mein Biber-Freund an und ist ganz begeistert, dass ich in seinem Revier eine Tour mache. Während der Fahrt hätte ich den Anruf garantiert verpasst, weil handy in der Jackentasche.
Dort sind so viele Schlösser und Burgen, dass man eine alleine garnicht aufs Foto bekommt.
Und nie vergessen, dankbar zu sein, dass wir Frieden haben.
Wir kennen uns von einem FKK-See bei Speyer. Daher gibt er mir noch einen Tipp für einen FKK-See ca. 30 min zu fahren… Das passt mir sehr gut in den Tagesplan, den ich ja eigentlich gar nicht habe.
Der See ist superschön gelegen. Später lotst er mich noch per Whatsapp genau zu dem Parkplatz am See. Genial, tolle Landschaft, ein Trinkwasser-Reservoir aber irgendwie wird dort baden geduldet. Wer da hin möchte, fahre von Esch-Sauer an Insenborn vorbei und nach dem Waldstück kommt rechts ein Abzweig nach Neihaff. Dort unten ist der Parkplatz. Allerdings ist es vom Parkplatz bis zum Wasser noch ein gutes Stück zu Laufen. Wer es laut möchte, kann in Insenborn den Schildern folgen zu Plage I oder Plage II.
Da ist bestimmt die Hölle los mit Kindergeschrei und bunten Luftmatratzen.
Ein paar Stunden später kommt dann noch der Tipp von ihm zu einem FKK-Campingplatz (Fuussekaul), auch ca. 30 min zu fahren…
Sag mal, geht´s noch besser?
Ich lasse mich treiben und es kommt alles, was ich brauche.
Ich werde geführt, kommt mir vor.
Abends checke ich dort für eine Nacht ein und habe ein echt großes Areal für mein Zelt und Mopet. Noch ein nettes Schwätzchen mit den Nachbarn im Camper, gutes Essen, schöner Sonnenuntergang und sternenklare Nacht.