Hallo @All,
am Samstag bin ich nun auch mal knapp 2 Stunden eine KTM 1190 Aventure gefahren, leider "nur" das "T" Modell, weil die "R" nicht zugelassen wird (verkauft sich noch bevor sie im Laden steht). Für gewöhnlich fahre ich eine 1200 GSA TÜ mit Öhlins ESA. Vor diesem Hintergrund sind meine Eindrücke zu sehen.
Vor dem Start eine kurze Einführung in den Bord Computer, wenn es denn schon die T ist will ich ja mit den Fahrmodi und den Fahrwerkseinstellungen entsprechend spielen
. Mein Eindruck: Sehr einfach und logisch aufgebaut, prima.
Dann Platz nehmen, - die ist ja niedlich, ich hatte schon vergessen wie es ist, wenn man mit beiden Beinen satt auf die Erde kommt
. Irgendwie erinnert die Sitzposition nicht unbedingt an eine Enduro, eher Super Moto, ist aber nicht schlecht.
Trip Computer zurück setzten und runter vom Bürgersteig, - leichtfüßig, nicht ansatzweise das Gefühl, dass "da hinten was runterplumpst". Schalten, - die Schaltwege kommen mir länger vor als bei meiner TÜ, aber der Hebel ist auch nicht optimal auf mich eingestellt, kann also täuschen. Dann wenden, - wo zur Hölle ist der Schalter für den Blinker? Auch ja, ist ja keine (alte) GS. Irgendwie will der Daumen diesen winzigen Schalter nicht sicher finden, das ändert sich auch im Verlauf der Fahrt nicht. Für meinen Geschmack ist er zu klein und zu wenig definiert in der Bedienung.
Raus aus der Stadt über eine Straße mit vielen Querfugen. Ich bin etwas enttäuscht, die Gabel hat gegenüber dem Öhlins FW hier klar das nachsehen, egal welche Einstellung ich probiere. Aber die KTM weckt Vertrauen, also raus aus der Stadt, in den Sport Modus und Gaaas,- Schluck
, das Ding geht ab wie von einem Katapult abgeschossen. Zurück in den Street Modus, - warum steht die Dämpfung jetzt wieder auf dem Default, hatte ich doch vorhin für den Street Modus schon mal auf Comfort verstellt
?
Aber gute Straße ist nicht was mich primär interessiert. Also rauf auf die erste kleine Straße mit "Achtung Straßenschäden". Der erste Eindruck bleibt, meine GSA kann das besser (feinfühliger). Die Löcher entwickeln sich so langsam zu kleinen Kratern, sieht aus wie in Rumänien
und es lohnt sich mal eine "Stehprobe" zu machen. Oh man, hat KTM vergessen, dass man eine Enduro öfter mal im Stehen fährt? Passt noch weniger als bei der GSA, aber geht noch. Mit Speed absichtlich durch die Löscher, - ahhhh, doch eine KTM. So schnell könnte ich das mit der GSA nicht, ohne dass es heftig rumpelt. Die Kati ist noch lange nicht am Limit, geil
.
Runter vom kaum noch vorhandenen Asphalt auf den nächsten offenen Feldweg, der Weg wird immer enger und immer schlammiger. Der Conti CTA taugt hier rein gar nichts, das Ding rutsch nur rum
. Die Kati macht das aber gut, sie lässt sich immer wieder sicher einfangen (wenig Gewicht halt), der Enduro Modus macht total Sinn. Die Gasannahme ist schön weich und der Motor hackt auch unter 3000 U/min nicht unwillig auf der Kette rum. OK, die GSA kann das mit der Gasannahme immer noch besser (sprich mit weniger Drehzahl), aber es ist gut.
Als Abschluss noch ein paar Kilometer gemütlich auf trockenen, nicht asphaltierten Wegen bummeln. Mal ein Blick auch den Durchschnittsverbrauch, - 6,9 Liter / 100 km
. Im Baltikum hat meine GSA bei ähnlichem Tempo 5,0 Liter / 100 km gebraucht
. Was noch auffällt ist, dass es beim Einlegen des ersten Ganges auf Betriebstemperatur immer einen leichten Ruck gibt. Vielleicht ist das normal, aber von meiner Honda VTR 1000 SP2 kannte ich das nicht.
Mein persönliches Fazit:
Ich habe mit der Kati sehr, sehr viel Spaß gehabt, sie ist in der Summe nicht so perfekt wie eine GS(A), aber muss sie das sein? Ich glaube nicht, dann wäre sie mir wohl wirklich zu "weichgespült". So ist sie immer noch eine KTM die sportlich gefahren werden will und auf jeden Fall ein absolut geiles Motorrad.
Der Verbrauch (im Eduro Modus) muss weiter runter und ein anständiger Off Road Reifen muss noch her (ja, ich habe auf Youtoube gesehen was Profis mit der Kati und dem CTA anstellen, - herzlichen Glückwunsch an alle, die das können, ich kann es nicht) und, dass die Fahrwerkseinstellung sich immer auf den Default ändern, wenn man den Fahrmodus umschaltet ist Mist. Vielleicht lässt sich das mit dem "Bad Fuel Dongle" verhindern, der Händler wusste es nicht. Ach so KTM: Bitte einen orangen Rahmen für die "T"
.
Vielleicht stelle ich nächstes Jahr eine "T" Adventure neben meine GSA. Der charakterliche Unterschied scheint mir das zu rechtfertigen
.
Aber ich muss auch für die TÜ eine Lanze brechen: Das KTM Getriebe schaltet sich in meinen Augen nicht besser als das viel gescholtene Getriebe meiner TÜ, wobei es bei mir auch nur dann Geräusche macht, wenn ich "schlampig" schalte und nicht so, wie es Bernd Spiegel in seinem Buch "Die obere Hälfte ..." beschrieben hat. Beim Thema "Reisen" an sich dürfte an einer GSA in der Summe auch nach wie vor kein Weg vorbei führen.
Viele Grüße
Carsten