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GSYoungster
- Dabei seit
- 09.01.2014
- Beiträge
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Da liegst Du leider falsch, jedenfalls in der Wahrnehmung der anderen d.h. nichtchristlichen Kulturen. Es ist manchmal hilfreich, einen Schritt Distanz von der persönlichen Position zu nehmen, um die Position von anderen verstehen zu können - wenn man das überhaupt will... Denn in der Wahrnehmung Anderer führt das Christentum einen Haufen Feldzüge gegen andere Religionen. Ob du dies auch so siehst, spielt dabei keine Rolle, wird einfach so aufgefasst.Und das Christen im Namen Gottes ganz Landstriche verwüstet haben und Un- und Andersgläubige zu tausenden umbrachten, ist dankenswerterweise schon etwas her.
Die Kriege, die wir d.h. die westliche Welt in den letzten Jahrzenhnten in der arabischen/muslimischen Welt angezettelt und mit der uns bzw. allen Kriegen eigenen Brutalität und Menschenverachtung geführt haben, fällt quantitativ zu einem kleinen Teil auf uns zurück. Das erschreckt uns und macht einige von uns glauben, unsere Welt gehe gleich unter. Wir hatten also geglaubt, wir könnten dort drüben/unten unsere Armeen die halbe arabische Welt platt walzen lassen, entscheidend dabei helfen, einen künstlichen Staat inkl. A-Bombe und Ausbreitungsanspruch zu etablieren, ohne dass dies Auswirkungen auf uns hier hat? Mensch, wäre eine solche Sichtweise aber naiv! In der Wahrnehmung von Leuten mit dieser Auffassung können wir uns wohl alles leisten, ohne je einen Preis dafür zu bezahlen. Dabei dachte ich doch tatsächlich, nichts ist umsonst...
Es gibt nur einen Weg des Zusammengehens (dazu haben wir uns als Gesellschaft entscheiden): immer wieder aufeinander zugehen, vergeben (ich hasse dieses Wort eigentlich, da es religiös besetzt ist; trifft hier aber trotzdem ins Schwarze), Dialog, Dialog, alles wie in jeder halbwegs funktionierenden Beziehung. Hilfreich ist, dabei nicht immer zuerst die eigenen Welt-und Wertvorstellungen in den Vordergrund sowie Forderungen zu stellen, sondern auch mal einfach zuhören und versuchen, zu verstehen; immer wieder versuchen, zu verstehen. Ist gar nicht so schwierig, entkrampft ungemein und das Ergebnis ist erstaunlich:-) Nicht vergesssen, wir haben mit 95% einen erdrückenden Vorteil, es gibt keinen realen Grund für Ängste.
Der sich selber Tiger nennt, ist hier ja eine Institution, berechtigerweise da er was von Motoren und -Rädern und dem ganzen Technikkram versteht. Du hast dich mit deinem Reisebericht und deinen Äusserungen zu diesem Thema hier ja klar geoutet: Du findest es megacool, bei den Kameltreibern für wenig Geld mit deinem Moped im Sand zu spielen, gibst dabei den verwegenen Abenteurer, lässt deiner Frau Angst machen von den vermeintlich bösen weil ja angeblich derart unberechenbaren Jungs dort unten (wow, die dealen mit Grass...), gibst dabei den harten Jungen - hab alles im Griff, Mädel...- und natürlich ist nichts geschehen, oh Mann, musste ich lachen, denn logo ist gar nichts geschehen, du wusstest es ja, aber spielen mit der angeblichen Gefahr kann ja so selbstbefriedigend sein und alles schön ins Forum gestellt, um ein paar Phlegmatiker, die sich wegen ihren ängstlichen Vorurteilen nie dort runter trauen würden, den Macker zu geben. Dabei willst du den Muslimen dort unten harte Fragen zu ihrer Religion und sie auf die Probe gestellt haben, in welcher Sprache auch immer das geschah... Jaja, genau so lernt man etwas über eine andere Kultur, ungelenke Konfrontation ist bekanntlich das probate Mittel, um an Hintergrund und Erkenntnis zu kommen. Da fand ich die Berichte vom Kardanfan weit reflektierter, weil authentisch und ehrlich und geradeheraus mit seinen Vorbehalten und Kritiken. Techniker mögen Maschinen verstehen Tiger, aber Menschen sind nicht Maschinen. Deshalb habe ich persönlich mir angewöhnt, bei Maschinen auf Techniker zu hören. Muss umgekehrt aber nicht so sein.
Warum diese Suche nach der Bestätigung von Vorurteilen? Warum nicht auch mal den Menschen mal (möglichst) wertfrei zuschauen und -hören? Man ist ja schliesslich in einem anderen Land. Warum immer diese schnellen Urteile?
Jedenfalls ging es mir in der Türkei, im Iran und in der Mongolei so anders. Was haben wir gelacht und was haben diese Menschen nach einer gewissen Zeit von sich aus angefangen über ihre (und auch meine:-) Religion zu sprechen und zu fragen, was dann auch Fragen von meiner Seite zuliess; und sie haben sich dabei sehr über ihre Religion und ihre Behörden lustig gemacht. Die Perser waren dabei am dreistesten (auch halböffentlich in Restaurants oder Parks), denen man ja die Zugehörigkeit zur Achses des Bösen schlechtin nachsagt. Gerade diese Perser haben in Architektur (und Medizin) Dinge vollbracht, zu einer Zeit, als wir uns hier noch quasi von Ast zu Ast schwangen, da kommt einem das Augenwasser. Jaja, ist lange her ich weiss und nun sind wir ja am Drücker. Aber das Potential ist gigantisch. Von Al Andalus wollen wir mal gar nicht anfangen. Und da sprechen wir hier vom Islam und dem Mittelalter in einem Atemzug, als wäre dies Gottgegeben. Ist es nicht, denn sie hatten vor und während unserem Mittelalter eine lange Epoche, die uns deart beeinfluste, dass unsere Zivilisation überhaupt erst möglich wurde, gerade im technischen Bereich. Dies vor Ort zu sehen, lässt einen als Westler den Stolz der Muslime auf ihre Kultur deutlich besser verstehen. Und die Angst vor der angeblich grundlegenden Andersartigkeit verlieren.
Wie auch immer, das waren Erfahrungen - die ich in der Schweiz übrigens mit ortsansässigen Muslimen in ähnlicher Weise ebenso mache - die mir zeigen, dass wir wie sie letztlich aus sehr ähnlichem Holz geschnitzt sind und uns mit vergleichbaren Problemstellungen konfrontiert sehen. Die Muslime sind zuallerst auch einfach nur Menschen, die in ihrer Kultur wie wir in unserer Kultur mit erstaunlich vergleichbaren Situationen zu kämpfen haben. Und es tönt jetzt vielleicht blöd, aber vorab verbindet uns auch ein sehr ähnliches Leben mit Exitenzsängsten um unsere Kinder und um uns selber und den Stress mit unseren Frauen und mit dem Geld und auf der Arbeit mit unseren Chefs oder unseren Kunden. Und zumindest die Muslime, denen ich persönlich begegnet bin und begne, gehen mit sehr viel Humor mit diesen diversen Ohnmachten um, die wir alle auf unserem Lebensweg begegnen. Menschen, es sind einfach Menschen wie du und ich.
Dies hat alles nichts damit zu tun, dass die kriminellen Typen, die sich auf den Koran oder auf was auch immer berufen haben, schreckliche Taten begangen haben und dafür bestraft werden sollen. Ok, sie haben nun das erreicht, was sie beabsichtigten: ihren sog. Märtyrertod und dass die Kulturen hier aufeinander losgehen. Lassen wir uns das bieten? Lassen wir uns fernsteuern von irgendwelchen verblendeten Idioten welcher Glaubensrichtung und -Interpretierung auch immer? Nein, denn WIR sind aufgeklärt und wir lassen uns dies nicht bieten. Wir werden weiterhin mit Muslimen umgehen, wie wir das schon vorher gemacht haben. Hoffentlich ohne Generalverdacht, mit einer positiven Grundhaltung und mit einer gehörigen Portion Neugier und Offenheit.
Ciao!