Die im Beitrag #84 bis #87 aufscheinende Haltung habe ich in meinem Kommentar* gar nicht näher thematisiert, aber sie ist das Grundübel des deutschen Einzelhandels: Die Missachtung des Kunden und seiner Bedürfnisse. Ihr klingt wie die Händler, deren ich in entsprechenden Facebook-Gruppen zuhören durfte. Deren Tenor: Kunden sind nerviges Pack. Nörgeln rum, stellen Fragen, machen Unordnung, wollen alles begrabbeln, ganz schlimm. Und dann wollen sie auch noch einen günstigen Preis, und am liebsten dann shoppen, wenn es ihnen in den Kram passt und nicht dem Händler. Un-er-hört!
Alle Händler, die so denken, sollten sich schnellstens ein anderes berufliches Wirkungsfeld suchen, denn ihr Job ist schon so gut wie weg. Sie übersehen eins: Die allerwenigsten Sachen, die im deutschen stationären Handel verkauft werden, braucht man zum Überleben. Das meiste, was man kauft, kauft man nicht, weil man muss, sondern weil man gerne möchte. Und dieses „Möchten“ wird torpediert durch Läden, die nicht auf haben, wenn man Zeit hat, durch ein mangelhaftes Sortiment, durch eine mangelhafte Shop-Gestaltung und durch schlechtes Personal. Und das „nervige Pack“ kauft dann eben online.
Einige in dieser Diskussion glauben offenbar, man könne den deutschen Einzelhandel retten, indem man an die Moral der Kunden appelliert. Klappt nicht, das versuchen die schon seit Jahrzehnten („Lass den Klick in deiner Stadt“).
*Ich habe den verlinkten Artikel ursprünglich in meiner Eigenschaft als Redakteur der E-Commerce-Fachredaktion „Internet World“ geschrieben. Erschienen ist er auf internetworld.de. Und die Kollegen der SAZ Sport (Zielgruppe: Sporthändler) haben ihn übernommen, ist ja dasselbe Haus. Als ich nach dem Text suchte, tauchte er in der SAZ zuerst auf.