Servus zusammen, ich habe es geschafft beide Motorräder zu fahren und beschreibe mal meine Eindrücke der Maschinen (danach habe ich vorher auch gesucht, vielleicht hilft es jemanden). Im Folgenden bezeichne ich die Basis Norden als 901 und die Expedition als EXP. Alles sind natürlich subjektive Wahrnehmungen
. Ergänzend ist zu sagen, ich wiege (gerade) knapp 90kg und bin knapp 190cm groß.
- Design:
- 901 plus EXP sehr schöne Motorräder, gerade die neue graue Variante der 901 gefällt mir sehr
- Leistung:
- Motorradtyp entsprechend, vollkommen ausreichen – sehr sportlich fahrbar. Wenn ausgedreht mit sehr sportlichen Fahrleistungen
- Höhe:
- Bei der 901 komm ich in der unteren Sitzposition mit beiden Beinen komplett auf den Boden, mit der hohen Position fast komplett
- die EXP kommt mir einen Hauch höher in der unteren Position als die 901 in der hohen Position vor
- bei der EXP „tänzle“ ich ein wenig im Stand
- Sitzposition:
- Sehr aktiv, vorderradorientiert
- Alltagstauglichkeit:
- 901 sehr alltagstauglich und leicht zu fahren -> im reinen Stadtverkehr für mich angenehmer eher als die schwere GS
- durch ihre Höhe sehe ich die EXP nicht mit so hohem Alltagsnutzen, die 901 nehme ich als wesentlich zugänglicher wahr
- Fahrwerk:
- 901 mit komfortablen Fahrwerk: Gabel taucht vorn ein, aber gleichmäßig (wohl unveränderter Originalzustand)
- EXP Gabel fühlte sich an, als ob die Gabel beim Bremsen ein Stück „fällt“ bevor sie anspricht (wohl unveränderter Originalzustand). Das empfand ich als sehr unangenehm, für mich schlechter als die 901
- Getriebe:
- Bei insgesamt knapp 2h Testfahrt, bin ich 2 oder 3 mal beim Schalten im Leerlauf gelandet
- Quickshifter funktioniert super, wenn er funktioniert – bei mir hat er ein paar Mal auf der EXP gehakt, auf der 901 war er noch nicht angelernt
- Windschutz:
- Bei der 901 ist mein Oberkörper geschützt, der Helm liegt in der laminaren Luftströmung, das bedeutet bei mir keine Turbulenzen am Helm, angenehm für die Stadt, Enduro fahren, kurze Schönwettertouren. Das wäre mir aber auf einer langen Tour viel zu wenig, im Regen würde man vermutlich mit dem Oberkörper voll im Regen sitzen
- bei der EXP ok, Windschutz deckt den Oberkörper plus den größten Teil des Helmes ab. Dadurch aber turbulente Strömung am Helm (trommelt), ich bräuchte vermutlich einen zusätzlichen Spoiler wie auf der GS
- Ideal wäre eine höhenverstellbare Scheibe
- Menü/Software: Ich habe das erste Mal auf einer Husqvarna mit so vielen Einstellmöglichkeiten gesessen. Somit kannte ich mich damit überhaupt nicht aus und finde das Menü allerdings sehr logisch gelungen und auch auf der Fahrt gut anpassbar
- Hitze vom Motor: war spürbar, aber noch nicht nervig bei ca 20 Grad Außentemperatur und keinem Stau. Ich bin einige hundert Meter im Gewerbegebiet sehr langsam gefahren, störend wurde es noch nicht aber ich habe die Abstrahlung der Wärme schon gemerkt.
Zusammenfassung für mich und mein Fahrprofil
:
Das sieht übrigens wie folgt aus. Ich fahre in den letzten Jahren eigentlich nur noch eine Urlaubstour im Jahr (Pyrenäen 2 Personen, Alpen, Griechenland und zurück, Picos de Europa). Bevorzugr sehr kleine verwinkelte Landstraßen (gut ausgebaute Landstraßen kommen mir dann manchmal wie Autobahnen vor). Im letzten Urlaub bin ich in 14 Tagen bis in die Picos de Europa (7000km) und zurück gefahren, Anreise (Leipzig -> Schwarzwald) und Abreise (Iron Butt Bewerbung – 1620km) Autobahn zurück, den Rest fuhr ich fast nur kleine Straßen und Pässe. Ich fahre voll beladen mit Camping Ausrüstung, die Geschwindigkeit würde ich als zügig bezeichnen, ich fahre die GS so beladen bis an die Reifenkante.
Ich bin eine Testrunde nach Empfehlung des Werkstattmeisters gefahren, ich kannte die Strecke nicht und hatte kein Navi drauf. Da waren ein paar scharfe uneinsehbare Kurven bzw. Kehren dabei. Ich bin mit jedem Motorrad die gleiche Runde gefahren, zum Schluss noch einmal zum Vergleich mit der GS (mit unbeladenen Vario Koffern).
Ich empfinde die 901 als sehr alltagstauglich im Stadtverkehr, wenn man dafür keine Koffer braucht wäre die 901 klar mein Favorit gegenüber einer GS. Zudem finde ich sie chic und stylisch, wem das wichtig ist wird sie vermutlich umso mehr taugen
. Mit der 901 würde ich mich viel eher ins Gelände trauen als mit der GS. Die GS ist merklich schwerer, der Gedanke die GS aufheben zu müssen oder an kniffligen Stellen wenden oder dergleichen zu müssen, würde mich vermutlich von einigen Wegen abhalten, welche ich mit der 901 fahren würde. Da ich im Gelände kein Crack bin, sehe ich die 901 als für mich wesentlich zugänglicher fürs Gelände als die EXP an. Meiner Theorie nach, geht es sehr vielen Leuten so. Aber das „haben wollen“ und die Außenwirkung eines fetten Fahrwerks, dem Marketing sei Dank
, sind vielen auch wichtig. Ist jemand ein Crack im Gelände, werden die Reserven einen großen Vorteil bringen. Für viele andere, die sich vielleicht auch gerade zum ersten Mal mit der Thematik Offroad beschäftigen, führt es vermutlich eher zur Angst umzukippen und hat somit auch Nachteile. Ich habe die Husqvarna in den schnellen Abschnitten sehr aktiv fahren „müssen“, nach vorn vorgebeugt auf den Lenker und im Drücken fahrend. Ich habe bei ein paar scharfen Kurven auf die Geschwindigkeit geschaut, da waren es bei der Husqvarna ca. 55km/h im Drücken, bei der BMW ca. 65km/h im Legen. Ich bin mit der GS schneller und das im absoluten Wohlfühlbereich. Es ist nicht so eine hektische Fahrweise, mit der GS kann ich viel einfacher reinrollen lassen. Fairerweise muss man sagen, dass ich auf der GS 35.000km gefahren bin und davon vermutlich 30.000km auf Urlaubsreisen, da lernt mein sein Moped natürlich kennen. Somit komme ich auch zu dem für mich größten Vorteil meiner 12erGS LC (Vollausstattung): Man fährt meistens einen vielleicht zwei Gänge höher, das bringt eine extreme Ruhe in die Fahrt/Kurve. Vor der Kurve anbremsen, mit Stützgas einlenken und sauber unter Zug rausfahren. Bei einer Norden setze ich mich weiter nach vorn um fahraktiver zu sitzen und korrigiere viel. Mit einer Norden kann ich bestimmt gut einen Pass hoch sprinten, das ist extrem spaßig aber auf Dauer in Verbindung mit dem wesentlich aktivierem Schaltenverhalten und Ausdrehen des Motors sehr kräftezehrend. Mit der GS fahre ich bei identischer Geschwindigkeit viel entspannter. Und jetzt kommt der für mich große Unterschied, somit auf den ganzen Tag gesehen auch viel schneller! Von mir ausgehend, wenn „mit dem Messer zwischen den Zähnen“ 100% bedeutet, dann kann ich die GS entspannt den ganzen Tag bei 85-90% fahren und das ist für mich aktuell ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der GS (ich bin noch keine Super Adventure oder Multistrada V4S gefahren). Über den Tag bzw. eine Tour von 14 Tagen mit vielen Kilometern, kann ich mir nicht vorstellen auf Dauer mit einer der Husqvarnas ähnlich konstant zügig zu fahren und das bei der GS im absoluten Wohlfühlbereich. Ehrlich gesagt denke ich in solch Momenten, krass die GS ist schon 10 Jahre alt und darin einfach so gut! Der auf mich angepasste Windschutz der GS ist für mich klar besser (durch Scheibenversteller und somit steilerem Winkel der Scheibe + Spoiler). Vermutlich könnte ich den Windschutz für eine Norden über eine andere Scheibe oder einen Spoiler für mich verbessern. Aber auf der GS höre mir bei 140-160km/h Podcasts bzw. Hörbücher an, das ist schon geil (Sitzbank tief, Scheibe hoch). Vermutlich könnte ich mir über den Explorer Modus das Fahrgefühl noch individuell optimieren. Das liesse mich die Husqvarna vielleicht ähnlicher der GS, hinsichtlich dieser souveränen Fahrbarkeit, wahrnehmen. Aber das müßte man noch einmal herausfahren.
Kaufe ich mir nun eine der beiden? Aktuell vermutlich noch nicht. Dieses Jahr geht es wieder mit Zelt nach Korsika, aber wahrscheinlich zu 95-100% auf der Straße. Davor fahre ich mit meiner kleinen WR250R die HAT und noch n bisl offroad durch die Alpen. Aktuell ist der Fuhrpark schon ziemlich ideal für mich zusammengestellt. Sollte sich in Zukunft mein Fahrprofil mehr Richtung Offroad verschieben, dann ist die Husqvarna sehr feine Ware. Sie ist für mich auf der Strasse vielleicht nicht der GS ebenbürtig, aber deckt halt trotzdem alle Einsatzzwecke gut bis sehr gut ab! Ob Tour, leichtes Offroad oder 2 Personenbetrieb, ich denke es ist alles sehr gut möglich. Würde ich zur Basis oder zur EXP greifen? Der normalerweise preislich geringe Abstand zwischen 901 und EXP würde mich vielleicht zur EXP greifen lassen, gerade hinsichtlich eines möglichen Wiederverkaufs. Mit einem aktuellen Neupreis von 10.790 Euro für die 901 inklusive Hauptständer und Griffheizung, würde es vermutlich die Basis mit Anpassungen werden.
- Explorer Modus
- stabiler Motorschutz
- progressive Federn vorn und hinten
- andere Spiegel wegen der Verwirbelungen
- anderes Windschild
Dann hätte ich für vielleicht 12.000 Euro ein sehr geiles neues Moped mit 0km auf der Uhr stehen. Was für mich ein sehr sehr breites Spektrum abdecken würde. Verdammt und da ist es auch bei mir wieder, dieses komische Gefühl des „haben Wollens“ …
Da ich ja selbst nach solch Eindrücken im Netz gesucht habe, hoffe ich mit diesen Zeilen vielleicht dem ein oder anderen ein wenig helfen zu können. Es zeigt sich aber mal wieder, wie wichtig eine ausgiebige Testfahrt ist, oder vielleicht auch eine 2.
.